Bayern-Verfolger in Bad Ragaz
So bastelt Lucien Favre am neuen BVB

Er ist die Lichtgestalt im düster gewordenen Ruhrpott: Lucien Favre soll Dortmund wieder in jene Sphären hieven, in welcher die Meisterschalen stehen.
Publiziert: 07.08.2018 um 01:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:55 Uhr
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Alain Kunz (Text), Sven Thomann (Fotos)

Plötzlich wirbelt Staub über die Trainingsanlage Ri-Au in Bad Ragaz. Es wird dunkler und dunkler. Blitz und Donner. Abbruch des Trainings. Dennoch nehmen sich die BVB-Spieler Zeit für die Fans. Selfies. Autogramme. Das begehrteste: Jenes, das noch kein BVB-Fan hat. Weil noch keines gemacht werden konnte. Zum ersten Mal trägt Axel Witsel, der aus China gekommene Belgien-Star, gelbschwarz.

Er soll die Dortmunder dorthin führen, wo sie letztmals 2012 waren: Auf den Meisterthron. Sagen tut das natürlich niemand. Auch nicht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der wie ein Popstar auch für Selfies hinsteht und Autogramme gibt.
Viel wichtiger als Witsel ist indes ein anderer Neuzugang, damit der BVB wieder gross wird. Der Trainer! Der Mann, von dem sie in Deutschland sagen, er habe alle Klubs besser gemacht, die er trainiert hat. Der Mann aus dem kleinen Waadtländer Dorf Saint-Bartélémy. Der Mann, der für viele eine Art Guru ist. Der Guru der Perfektionisten. Der Pedanten. Die ersten zehn Minuten auf dem Platz benötigt er, um das Training mit seinen Assistenten nochmals durchzugehen.

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Lucien Favre kommt mit dem Velo zur Arbeit.
Foto: Sven Thomann|Blicksport

Einlaufen. Fünf-gegen-drei. Danach stehende Bälle. Xamax-Assistenztrainer Stéphane Henchoz beobachtet mit Argus-augen, wie Freistösse und Eckbälle trainiert werden. «Bei diesen Formen sieht man, wie es um das Standing und die Fantasie eines Trainers steht. Denn sie sind eigentlich tödlich für all jene, die herumstehen, während der Coach erklärt. Da schlafen dir die Spieler schnell ein.» Der Mann muss es wissen. 135 Spiele für Liverpool. 79 für die Nati. Favre hat kein vergleichbares Palmarès: 35 Spiele für Toulouse, 24-mal Nati. Auch wenn er als Spieler ein Genie war.

Was macht Favre, um die Spieler vor dem drohenden Nickerchen zu bewahren? Henchoz: «Er lässt abwechselnd auf die beiden Tore inklusive markierter Strafräume üben, die auf einem halben Platz stehen. Und er lässt einen guten stehenden Ball laufen, was so nahtlos in ein kleines Mätschli übergeht. So hält er die Spannung aufrecht.» Henchoz will sich weiter inspirieren lassen. Er beobachtet den Favre-BVB auch heute, am Abend im Test gegen Napoli in St. Gallen.

Kann ein 60-jähriger Trainer das Rad neu erfinden? Auch Jürgen Seeberger, momentan als Teleclub-Experte im Einsatz und auf Jobsuche, schaut dem Dortmunder Treiben mit Interesse zu. «Es gibt sicher Leute, die haben innovative Dinge hineingebracht, wie Jürgen Klopps Ex-Assistent Zeljo Buvac.

Der BVB trainiert zurzeit in Bad Ragaz
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Aber das Spiel ist immer dasselbe. Die Zonen bleiben auch gleich. Nur Pressing und Gegenpressing kann auch keine Mannschaft spielen. Man muss variieren. Und wer das so gut kann, wie YB in der Schweiz, ist top. Das ist das Rezept. Aber es ist nicht sehr geheim», sagt der ehemalige Schaffhausen- und Aachen-Trainer, der sich an einen schönen Sieg mit Schaffhausen gegen Lucien Favres FCZ im Hardturm (Letzigrund im Umbau) erinnert.

Also erfindet auch Favre das Rad nicht neu. Und wenn die deutsche Medien grossspurig schreiben, sie seien dem Favre-Geheimnis auf die Schliche gekommen und dann enthüllen, dass der Schweizer von hinten heraus spielen wolle, sein Kombinationsfussball beim Torhüter beginne, na dann ...

Es ist die Aura. Das Charisma dieses Mannes, das es ausmacht. Wie bei José Mourinho. Keine Geheimnisse. Aber Charisma. Alles ist menschlich. Nichts übermenschlich. «Hallo, Monsieur Favre. Wie gehts?» – «Gut. Und Ihnen?» – «Auch gut.» – «Schönen Abend.» – «Gleichfalls.»

Auch die Kürzest-Konversation an der Seitenlinie nach dem Training hat nichts Magisches an sich. Um das Charisma dieses Mannes zu ­spüren, reichen indes diese paar Sekunden.

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
15
34
36
2
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
15
16
32
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
15
12
27
4
RB Leipzig
RB Leipzig
15
4
27
5
FSV Mainz
FSV Mainz
15
8
25
6
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
15
6
25
7
Werder Bremen
Werder Bremen
15
1
25
8
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
15
5
24
9
SC Freiburg
SC Freiburg
15
-3
24
10
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
15
4
23
11
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
15
4
21
12
Union Berlin
Union Berlin
15
-5
17
13
FC Augsburg
FC Augsburg
15
-15
16
14
FC St. Pauli
FC St. Pauli
15
-7
14
15
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
15
-8
14
16
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
15
-15
10
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
15
-19
8
18
VfL Bochum
VfL Bochum
15
-22
6
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