Eine Legende tritt ab: Christian Streich (58) beendet nach gut zwölf Jahren als Cheftrainer beim Bundesligisten Freiburg seine Zeit im Breisgau. Streich hatte im Januar 2012 das Traineramt bei den Profis übernommen, zuvor war er 17 Jahre lang Jugendtrainer beim Sportclub. Unter ihm gabs viele Höhen wie das Erreichen des DFB-Pokal-Finals und mehrere Europacup-Teilnahmen, aber auch Tiefen wie der Abstieg in die 2. Bundesliga 2015. Und eine Menge Geschichten. Ehemalige Schweizer Bundesliga-Stars erzählen, wie der Trainer war und wie er tickt.
Vincent Sierro (2017 bis 2018)
«Die anderthalb Jahre, die ich beim SC Freiburg gemacht habe, waren von der Einsatzzeit her total unbefriedigend. Ich kam nur fünfmal zum Einsatz. Ich hatte im Sommer 2018 recht viele Optionen und wollte mit Christian Streich darüber sprechen, wie er meine Zukunft sähe. Also kontaktierte er mich in den Ferien und fragte, ob ich nach meiner Rückkehr Zeit für ein Treffen hätte. Er lud mich zu sich nach Hause zum Brunch ein. Und tatsächlich: Er machte die Omeletten selbst! Die übrigens exzellent schmeckten. Danach entschuldigte er sich dafür, dass er mir so wenig Einsatzzeit gegeben habe und sagte, dass es auch in der neuen Saison kaum anders werden würde, weil man einen neuen erfahrenen zentralen Mittelfeldspieler verpflichten werde. Als Trainer war Streich knallhart. Auch in der Sache. Aber dass er mich zu sich nach Hause einlud, um mir diese für mich schwierigen News zu verkünden, das zeigt Eines exemplarisch: die grosse menschliche Klasse, die ihn auszeichnet! Nach meinem Abgang zu St. Gallen hatten wir immer wieder mal Kontakt.»
Amir Abrashi (2015 bis 2021)
«Bevor ich zurück in die Super League wechselte, habe ich bei Freiburg nicht mehr so oft gespielt. Aber natürlich trotzdem immer 150 Prozent gegeben und mir nichts zuschulden kommen lassen. Auch nie für schlechte Stimmung gesorgt. Ich wusste: Irgendwann kriege ich wieder eine Chance! Als wir im Pokal vor Weihnachten 2020 gegen Stuttgart spielten, war ich überzeugt, dass ich der Mannschaft helfen kann. Doch ich bin nicht reingekommen, nicht einmal für zehn Minuten. Das hat mich gewurmt und nach der langen Zeit, in der ich alles gegeben habe, wieder mal richtig ‹hässig› gemacht. Ich habe das den Verantwortlichen auch leicht zu spüren gegeben, was ein Fehler war. Dann war Pause. Nach dieser hatten wir Mannschaftssitzung. Streich meinte zu mir: ‹Amir, bleib sitzen.› Ich dachte ‹jetzt gibts Rüffel›. Dann sagte er: ‹Amir, warst du sauer?› Ich bejahte. Und dann überraschte er mich: ‹Irgendwann kriegst du keine Luft mehr. Das ist einfach so. Ich begreife es.› Er hatte dabei sogar Tränen in den Augen, weil er völlig verstanden hat, warum ich so sauer war. Statt einen Rüffel gabs diese Worte. Es zeigt, was für ein Mensch und Trainer er ist. Der Beste, den ich je hatte.»
Admir Mehmedi (2013 bis 2015)
«Die zwei Jahre unter ihm waren ein Wendepunkt in meiner Karriere. Er war eine Art Vaterfigur und hat mich zum gestandenen Mann und Fussballer gemacht. Ich habe bei ihm vor allem eines gelernt: als Stürmer gegen den Ball zu arbeiten. In einer Art und Weise, wie ich das sonst nirgends erlebt habe. Er ist, wie er ist, authentisch und ein Freiburger durch und durch, das merkte man in jedem Gespräch. Ich musste auch mal unten durch. Als ich gegen Hoffenheim meine einzige Rote Karte der Karriere sah, ging er schon an der Pressekonferenz hart mit mir ins Gericht. Später vor der Mannschaft und im Einzelgespräch machte er mich dann ganz klein. Das war brutal für mich, aber heute kann ich darüber lachen. Vor dem Training sassen wir immer in der Kabine und warteten auf ihn. Und als wir jeweils das Schlüsselrasseln im Gang hörten, wussten wir, jetzt kommt der Chef, dann wurde es ganz still. Auch seine Yoga-Übungen, die er ab und zu nach dem Training machte, waren legendär. Ich habe ihm letzte Woche zum Abschied ein SMS geschrieben. Ihn würdig verabschieden kann man gar nicht. Was er für den deutschen Fussball und für Freiburg geleistet hat, ist gewaltig. Solche Menschen und Trainer gibt es nur selten.»
Roman Bürki (2014 bis 2015)
«Christian Streich war wohl der beste Trainer, den ich je hatte. Am Anfang, wenn man ihn nicht kennt, hat man fast ein bisschen Angst vor ihm. Aber schnell wurde er für unser Team damals zur Vaterfigur. Er war streng, aber wenn er merkte, dass bei einem Spieler etwas los ist, dann hat er das Gespräch gesucht. Man konnte mit ihm über alles reden. Er hat von allen Spielern dasselbe verlangt: Mentalität, Einstellung, Intensität im Training. Er sagt: So und nicht anders. Und das zu jedem Spieler. Das ist heute wohl eher selten im Fussball. Ich hoffe, dass er dem Fussball erhalten bleibt. Dass er vielleicht nochmals einen Klub findet. Es wäre schade für den Fussball, wenn er ganz aufhören würde. Was er machte – mit den bescheidenen Mitteln, die er in Freiburg zur Verfügung hatte – das war grosse Klasse.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Bayern München | 15 | 34 | 36 | |
2 | Bayer Leverkusen | 15 | 16 | 32 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 15 | 12 | 27 | |
4 | RB Leipzig | 15 | 4 | 27 | |
5 | FSV Mainz | 15 | 8 | 25 | |
6 | Borussia Dortmund | 15 | 6 | 25 | |
7 | Werder Bremen | 15 | 1 | 25 | |
8 | Borussia Mönchengladbach | 15 | 5 | 24 | |
9 | SC Freiburg | 15 | -3 | 24 | |
10 | VfB Stuttgart | 15 | 4 | 23 | |
11 | VfL Wolfsburg | 15 | 4 | 21 | |
12 | Union Berlin | 15 | -5 | 17 | |
13 | FC Augsburg | 15 | -15 | 16 | |
14 | FC St. Pauli | 15 | -7 | 14 | |
15 | TSG Hoffenheim | 15 | -8 | 14 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 15 | -15 | 10 | |
17 | Holstein Kiel | 15 | -19 | 8 | |
18 | VfL Bochum | 15 | -22 | 6 |