Um zwei Fragen im Fall Mario Götze kommt man nicht herum. Wohin mit dem ehemaligen Jahrhunderttalent in der kommenden Saison? Und wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Seine Anfänge hätten vielversprechender nicht aussehen können. Schon als Teenager wird der gebürtige Memminger zum Megatalent erkoren. Kein Wunder also debütiert Götze mit jungen 17 Jahren bereits in der Bundesliga. Und wo? Bei keinem Geringeren als dem BVB, wo er fast alle Nachwuchsabteilungen durchläuft und sich aktuell wohl nach fast elf Jahren von der Bundesliga verabschieden muss. Oder etwa doch nicht? Dazu später.
Seine Leistungen damals gehen auch am deutschen Nationalcoach Jogi Löw nicht spurlos vorbei. So bestreitet Götze sein erstes Länderspiel gegen Schweden im November 2010 und wird damit mit knapp Achtzehneinhalb Jahren zum jüngsten Debütanten seit Uwe Seeler (1954, mit 17 Jahren und 167 Tagen d. Red.). Am Meistertitel mit seinem BVB hat Götze nicht einmal ein Jahr später grossen Anteil. Mit 6 Toren und 15 Vorlagen überragt er einmal mehr. 2013 schafft er es mit seinem Team gar in den Final der Champions League.
Das grösste Highlight soll aber erst noch folgen. Und zwar im Sommer 2014. Am 13. Juli krönt Mario Götze Deutschland zum Weltmeister und macht sich unsterblich. Von der Fifa wird der Mittelfeldspieler nach dem Spiel zum «Man of the Match» ausgezeichnet. Dazu verzeichnet der Deutsche nicht nur den Stempel als bisher jüngster Bundesliga-Debütant, sondern mit diesem sensationellen WM-Tor ist der damals 22-Jährige der jüngste deutsche Siegtorschütze in einem WM-Final.
Gerade mal 17 Minuten in dieser Rückrunde
Nach seinem Wechsel zu Bayern München beginnt für Götze aber eine lange Phase der Stagnation. Unter Pep Guardiola ist er oft nur Bankdrücker.
Das, obwohl er nach wie vor Tore schiesst und noch die eine oder andere Vorlage liefert. An der EM 2016 verliert er auch noch seinen Stammplatz. Wo ist der alte Mario Götze geblieben? Der Schöpfer magischer Momente?
Zurück beim BVB schafft er es nach Anfangsschwierigkeiten wieder in die erweiterte Stammformation und gewinnt letzten Sommer seinen fünften Titel mit Schwarzgelb (Superpokalsieger).
In der aktuellen Saison steht der 27-Jährige aber nur sechsmal in der Startelf. 2020 kommt er lediglich auf 17 Spielminuten.
Seit BVB-Trainer Lucien Favre 3-4-3 spielt, hat der Deutsche keinen Platz mehr im System. «Es ist nicht das ideale System für ihn. Man muss die Wahrheit sagen,» so Favre vor wenigen Tagen zur «Bild».
Eine weitere Wahrheit, und zwar jene über Götzes Zukunft bei Dortmund spricht BVB-Sportdirektor Michael Zorc am Samstag aus und sagt beim Fernsehsender «Sky»: «Ich habe diese Woche ein langes, klärendes Gespräch mit Mario geführt. Wir sind übereingekommen, dass wir die Zusammenarbeit nach der Saison nicht mehr fortsetzen werden.»
Beide seien in einer Situation, die nicht unbedingt zufriedenstellend sei, so Zorc weiter. «Deshalb ist es normal, dass er sich eine neue Aufgabe sucht. Er ist ein sehr verdienter Spieler von uns, er kommt aus unserer eigenen Jugend. Es war eine gemeinsame Entscheidung. Es ist auch in seinem Sinne, dass er nach einer neuen Aufgabe schaut, vielleicht auch im Ausland. Das werden wir sehen.»
Mailand – oder doch Hertha?
Möglichkeiten dazu scheinen zu bestehen. Italienischen Medien zufolge habe Lazio Rom ein Auge auf den WM-Helden von 2014 geworfen. Aber vor allem die beiden Mailänder Klubs – Inter und AC – sollen an ihm interessiert sein, wie die «Bild» berichtet. Götze hatte erst kürzlich seinen Berater gewechselt. Reza Fazeli. Er, der auch Emre Can (26) von Liverpool, über Juventus zu Dortmund vermittelt hat. Der richtige Partner also für Götzes Plan ins Ausland? Der nächste logische Schritt seiner Fussballkarriere?
TV-Experte Lothar Matthäus würde es hingegen freuen, Götze weiterhin in der Bundesliga zu sehen, wie er am Samstagabend erklärt. Bei welchem Klub schiebt er gleich nach: «Hertha BSC, diese Idee hat Charme. Er kann die spielerische Qualität bei Hertha sicher steigern. Und wer weiss, «vielleicht schreibt die Hertha mit Götze eine Erfolgsgeschichte».
Die nächste Glanzleistung wäre erst einmal am Dienstag gegen den Leader Bayern gefragt. Ob Götze da überhaupt mitmischen darf? Zuletzt waren es drei Minuten gegen Schalke und null gegen Wolfsburg...
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |