Der grosse Oliver Kahn (53) hat es einmal simpel gesagt, als es um haltbare und unhaltbare Schüsse ging: «Wenn ich dran bin, muss ich ihn haben.» 14 Jahre stand der Karlsruher im Tor der Bayern und frass Bälle wie Gegner mit seinem Ehrgeiz regelrecht auf, mittlerweile sitzt er als Vorstandsvorsitzender oben auf der Tribüne der Münchner Allianz-Arena.
Am Samstagnachmittag steht er kurz vor Abpfiff sogar, die rechte Hand auf der Lehne seines Sitz auf der Bayern-Ehrentribüne, den linken Arm in die Hüfte gestützt. Davor hat er gesehen, wie einer seiner Nachfolger weiter mächtig einstecken muss. Es läuft die 71. Minute im Spiel gegen Hoffenheim, als Yann Sommer dran ist – aber ihn eben nicht hat. Der Nati-Goalie fliegt nach einem Freistoss des Sinsheimers Andrej Kramaric ins entfernte Eck, hat die Hand am Ball, lenkt ihn an den Pfosten. Von da prallt die Kugel ins Tor, Ausgleich, 1:1.
Maier und Pfaff prügeln auf Sommer ein
Es ist die nächste Sommer-Szene, die zu reden geben wird. Bereits vor dem Gegentreffer hat der Schweizer Nati-Keeper ein, zwei Unsicherheiten drin. Beschäftigen ihn die Diskussionen der letzten Tage?
Bereits vor der Partie gegen Hoffenheim prügeln die Bayern-Torwartlegenden Jean-Marie Pfaff (69) und Sepp Maier (79) auf ihn ein. «Sommer wird zu Recht kritisiert. Ich habe ihn gegen Manchester City nicht wiedererkannt», so der Belgier Pfaff bei «TZ» und «Münchner Merkur». «Er hat schlechte Pässe gespielt, immer zur Seite anstatt nach vorne. Ich verstehe nicht, warum er versucht hat, das Spiel aufzubauen, das war zu riskant.»
Pfaff zielt unter die Gürtellinie
Pfaff klingt in seiner Kritik wie Sky-Experte Dietmar Hamann, der unter der Woche nach der Partie gegen ManCity schon in Richtung von Sommer gefeuert hatte. Sommer würde zu wenig mit seinen Vorderleuten sprechen, findet der Belgier. «Sie müssen wissen, wo sie zu stehen haben. Das hat Sommer nicht gemacht. Er hat einfach nur stillgestanden und gewartet», sagte er. Und legt ziemlich mies nach: «Ich weiss nicht, hat er Schlaftabletten genommen?»
Zynisch klingts derweil bei Maier, der einst in München als Goalietrainer arbeitete. «Bitte lasst den armen Yann Sommer in Ruhe», so der vierfache deutsche Meister. «Es ist nicht seine Schuld, dass ihn die Torhüterexperten zu den Bayern geholt haben.» Sommer sei ein guter Goalie, ein überragender sei er nicht.
Ein Schuss, ein Gegentreffer
Die Sommer-Diskussionen unter den Experten und jenen, die sich dafür halten, werden in Fussball-Deutschland nun kaum abreissen. Nati-Coach Murat Yakin (48) hat sich in der Sache derweil bereits hinter seine Nummer 1 gestellt. «Harte Analysen gehören zum Geschäft und vor allem auch zum FC Bayern», sagte er im Blick. «Aber gerade die derart scharfe Kritik von Hamann ist für mich unverständlich. Sie ist in dieser Form respektlos gegenüber Yann.»
Gegen Hoffenheim bekommt Sommer keine weiteren Gelegenheiten, sich zu rehabilitieren. Der Kramaric-Freistoss bleibt bis tief in die Schlussphase der einzige Hoffenheimer Abschluss aufs Bayern-Tor. Am Ende steht trotz Münchner Überlegenheit ein 1:1, die Bayern können unter Neu-Coach Thomas Tuchel in der Bundesliga erstmals nicht gewinnen. Die einzige gute Nachricht: Weil Dortmund in Stuttgart in letzter Sekunde den Ausgleich kassiert, stehen die Münchner mit zwei Punkten Vorsprung als alleiniger Bundesliga-Leader da.
Farke steht hinter Sommer
Neben Murat Yakin hat Sommer aber auch weitere Unterstützer. Daniel Farke (46), Trainer von Sommers Ex-Klub Mönchengladbach, ist derselben Meinung wie der Nati-Coach und findet die Kritik und auch den Umgang mit dem Schweizer Nati-Goalie respektlos.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |