Die Reaktionen zu Bayerns Wut-PK
«Dieser Auftritt ist ein Armutszeugnis»

Am Freitag schiessen die Bayern-Bosse mächtig gegen ihre Kritiker – persönliche Anschuldigungen und rechtliche Drohungen inklusive! Nun kontern Medien und Experten die Angriffe, auch Fans sind empört. Ging der Schuss von Hoeness und Co nach hinten los?
Publiziert: 20.10.2018 um 14:14 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2018 um 22:46 Uhr
So beklagt sich Uli Hoeness über Kritiker
1:23
Rundumschlag bei Bayern München:So beklagt sich Uli Hoeness über Kritiker

Die Gerüchteküche brodelt, als der FC Bayern München am Freitag kurzfristig eine Pressekonferenz einberuft. Die Klub-Bosse Uli Hoeness (66), Karl-Heinz Rummenigge (63) und Hasan Salihamidzic (41) haben ausserordentlich etwas zu sagen, doch was nur? Pünktlich zur Zmittagszeit trampeln die beiden Bayern-Dinos mit ihrem scheinbaren Schosshund und Sportdirektoren Salihamidzic dann an den Rednertisch. Und was sie raushauen kommt nicht nur ausserordentlich, es ist es auch.

«Unverschämt, respektlos und polemisch» seien Kritiker zuletzt mit dem Traditionsverein umgegangen. Ihren Rundumschlag gegen teils explizit benannte Medien und Fussball-Experten schwingen sie mit angedrohten rechtlichen Konsequenzen ab. «Geht's eigentlich noch?», fragt Rummenigge in die Runde und bringt damit das Bayern-Beben so richtig zum Brodeln. Doch ein Beben kommt bekanntlich nicht nur scheinbar aus dem Nichts, es zieht auch Nachbeben mit sich.

So schlagen viele der angeprangerten Medien postwendend zurück. «Geht's eigentlich noch?», sei der einzige Satz der PK, dem man zustimmen könne, meint das Fussballmagazin «11 Freunde». Das «Highlight» aus Sicht des Magazins: Hoeness und Rummenigge fordern Respekt für ihre Spieler ein, bevor sie Juan Bernat (Ex-Bayern-Spieler) «öffentlich an die Wand nageln». Das sei «nur konsequent», so «11 Freunde».

Weniger ironisch, dafür nicht minder metaphorisch reagiert «Spiegel Online»: «Das war nicht mehr die alte Abteilung Attacke. Das war stattdessen das Schiessen mit Schrot, ungezielt, gestreut in alle Richtungen.»

Matthäus und Thon verteidigen sich

Ins Schussfeld geraten am Freitag auch die Ex-Bayern-Profis und Experten Lothar Matthäus und Olaf Thon, welche die Leistung verschiedener Bayern-Spieler in Deutschlands Nationalteam unlängst öffentlich kritisierten. «Da fehlen mir die Worte», sagt Rummenigge zu Matthäus' Zweifeln an Goalie Neuers Formstand. Der einstige Weltfussballer kontert in der «Bild»: «Diese Pressekonferenz zeigt, dass die Verantwortlichen nicht zufrieden sind. Sie wollen ablenken. Ich werde weiter beurteilen, was ich sehe.» Ähnlich sieht das Thon: «Als Experte ist es nunmal mein Job, etwas zu sagen.»

Anstatt auf die sportliche Krise (zuletzt zwei Pleiten in der Liga, sieglos seit vier Spielen) einzugehen, schiessen die Bayern-Bosse also gegen jene, die mögliche Erklärungen dafür suchen und Urteile abgeben. «Ein inszenierter Wutausbruch, ein Armutszeugnis», schreibt «Stern». Dieses «Ablenkungsmanöver» zeige, wie blank die Nerven beim FC Bayern liegen», meint die «NZZ». 

Blank liegen die Nerven auch bei so manchem Bayern-Fan. Einige, darunter Spiegel-Journalist Marco Fuchs, verkünden das Ende ihrer Vereinsliebe: «Für die Fans aller anderen Vereine mag das ein köstliches Kopfschüttelvergnügen gewesen sein, pures Comedygold. Für mich bedeutete dies ein durchaus auch wehmütiges: Das war's.»

Was auch immer der Bayern-Fan von der Eklat-PK hält: Die sportliche Krise, die am Ursprung des Erdbeebens steht, dürfte ihm ganz und gar nicht gefallen. Einzig ein Dreier gegen Wolfsburg am Samstag wäre sofortiger Balsam auf die Seele. (dad)

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