Foto: imago images / Sven Simon

BVB-Trainer nach Bayern-Lehrstunde in der Kritik
«Favre hat sich verzockt»

Dortmund muss nach der 0:5-Niederlage in München die Tabellenführung an die Bayern abgeben. Mitschuldig ist gemäss deutschen Medien der Schweizer BVB-Trainer Lucien Favre.
Publiziert: 07.04.2019 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2019 um 11:54 Uhr
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Lucien Favre erlebt am Samstagabend eines der bittersten Spiele seiner Trainer-Karriere.
Foto: AFP

Die Münchner Allianz Arena bleibt für Borussia Dortmund ein schlechtes Pflaster: 0:6, 1:4, 1:5 und 1:2 hatte der BVB dort zuletzt verloren. Das gestrige 0:5 fügt sich nahtlos in diese Pleiten-Serie ein. Sechs Spieltage vor dem Saisonende purzelt das Team von Lucien Favre damit wieder vom Leader-Thron. Die Schwarz-Gelben liegen neu einen Zähler hinter dem Rekordmeister.

Für viele deutsche Beobachter ist der sonst so hochgelobte Schweizer Trainer einer der Hauptverantwortlichen für den chancenlosen Auftritt der Dortmunder. «Favre hat sich verzockt», titelt «Sport1». «Die Klatsche von Borussia Dortmund beim FC Bayern war auch eine Klatsche für Trainer Lucien Favre», so das Online-Portal weiter. Während sein Kontrahent Niko Kovac rund ums Spitzenspiel kämpferisch aufgetreten sei, habe Favres Aufstellung eine gewisse Mutlosigkeit ausgestrahlt.

Kritisiert wird vor allem der Entscheid, Marco Reus anstatt auf dem Flügel im Sturmzentrum aufzustellen. «Dass das nicht meine Lieblingsposition ist, ist bekannt», sagte Reus nach dem Spiel. 

«Favre lag komplett daneben»

Ins gleiche Horn bläst die «Bild». «Favre-Taktik geht voll in die Hose», ist beim Boulevard-Blatt zu lesen. «Ausgerechnet im Giganten-Gipfel liegt der Schweizer mit seinen Ideen komplett daneben.» Und weiter: «Reus hängt völlig in der Luft. Kein Torschuss, nur 30 Ballkontakte. Dabei hätte Götze die Sturm-Aufgabe locker übernehmen können.»

Auch andere Personalentscheide des Waadtländers werfen Fragen auf: So musste Lukasz Piszczek nach zweimonatiger Verletzungspause gleich gegen den pfeilschnellen Kingsley Coman ran – und sieht in den Laufduellen prompt noch älter aus, als es seine 33 Jahre erahnen lassen. Der 19-jährige Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou kommt mit Bayerns Offensiv-Maschinerie überhaupt nicht zurecht. Er wird mit nur zwei gewonnen Zweikämpfen in der Pause für Julian Weigl ausgewechselt. Da liegt der BVB allerdings schon 0:4 zurück. Ebenfalls enttäuschend: Mittelfeldspieler Mahmoud Dahoud steht erst zum zweiten Mal in er Rückrunde in der Startelf, gewinnt ganze 23 Prozent seiner Zweikämpfe und muss nach einer guten Stunde für Götze vom Platz. 

«Angsthasenkick»

Etwas diplomatischer aber nicht weniger dezidiert kommentiert die «Neue Westfälische»: «Durch seine abwartende Spielweise schickte der sonst so clevere Taktikfuchs Favre sein Team ins Verderben.» Der «Angsthasenkick» habe alle überrascht. «Statt mit der breiten Brust eines Tabellenführers hoch zu pressen, um dann die Schnelligkeit und Dribbelstärke von Reus, Sancho und Bruun Larsen zur Geltung zu bringen, zog Favre seine Elf ins Mittelfeld zurück», schreibt die «NW».

Um dann resignierend festzustellen: «Den Titelkampf dürften die Dortmunder damit verloren haben, auch wenn der Rückstand in der Tabelle nur einen Punkt beträgt. Zwar ist nach den Erfahrungen dieser Saison ein Durchmarsch der Münchner nicht sehr wahrscheinlich. Doch werden Reus und Co. eine Weile brauchen, um sich von dieser Demütigung zu erholen. Und dann könnte es zu spät sein.»

Favre spricht von «Lehrstunde»

Und was sagt der Gescholtene selbst? Favre zur Entscheidung, Reus statt Götze als Sturmspitze zu bringen: «Nach dem Spiel ist es leicht zu sagen, dass es keine gute Idee gewesen ist. Ich weiss aber nicht, ob es anders besser gewesen wäre.» Und zum Meisterduell: «Das war eine Lehrstunde. Wenn wir spielen wie heute, wird es schwer.» (cmü)

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