Augsburg-Stuttgart 1:4
Nati-Goalie Yann Sommer mit 23 Jahren? Gerade Stamm beim FC Basel geworden, zuvor an GC und Vaduz ausgeliehen. Gregor Kobel mit 23 Jahren? 71 Pflichtspiele für Hoffenheim, Augsburg und Stuttgart, Aufstieg mit dem VfB, derzeit einer der spektakulärsten Goalies der Liga. Beim 0:1 gegen Leipzig sorgt er mit einer Kung-Fu-Monsterparade für weltweite Schlagzeilen, auch gegen seinen Ex-Klub Augsburg ist der 1,94m grosse Zürcher ein Fels in der Hintermannschaft der Stuttgarter.
Die präsentiert sich in dieser Saison alles andere als sattelfest. So attraktiv der VfB in der Offensive agiert, so gefällig die Kombinationen, so gefährlich die Abschlüsse sind, so anfällig ist die Defensive. Gegen Augsburg kassieren die Schwaben 30 Sekunden (!) nach der Pause den Anschlusstreffer, Ex-FCL-Flügel Ruben Vargas bereitet mustergültig vor. Kobel? Machtlos.
Es ist der einzige Gegentreffer, den der ehemalige GC-Junior hinnehmen muss, in Halbzeit zwei spielt praktisch nur noch der VfB. Gonzalez, Klimowicz und Wamangituka wirbeln, dahinter zieht der überragende Endo gekonnt die Fäden. Zur Belohnung gibts vier Tore, drei Punkte und die Gewissheit, dass der Aufsteiger in dieser Form mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird. (skr)
Die Schweizer: Gregor Kobel überzeugt beim VfB im Tor. Ruben Vargas ist beim einzigen Augsburger Treffer massgeblich beteiligt, muss aber nach rund einer Stunde vom Platz.
Die Tore: 10. Gonzalez (Foulpenalty) 0:1. 29. Wamangituka 0:2. 46. Richter 1:2. 60. Castro 1:3. 86. Didavi 1:4.
Bielefeld – Hertha Berlin 1:0
VAR-Wirrwarr nach einer halben Stunde! Über vier Minuten vergehen zwischen dem Penalty-Pfiff und der Entscheidung. Erst ist sich der Schiri sicher, dass Hertha-Captain Stark Bielefeld-Stürmer Klos im Strafraum foult, dann sieht er sich die Szene noch einmal auf Video an, zögert lange, nimmt den Entscheid am Ende doch zurück. Mutig, weil Starks Arm am Körper von Klos nichts zu suchen hat. Richtig, weils zu wenig ist, um im Strafraum zu fallen. Erst recht, wenn man, wie Klos, 194 Zentimeter gross ist und über 90 Kilogramm auf die Waage bringt.
Es ist nicht der einzige Aufreger. In der 64. Minute trifft Bielefelds Yabo zur Führung, die Hertha reklamiert Foulspiel, weil der Torschütze leicht gestossen hat. Diesmal aber bleibt der VAR stumm, das Ding zählt. Bemerkenswert: Es ist bereits der zweite Bielefelder Treffer, der nach einem Einwurf resultiert. Es ist das Tor zum Sieg. Und jener Treffer, der die Hertha in den Abstiegskampf bugsiert. Nur fünf Punkte liegen die Berliner vor dem Relegationsplatz, spielen sie so schwach wie gegen Bielefeld, dann stecken sie bald so richtig im Sumpf. (skr)
Der Schweizer: Ex-FCZ-Star Cédric Brunner spielt auf seiner gewohnten rechten Aussenverteidigerposition und meldet seinen Gegenspieler weitgehend ab.
Das Tor: 64. Yabo 1:0.
Am Samstag
Schalke - Hoffenheim 4:0
Er ist 183 Zentimeter gross, 82 Kilogramm schwer – und er trägt gefühlt den gesamten FC Schalke 04 auf seinen Schultern. Sead Kolasinac, 27, Arsenal-Leihgabe, Herzblut-Schalker, Hoffnungsträger im Abstiegskampf. Gegen Hoffenheim trägt der Rückkehrer gleich die Captain-Binde, setzt nach 90 Sekunden ein erstes Zeichen, wird erst in letzter Sekunde gebremst. «Eine neue Aufgabe fängt jetzt für mich an und ich habe viel Energie», sagt Kolasinac vor seinem ersten Schalke-Spiel seit dreieinhalb Jahren, die Verunsicherung aus den Köpfen seiner Mitspieler bringt aber auch der Routinier nicht sofort raus.
Nur weil Belfodil und Kramaric Hochkaräter versieben und Ralf Fährmann überragend pariert, liegt Königsblau nach 35 Minuten nicht mit 0:3 im Rückstand. Dann passiert das, was oft passiert, wenn die eine Mannschaft sündigt: Die andere geht aus dem Nichts in Führung. Kolasinac leitet den Konter mit einem herrlichen Kopfball ein, Harit bedient Hoppe, dieser überlupft TSG-Goalie Baumann. 1:0 für Königsblau. An der Seitenlinie bleibt Schalke-Coach Christian Gross die Ruhe selbst. Wohl weil er weiss, dass die Führung trügerisch ist.
In der Pause scheint der sechsfache Schweizer Meistertrainer dann die richtigen Worte zu finden, Schalke geht gleich ab der ersten Sekunde drauf, Kolasinac, wieder er, verpasst knapp. Nur ein Premier-League-Spiel für Arsenal hat der Linksverteidiger in dieser Saison absolviert, die fehlende Praxis ist dem Kämpfertypen aber nicht anzumerken. An fast jeder gefährlichen Aktion ist der bosnische Nationalspieler beteiligt, bei Schalke läuft fast alles über links.
Die Männer des Spiels sind aber andere: Amine Harit, 23, marokkanischer Zauberfuss und in dieser Saison von Ex-Coach Baum suspendiert und von Gross begnadigt, bereitet drei Treffer vor, erzielt einen selbst. Matthew Hoppe, 19-jähriger US-Amerikaner und bis vor kurzem nur Experten ein Begriff, schiesst seine Bundesligatore eins, zwei und drei, sorgt in seinem erst fünften Bundesligaspiel im Alleingang für den Sieg. Und dafür, dass Tasmania Berlin seinen ewigen Rekord behält, die hatten in der Saison 1965/66 31 Mal in Folge nicht gewonnen. «Ich möchte nicht hören, dass wir hier mal verloren und da mal verloren haben», sagte Kolasinac vor der Partie, erst selbst trägt massgeblich dazu bei, dass die Schalker zum ersten Mal seit fast einem Jahr wieder gewinnen – und nicht mehr auf die Sieglos-Serie angesprochen werden.
Hauptverantwortlich für den Sieg ist aber jener Mann, den Fussballexperten unter der Woche noch als einen Trainer bezeichneten, der «aus der Zeit gefallen» sei: Christian Gross. In seinem zweiten Spiel feiert der Höngger seinen ersten Sieg, gibt die Rote Laterne nach Mainz ab und liegt bloss noch vier Punkte hinter dem rettenden 15. Platz. (skr)
Die Tore: 42. Hoppe 1:0, 57. Hoppe 2:0 63. Hoppe 3:0, 79. Harit 4:0.
Leipzig – Dortmund 1:3
Wäre Erling Haaland ein Töffli, er wäre frisiert. Knapp 35 km/h kriegt der Norweger aufs Tacho, gegen Leipzig spielt er vorallem in der zweiten Halbzeit sein Tempo aus. Stark, wie er das 1:0 durch Jadon Sancho einleitet, überragend mit welcher Wucht der Sturmtank in den gegnerischen Strafraum dringt. Vor dem Spiel wird bekannt, dass RB Leipzig gegen den BVB sowohl beim Transfer von Sancho als auch bei Haaland den Kürzeren gezogen hat, auf dem Platz sorgen ausgerechnet diese beiden für den Unterschied. Je zwei Skorerpunkte für das Top-Duo.
Mit dem Sieg gegen die Roten Bullen profitiert der BVB vom Ausrutscher der Bayern gegen Gladbach, nur noch fünf Zähler liegt Schwarzgelb hinter dem Rekordmeister. RB Leipzig hingegen verpasst den Sprung an die Spitze, Coach Julian Nagelsmann hatte vor dem Spiel noch gesagt, dass man den Sieg gegen Dortmund «miteinrechnen» würde. Die Realität sieht anders aus, Nagelsmann scheint einen BVB-Komplex zu haben. Von neun Duellen konnte der 33-Jährige erst eines gewinnen können.
Dabei hat RB in der ersten Halbzeit fast alles im Griff, demonstriert, warum die Elf die beste Abwehr der Liga stellt. Keinen einzigen Abschluss lassen die Leipziger zu, Haaland hat zu jenem Zeitpunkt bloss fünf Ballkontakte. In der Pause zeigt der Norweger dann aber sein wahres Gesicht, drückt aufs Gas und macht kurz vor Schluss mit seinem zwölften Saisontreffer den Deckel endgültig drauf. Sörloths Anschlusstreffer ist bloss Resultatkosmetik. «I feel good» schallt danach aus den Boxen im Leipziger Stadion, ein Song, der an diesem Abend nur zu den Dortmundern passt. (skr)
Die Schweizer: Manuel Akanji und Roman Bürki spielen beim BVB durch. Akanji sieht im Verlauf des Spiels Gelb. Marwin Hitz steht nicht im Aufgebot.
Die Tore: 55. Sancho 0:1, 71. Haaland 0:2, 84. Haaland 0:3, 90. Sörloth 1:3.
Leverkusen – Bremen 1:1
Ein tiefstehendes Bremen und ein offensiv einfallloses Leverkusen: Die Affiche bietet in der ersten Halbzeit wenige Höhepunkte. Dafür klingelt es gleich nach dem Seitenwechsel in der BayArena. Toprak wird nach einem Standard völlig alleine gelassen und trifft zur überraschenden Bremer Führung. Danach sieht es wieder wie in Halbzeit eins aus – nur dass der Treffer den Gästen völlig in die Karten spielt. Kurz vor der Schlussviertelstunde bringt Bayer den Ball aber im Tor unter. Augustinsson fälscht einen Schuss von Schick ins eigene Tor ab. Die Dominanz von Bayer nimmt auch am Ende nicht ab, doch ein Tor gelingt ihnen nicht mehr. (smi)
Die Tore: 52. Toprak 0:1, 70. Schick 1:1.
Freiburg – Köln 5:0
Köln beginnt merklich schlecht im Gastspiel in Freiburg. Nach einer Viertelstunde köpft der ehemalige Espe Demirovic die Hausherrn in Führung. Dem Treffer geht aber ein dicker Patzer von Köln-Goalie Horn voraus. Auch der zweite Treffer der Freiburger wird ihnen vom «Effzeh» quasi geschenkt. Özcan verdaddelt den Ball vor dem Strafraum und Höfler legt den Ball problemlos an Horn vorbei. Die Kölner bringen auch danach kein Bein vor das andere. Sallai, Lienhart und Höler schrauben das Skore noch weiter nach oben. Demirovic steuert dabei noch zwei Assists bei. Für die Freiburger ist er der fünfte Liga-Sieg in Serie – Vereinsrekord!(smi)
Die Tore: 18. Demirovic 1:0, 39. Höfler 2:0, 59. Sallai 3:0, 69. Lienhart 4:0, 79. Höler 5:0.
Union Berlin - Wolfsburg 2:2
Urs Fischer trainierte Renato Steffen in Thun und Basel – beide verbindet also viel. Diesmal sind sie Gegner. Und Steffen setzt seinem früheren Lehrmeister früh einen Stich: Nach zehn Minuten erzielt der Wolfsburger Flügel die Führung für die Gäste, die damit in der virtuellen Tabelle auf einen Champions-League-Platz springen. Die Wölfe sind zunächst klar besser, griffiger, ballsicherer. Union aber bestätigt den Nimbus der schwer Bezwingbaren: Sheraldo Becker gleicht nach 35 Minuten aus – und die Berliner haben plötzlich Aufwind. Sie erzwingen gar die Wende. Robert Andrich trifft nach der Pause per Freistoss. Wout Weghorst allerdings gleicht eine knappe Viertelstunde später per Penalty aus. Beim verdienten 2:2 bleibts. Beide Teams bleiben auf Europa-Kurs. (mis)
Die Schweizer: Renato Steffen wirbelt beim VfL von Beginn an und belohnt sich mit einem Tor. Kevin Mbabu versucht, ab der 66. Minute die rechte Wolfsburger Seite anzukurbeln – allerdings ohne nennenswerte Wirkung. Admir Mehmedi muss sich mit der Ersatzrolle begnügen.
Die Tore: 10. Steffen 0:1, 29. Becker (Penalty) 1:1, 52. Andrich 2:1, 66. Weghorst (Penalty) 2:2.
Mainz - Frankfurt 0:2
Ex-Manager Christian Heidel kehrte als Vorstand zurück, Ex-Trainer Martin Schmidt als Sportdirektor, Ex-Profi Bo Svensson als Coach: Euphorie pur herrschte in Mainz – zumal die 05er vor Wochenfrist bei den Bayern lange gut aussahen. Der Ertrag gegen Frankfurt? Null. Mainz verliert 0:2. Frankfurt trifft zweimal per Penalty. André Silva verwertet einmal pro Halbzeit eiskalt. Mainz wirkt harm-, saft-, kraftlos. Frankfurt tut, was es muss, ohne zu glänzen. (mis)
Die Schweizer: Nati-Spieler Edimilson Fernandes fehlt im Aufgebot. Steven Zuber wird auf Frankfurter Seite nach 80 Minuten eingewechselt.
Die Tore: 24. Silva (Penalty) 0:1, 72. Silva (Penalty) 0:2.
Am Freitag
Gladbach – Bayern München 3:2
Die Aktion ist einfach nur dumm. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde geht Gladbachs Florian Neuhaus im eigenen Strafraum mit der Hand zum Ball. Nach Video-Studium gibt Schiri Osmers Penalty, weil Neuhaus das Spielgerät hauchdünn mit den Fingern berührt. Robert Lewandowski schiebt zum 1:0 für die Bayern ein.
Wenig später stellt Leon Goretzka mit einem Hammer auf 2:0. Das wars, denkt man. Die Bayern sind durch. Aber falsch gedacht! Noch vor der Pause trifft Jonas Hofmann doppelt und lässt die Gladbacher wieder hoffen! 2:2 zur Pause.
Und nach dem Seitenwechsel beweist der erst 23-jährige Neuhaus, dass er seinen Fehler so ziemlich professionell weggesteckt hat: Aus 16 Metern schlenzt der Mittelfeldmann den Ball genial in den Winkel und lässt Manuel Neuer im Bayern-Tor nicht den Hauch einer Chance. 3:2 für Gladbach! Ein Bayer aus Landsberg bringt Gladbach aus dem Neuhäuschen. Kein Wunder steht der Nationalspieler bereits bei Bayern auf dem Zettel.
Verkehrte Welt im Borussia-Park und Goalie Neuer stinksauer: Kein Wunder, er hat am 15. Spieltag bereits 24 Gegentreffer kassiert, in der vergangenen Saison waren es insgesamt nur 32. Bayern-Trainer Flick nach dem Spiel bei DAZN: «Das gehört im Fussball dazu, auch mal zu verlieren. Wir müssen uns das selber zuschreiben. Gladbach war sehr effizient, hat die Fehler brutal ausgenutzt.» Und Torschütze Goretzka: «Wir haben den Gegner drei Mal eingeladen. Es waren alles individuelle Fehler!» (mam)
Die Schweizer: Gladbach beginnt mit Sommer, Elvedi, Embolo und Zakaria in der Startaufstellung. Zakaria wird in der 74. Minute ausgewechselt. Lang ist ohne Einsatz auf der Bank.
Die Tore: 20. Lewandowski 0:1. 26. Goretzka 0:2. 35. Hofmann 1:2. 45. Hofmann 2:2. 49. Neuhaus 3:2.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |