Ende einer Ära
Favre schmeisst hin ... und verzichtet auf 5 Millionen

Nach 189 Pflichtspielen an der Seitenlinie der Fohlen ist Schluss! Lucien Favre schmeisst das Handtuch – und streicht sich ein Vermögen ans Bein.
Publiziert: 20.09.2015 um 20:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:59 Uhr
Von Stefan Kreis

Rainer Bonhof ist sauer, fühlt sich brüskiert. «Wir sind vollkommen vor den Kopf gestossen», sagt Gladbachs Vizepräsident. Er will nicht wahrhaben, dass Lucien Favre nicht mehr sein Trainer ist. Schliesslich habe man den ganzen Tag mit ihm geredet: «Wir haben seinen Rücktritt abgelehnt, weil wir der Meinung waren, dass wir es zusammen schaffen werden.»

Favre aber habe auf eigene Faust «Fakten geschaffen» und die Öffentlichkeit ohne sein Wissen informiert, so Bonhof. Das gehöre sich nicht.

Dabei müsste der Weltmeister von 1974 seinem langjährigen Trainer dankbar sein, schliesslich spart sein Klub ein Haufen Geld. Bis 2017 wäre der Vertrag von Favre noch gelaufen, der 57-Jährige verzichtet mit seinem Rücktritt auf rund 5 Millionen Franken!

Über die Gründe äussert sich der Romand nur am Rand. In einer Medienmitteilung lässt er verlauten, dass er nicht mehr das Gefühl habe, der «perfekte Trainer für Gladbach» zu sein: «Nach reiflicher Überlegung und eingehender Analyse bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es in dieser Situation die beste Entscheidung ist, mein Amt als Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach niederzulegen!»

Fünf Spiele, fünf Pleiten

Hauptgrund dafür dürfte der miserable Saisonstart sein. Fünf Pleiten in den ersten fünf Meisterschaftsspielen, Favre traute sich den Turnaround offenbar nicht mehr zu. Dabei hatte sein Sportchef Max Eberl seinen Coach noch vor kurzer Zeit als «unrauswerfbar» betitelt – und darauf hingewiesen, dass man mit Max Kruse (Wolfsburg) und Christoph Kramer (zurück zu Bayer Leverkusen) zwei wichtige Spieler verloren habe.

Ersetzt wurden die beiden durch Lars Stindl und den Schweizer Nati-Stürmer Josip Drmic. Beide hatten bislang aber grösste Mühe, sich im taktischen Gefüge von Favres Fohlen zurechtzufinden.

Der Ex-Hannoveraner Stindl, als Führungsspieler geholt, wurde in fast jedem Spiel auf einer anderen Position eingesetzt. Drmic, für 9 Millionen von Bayer Leverkusen geholt, wirkt bislang ebenfalls wie ein Fremdkörper – und ist ein Sinnbild dafür, dass die Neuen nicht eingeschlagen haben.

Und die Alten? Die sind nur ein Schatten der letzten Saison. Noch im Mai galoppierten die Fohlen auf direktem Weg in die Champions League, in der neuen Spielzeit wirken die Spieler eher wie lahme Esel.

Offensiv sackschwach (nur zwei Tore), defensiv anfällig (schon 12 Gegentore).

Erinnerungen an Favres Zeit bei Hertha Berlin werden wach. Damals, vor sechs Jahren, schloss der Romand auf dem vierten Schlussrang ab, wurde in der darauffolgenden Saison aber nach sechs Pleiten in Folge entlassen. Ob sich Favre an seine Zeit in der Hauptstadt erinnert hat?

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