Dortmund-Legende Stéphane Chapuisat (50)
«Bei mir ist jedes Spiel ein Geisterspiel»

Heute kommt es zum Bundesliga-Kracher Dortmund–Bayern. Wen BVB-Legende Stéphane Chapuisat vorne sieht, weshalb die leeren Ränge für Neuer ein Nachteil sein könnten und wo sich «Chappi» heute fit hält.
Publiziert: 26.05.2020 um 08:28 Uhr
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Am Dienstagabend empfängt Borussia Dortmund die Bayern zum Spitzenkampf.
Foto: Bongarts/Getty Images
Michael Wegmann

Stéphane Chapuisat, fällt heute in der Bundesliga eine Vorentscheidung im Meister-Rennen?
Stéphane Chapuisat: Ich hoffe, es fällt keine. Das würde nämlich heissen, dass Bayern nicht gewinnt.

Wie zuversichtlich sind Sie?
Naja, ich bin schon recht optimistisch. Ich denke, da begegnen sich zwei Teams auf Augenhöhe. Beide haben einen Lauf und haben jeweils in den zwei Partien nach dem Corona-Lockdown überzeugend gespielt. Ich erwarte ein tolles Fussballspiel.

Was spricht für Dortmund?
Der BVB ist bisher sehr solide aufgetreten, die beiden Aussenläufer Hakimi und Guerreiro haben mich überzeugt – und dann ist da vorne noch Haaland. Dieser Junge ist ein richtiger Torjäger.

Der Heimvorteil fällt in einem Geisterspiel aber komplett weg, oder?
Ja. Bleibt das Stadion leer, ist der Heimvorteil weg.

Dann dürfte Bayern-Goalie Manuel Neuer erstmals vor einem Auswärtsspiel in Dortmund total entspannt sein...
Ich glaube, Neuer ist mit seiner Erfahrung immer entspannt, sogar vor der berüchtigten Gelben Wand in Dortmund. Vielleicht ist das leere Stadion für ihn sogar ein Nachteil.

Warum?
Vielleicht verliert Neuer ja zwischendurch mal den Fokus. Wenn du die ganze Zeit von den gegnerischen Fans bearbeitet wirst, bist du zumindest jede Sekunde bereit. Das fällt nun weg.

Sie meinen, Neuer döst kurz mal weg?
(lacht). Nein, ich meine, dass er vielleicht zwischendurch mal mit den Gedanken abschweift.

Und Sie? Sind Sie zwischendurch mal auf dem Sofa eingenickt, als Sie sich die Geisterspiele am TV angeschaut haben?
Nein. Es ist zwar total anders als ein Spiel mit Fans, aber man gewöhnt sich daran. Derzeit schaue ich noch mehr auf das Fussballerische.

Also sind Sie auch in der Super League für Geisterspiele?
Ja, falls man spielen darf, soll man spielen. Fans gehören zum Fussball, das ist keine Frage. Aber auch ohne Fans ist es noch immer Fussball. Ein Fussballer will Fussball spielen, liebt den Matchtag. Ich zumindest habe Karriere gemacht, weil ich wahnsinnige Freude am Fussballspielen hatte. Diese Freude habe ich immer noch.

Sie spielen noch immer?
Ja. Ich spiele mit den YB Old Stars und mit meinen alten Kumpels bei den Senioren des FC Malley. Bei uns ist übrigens jedes Spiel ein Geisterspiel. Aber das stört uns nicht im Geringsten. Wir spielen, weil wir es so gerne tun.

Schiessen Sie noch immer viele Tore?
Nein, nein, das sind nicht mehr so viele. Ich werde ja bald auch schon 51 – und spiele noch bei den Ü40-Jährigen. Tore und Punkte sind nicht mehr entscheidend. Die Kumpels, das Leben in der Fussballkabine sind längst viel wichtiger geworden. Der soziale Kontakt im Fussball hilft allen. Senioren, Profis und Junioren, für Frauen und Männer. Auch darum ist es wichtig, dass auch bei uns bald wieder gespielt wird.

Stéphane Chapuisat

Stéphane Chapuisat (50) wechselt als Riesentalent des Schweizer Fussballs 1990 von Lausanne zu Uerdingen. Nach einem halben Jahr geht er zu Borussia Dortmund, wird zweimal deutscher Meister, gewinnt Champions League und Weltpokal. Er wird der erste Ausländer, der in der Bundesliga über 100 Tore schiesst (106). 1999 wechselt er für je drei Jahre zuerst zu GC, wo er als Torschützenkönig grossen Anteil am Meistertitel 2001 hat, und danach zu YB. Seine Karriere beendet er nach einem letzten Jahr bei Lausanne. Chappi bestreitet 103 Länderspiele, schiesst 21 Tore und nimmt an der WM 1994 sowie der EM 1996 und 2004 teil. 1997 gewinnt Stéphane Chapuisat mit dem BVB die Champions League.

Stéphane Chapuisat (50) wechselt als Riesentalent des Schweizer Fussballs 1990 von Lausanne zu Uerdingen. Nach einem halben Jahr geht er zu Borussia Dortmund, wird zweimal deutscher Meister, gewinnt Champions League und Weltpokal. Er wird der erste Ausländer, der in der Bundesliga über 100 Tore schiesst (106). 1999 wechselt er für je drei Jahre zuerst zu GC, wo er als Torschützenkönig grossen Anteil am Meistertitel 2001 hat, und danach zu YB. Seine Karriere beendet er nach einem letzten Jahr bei Lausanne. Chappi bestreitet 103 Länderspiele, schiesst 21 Tore und nimmt an der WM 1994 sowie der EM 1996 und 2004 teil. 1997 gewinnt Stéphane Chapuisat mit dem BVB die Champions League.

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
15
34
36
2
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
15
16
32
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
15
12
27
4
RB Leipzig
RB Leipzig
15
4
27
5
FSV Mainz
FSV Mainz
15
8
25
6
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
15
6
25
7
Werder Bremen
Werder Bremen
15
1
25
8
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
15
5
24
9
SC Freiburg
SC Freiburg
15
-3
24
10
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
15
4
23
11
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
15
4
21
12
Union Berlin
Union Berlin
15
-5
17
13
FC Augsburg
FC Augsburg
15
-15
16
14
FC St. Pauli
FC St. Pauli
15
-7
14
15
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
15
-8
14
16
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
15
-15
10
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
15
-19
8
18
VfL Bochum
VfL Bochum
15
-22
6
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