«Scheiss Afghane»
Fischers Heldentat von Rassismus-Eklat überschattet

Union Berlin schlägt kurz vor Ende zu: 1:0 gegen Bayer Leverkusen. Der Sieg wird von einem Rassismus-Eklat überschattet.
Publiziert: 15.01.2021 um 22:47 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2021 um 21:12 Uhr
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Ein wütender Amiri (l.). Der Leverkusen-Star soll rassistisch beleidigt worden sein.
Foto: AFP

Union Berlin – Leverkusen 1:0
Es ist unglaublich: Nach den Bayern und Dortmund narren Union Berlin und Trainer Urs Fischer den nächsten Grossen, fahren gegen Leverkusen drei Punkte ein. Zum Eklat kommt es aber nach dem Spiel. Leverkusens Abwehrrecke Jonathan Tah schreitet zum DAZN-Interview und sagt: «Das erste Fazit, das ich sehr bitter finde, ist die Situation, die mit Nadiem Amiri vorgefallen ist. Wo anscheinend die Herkunft, wo seine Eltern herkommen, beleidigt wurde. Das ist sehr, sehr schade, das gehört nicht auf den Fussballplatz. Das ist das Bitterste an dem ganzen Abend, ich hoffe, dass es Konsequenzen haben wird.» Tah wird deutlich: «Es gab Diskussionen und da ist der Begriff 'Scheiss Afghane' gefallen. Das gehört hier nicht hin, egal wie emotional das Ganze hier ist. So geht das nicht.»

Nach dem späten 1:0 durch Union gingen die Emotionen hoch. Amiri, DFB-Nationalspieler und afghanischer Abstammung, war in ein Wortgefecht mit Florian Hübner verwickelt. Wer welche Ausdrücke benutzt hat, ist auf den TV-Bildern nicht zu erkennen. Urs Fischer zeigte sich so trotz nächstem Husarenstück betrübt: «Es sind Worte gefallen, die nichts auf dem Fussballplatz zu suchen haben. Es soll von beiden Seiten was gefallen sein. Wir werden das versuchen zu klären. Wenn das der Fall sein sollte, dann entschuldige ich mich schon dafür.»

Am Samstagmorgen teilt Leverkusen mit, dass es noch im Stadion zu einer Entschuldigung gekommen ist. «Er ist nach dem Spiel zu mir in die Kabine gekommen. Es sind auf dem Platz aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert und deswegen ist die Sache für mich nun erledigt», wird Amiri in der Stellungnahme zitiert. Um welchen Union-Profi es sich handelt, erwähnen sowohl Klub als auch Spieler allerdings nicht.

Das Spiel: Der Satz stammt von einem, der es weiss. Ganz bestimmt. Sir Alex Ferguson sagte mal: «Ballbesitz ist im Grunde reine Zeitverschwendung.» Ist es! Gerade dann, wenn man nichts Konkretes mit dem Ball anzufangen weiss – wie die Leverkusener. Deren Klasse ist zwar unbestritten und auch faktisch belegt mit einem Saisonstart mit zwölf ungeschlagenen Spielen. Nur: Gegen die Unioner von Urs Fischer bringt die Bayer-Elf nichts Konkretes zustande. Sie beansprucht zwar mehrheitlich Ball und Spielfeld – und das technisch sauber. Nur fehlt der Druck, die Konsequenz, die Durchschlagskraft. Und vor allem fehlen: die Tore. Im Gegensatz zu Union: Cedrich Teuchert taucht nach einem Steilpass von halblinks vorm Leverkusener Tor auf. Und schliesst eiskalt ab. In der 88. Minute. Ein sagenhafter Erfolg! Gleichwohl keine Sensation. Schon zuvor war Union das konkretere Team, jenes mit stärkerem Zug aufs Tor. Zweimal treffen sie Aluminium. Marvin Friedrich köpfelt einmal nach einer guten Viertelstunde und einer Flanke von Unions Rechtsverteidiger Christopher Trimmel an den Aussenpfosten. Und Cedric Teuchert schmettert den Ball fünf Minuten nach Wiederbeginn ein andermal gar an den Innenpfosten. Pech. Später läufts besser. Leverkusen drückt besonders in der zweiten Halbzeit. Macht Druck, rennt an – bleibt aber wirkungslos. Und steht nun mit der dritten Liga-Pleite in den letzten vier Spielen da. Die Titelchance? Immer unwahrscheinlicher. Union ist seit sechs Partien unbesiegt. Geringerem Ballbesitz zum Trotz.
Das Tor: 88. Teuchert 1:0

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