Manchmal wirkt Thomas Tuchel (50), als würde er auf Kieselsteinen kauen. Derart verbissen guckt der Bayern-Trainer während Interviews in die Gegend. Beobachtungen, die auch Heiko Niedderer nicht entgangen sind. Der begleitet den FC Bayern seit acht Jahren hautnah als Reporter. Und er hat Thomas Tuchel nicht unbedingt als wandelnde Spasskanone kennengelernt: «Als er bei Bayern angefangen hat, hat er sich noch Mühe gegeben und versucht, witziger und lockerer rüberzukommen. Weil er wusste, dass er aus seiner Zeit beim BVB den Ruf des Müsli-Mannes hatte, der seinen Spielern alles verbietet.» Zu Beginn habe Tuchel drum auch mal einen Spruch gemacht. Mittlerweile aber sei er «humorlos und dünnhäutig», fühle sich oft «zu Unrecht kritisiert», so Niedderer.
Zahlen sprechen für sich
Dabei sprechen die Zahlen für sich. Und gegen den Trainer. Tuchel hat den schlechtesten Punkteschnitt seit Jürgen Klinsmann 2009. Und er hat die letzten drei Spiele allesamt verloren. Ein Kunststück, das selbst Klinsmann nicht zustande brachte. Der wurde damals nach 29 Spieltagen entlassen, am Ende holte der VfL Wolfsburg die Schale. Nun spricht alles dafür, dass am Ende der Saison niemand mehr von Vizekusen spricht. Sondern vom Vizemeister aus München. Acht Punkte beträgt der Rückstand auf Leverkusen.
Von der «aktuell grössten Krise», die er an der Säbener Strasse erlebt habe, spricht Niedderer. Und davon, dass diese untrennbar mit dem Namen Thomas Tuchel verbunden sei. «Alle reden davon, dass in der Kaderplanung Fehler gemacht wurden. Aber erstens war Tuchel auch an der Kaderplanung beteiligt im Sommer, und zweitens ist die Mannschaft qualitativ eher noch besser als in der letzten Saison. Weil es kaum wichtige Abgänge gab und weil mit Harry Kane einer der besten Mittelstürmer der Welt hinzugekommen ist.»
Das Problem sei in erster Linie, dass Tuchel seine Führungsspieler geschwächt habe. Sowohl Thomas Müller als auch Joshua Kimmich und Abwehrchef Matthijs De Ligt hätten nie die bedingungslose Unterstützung des Trainers gespürt. Das räche sich jetzt. Dass Tuchel noch diese Woche entlassen wird, glaubt Niedderer aber trotzdem nicht. «Aus Mangel an Alternativen.» Der FC Bayern werde kaum einen Feuerwehrmann verpflichten, so der «Bild»-Reporter.
Babbel nimmt Spieler in die Pflicht
Für Markus Babbel, den langjährigen Bayern-Spieler, der bereits in der Jugend für den Rekordmeister kickte, ist es zu einfach, alles auf den Trainer zu schieben. Schliesslich habe dieser bereits im Sommer davor gewarnt, was passieren könne, wenn man auf dem Transfermarkt nicht noch reagiere: «Tuchel wollte Spieler holen, unter anderem eine Holding Six. Weil ihm Defizite im Kader aufgefallen sind. Die Transfers aber wurden ihm nicht gewährt.»
Statt auf den Trainer zu zielen, nimmt Babbel deshalb die Spieler in die Pflicht. «Da gehts auch um die Grundtugenden. Darum, die individuellen Fehler zu minimieren, wachsam zu sein. Back to the basics», so der Europameister von 1996. Tuchel sei nach Julian Nagelsmann bereits der zweite Trainer, der nicht gut genug sein soll. Zufall sei das nicht. Drum müsse man nun die Spieler hinterfragen. «Spieler, die in der Vergangenheit wichtig waren, rufen ihre Leistungen plötzlich nicht mehr ab. Das ist auch eine Charakterfrage», so Babbel.
In einem Punkt aber stimmt der Ex-Profi mit «Bild»-Reporter Heiko Niedderer überein. Wenns um Tuchels Aussendarstellung geht. «Er hat in den letzten Wochen eher dünnhäutig auf Kritik reagiert, da muss er souveräner sein», sagt Babbel. Dass Tuchel das könne, habe er bewiesen. «Rhetorisch ist er eigentlich hervorragend.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Bayern München | 15 | 34 | 36 | |
2 | Bayer Leverkusen | 15 | 16 | 32 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 15 | 12 | 27 | |
4 | RB Leipzig | 15 | 4 | 27 | |
5 | FSV Mainz | 15 | 8 | 25 | |
6 | Werder Bremen | 15 | 1 | 25 | |
7 | Borussia Mönchengladbach | 15 | 5 | 24 | |
8 | SC Freiburg | 15 | -3 | 24 | |
9 | VfB Stuttgart | 15 | 4 | 23 | |
10 | Borussia Dortmund | 14 | 4 | 22 | |
11 | VfL Wolfsburg | 14 | 6 | 21 | |
12 | Union Berlin | 15 | -5 | 17 | |
13 | FC Augsburg | 15 | -15 | 16 | |
14 | FC St. Pauli | 15 | -7 | 14 | |
15 | TSG Hoffenheim | 15 | -8 | 14 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 14 | -13 | 10 | |
17 | Holstein Kiel | 15 | -19 | 8 | |
18 | VfL Bochum | 14 | -24 | 3 |