Was hat Knäbel mit dem FCZ-Titel zu tun?
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Teil des Erfolges:Was hat Knäbel mit dem FCZ-Titel zu tun?

«Ancillo Canepa rief mich an»
Schalke-Boss Knäbel hat Anteil am FCZ-Meistertitel

Peter Knäbel (55) führt Schalke 04 in die Bundesliga. Hier erklärt er den Kult-Klub – und erzählt, wie Yann Sommer zum Penalty-Killer wurde, obwohl er als Junior kaum einen Elfmeter hielt.
Publiziert: 16.05.2022 um 09:56 Uhr
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Die Fans hätten die Würde wieder, sagt er.
Foto: imago/RHR-Foto

Es ist etwas über eine Woche her, als Schalke durchdreht. 3:2-Sieg gegen St. Pauli, Wiederaufstieg in die erste Bundesliga. Die 60'000 Fans stürmen den Rasen. Es kommt zu gefährlichen Szenen, weil einzelne fast an der Mauer zerdrückt werden.

Mittendrin: Sportvorstand Peter Knäbel (55), der starke Mann von Schalke. Der Mann, der bei St. Gallen, Winterthur, Basel und dem FC Zürich unter Vertrag stand und als Nachwuchs-Chef den Schweizer Fussballverband revolutionierte. Im Winter bekommt der gebürtige Deutsche, der einen Wohnsitz in Solothurn hat, den Schweizer Pass.


Peter Knäbel, sind Sie nach den Feiern schon wieder nüchtern?
Peter Knäbel: Ich hatte gar nicht so viel getrunken. Am Tag danach standen schon wieder die ersten Interviews an, das geht nicht mit zerkratzter Stimme. Ausserdem wollte ich unserer U17 im Kampf um die Deutsche Meisterschaft die Daumen drücken. Aufstieg bei den Profis und Meisterschaft bei den Junioren – was für ein königsblaues Wochenende.

Als die Fans das Feld stürmten, gabs eine Massenpanik. Ein Fan erzählte der «Bild»-Zeitung von Todesangst und dass er ohnmächtig wurde. Wie arbeitet Schalke das auf?
Wir haben in der Arena natürlich ein Sicherheitskonzept mit einem Entfluchtungs-System. Aber wenn Druck von oben kommt, ist es grundsätzlich sehr gefährlich. Wir hatten sicher viel Glück, dass niemand lebensgefährlich verletzt wurde, auch dank dem vorbildlichen Einsatz der Rettungskräfte und der Polizei. Wir wünschen allen Verletzten eine rasche und vollständige Genesung.

War der Aufstieg die unglaublichsten Emotionen Ihres Lebens?
Auf den ersten drei Plätzen ist es sicher, ja. Es löst jetzt noch Gänsehaut aus. Der Abstieg damals hat den Menschen in Gelsenkirchen ihre – zumindest sportliche – Würde genommen. Jetzt haben sie ihre Würde und den Stolz wieder zurück. Überall sieht man lachende Gesichter im Moment und wünscht sich wieder «Glückauf». Für den Abstieg mussten wir uns schämen. Wie wir abgestiegen sind, absolut chancenlos, oder dass es Ausschreitungen einiger «Fans» gegen die damalige Mannschaft gab nach einem Spiel. Man hatte das Gefühl, dass Schalke auseinanderfällt. Nun ist Schalke wieder vereint.

«Die Würde und der Stolz sind zurück in Gelsenkirchen!»
9:00
Peter Knäbel zum Aufstieg:«Die Würde und der Stolz sind zurück in Gelsenkirchen!»

Es gibt ein unglaubliches Bild von Ihnen mit Simon Terodde. Sie wollten angeblich mit ihm reden?
Wir haben ein spezielles Verhältnis, er war mein zweiter Transfer. Er kam auf mich zu und brüllte mich einfach nur an, die ganze Energie entwich. Ich dachte, das kann ich auch, diese riesige Erleichterung rausbrüllen. Das Foto ist sinnbildlich dafür, was wir alles an Energie reinsteckten.

Schalke, das ist eigentlich Intrigen und Chaos. Jetzt haben Sie fast zu viel Ruhe.
Es gibt schon solche, die sagen, es ist fast zu ruhig bei euch. Aber Schalke wird nie ruhig sein, Schalke muss interessant sein mit seinen 160'000 Mitgliedern – wir müssen und werden immer Gesprächsthema sein. Aber wichtig ist, dass die strategische Führung klar bleibt und wir eine innere Stabilität besitzen.

Sie waren eigentlich im Nachwuchs vorgesehen.
Ja. Ich war ja leidenschaftlich gerne SRF-Experte und konnte den Posten im Nachwuchs gut damit verbinden. Am Ende wurde ich dann Sportvorstand. Darüber bin ich froh – aber vor allem auch froh, dass die Leute rundherum darüber froh sind.

Ilja Kaenzig macht ein paar Kilometer weg von Ihnen einen Top-Job in Bochum. Treffen Sie sich manchmal?
Er hat mir aus seinem Büro mal ein Foto geschickt, dass er von dort das Dach unserer Arena sieht. Das fand ich mega. Ich bewundere, was er da leistet, sie sind ein Vorbild dafür, was wir vor uns haben nächste Saison – den langen Weg zum Klassenerhalt. Das ist unser Ziel.

Sie waren lange Nachwuchs-Chef beim FC Basel, als Spieler wie Yann Sommer, Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka da spielten. Ihre Lieblings-Episode mit Sommer?
Wir hatten ein Cupspiel mit der U16 gegen Sion. Es ging ins Penaltyschiessen und Yann hielt keinen. Werner Mogg, sein Trainer, regte sich darüber auf. Wir sagten Yann, er soll doch mit seiner tollen Sprungkraft auch mal stehen bleiben, vielleicht sei die Chance dann grösser.

Er hielt so zweimal gegen Spaniens Ramos und einmal gegen Jorginho.
Ja, aber ich würde mir nie anmassen, ins Spezialgebiet von Nati-Goalietrainer Patrick Foletti einzugreifen. Aber wenn ich an die Tests von früher denke, weiss man, dass Yann die Sprungkraft hat, um lange warten zu können und noch beide Ecken abzudecken. Ihn begleitet zu haben, war sehr bereichernd für mich – und vielleicht manchmal nervig für andere. Weil ich jeden Goalie im Nachwuchs an Sommer mass. Viele hatten es nach ihm schwer mit mir …

Wir sind uns einig, dass er in jeder Top-Mannschaft der Welt spielen kann. Aber am Ende fehlen ihm fünf Zentimeter Körpergrösse, hört man immer wieder.
Ich mag das Gerede um die Zentimeter gar nicht. Ich sagte ihm, er müsse es akzeptieren. Man ist, wie man ist. Das ist wichtig als Kind und Jugendlicher. Er müsse einfach einen grösseren Aktionsradius haben als die anderen. Dafür müsse er gut mitspielen können. Er war der erste Goalie, der auch auf dem Feld Unglaubliches machte.

Kann er einen Top-Transfer machen?
Mit seinen Leistungen und seinen Fähigkeiten sollte er regelmässig in der Champions League spielen können. Er muss sich hinter niemandem verstecken.

Wie war Shaqiri?
Verspielt, spitzbübisch. Auch bei ihm sagten viele, er sei zu klein. Aber er hatte so viel Spielfreude, die er sich hoffentlich noch lange bewahren kann.

Schade ist, dass man ihn bei Chicago Fire hier nicht mehr so wahrnimmt.
Man darf die MLS nicht unterschätzen. Er ist für die Schweizer Nati nicht weniger wert nun. Im Gegenteil: Die Spiele sind für ihn Highlights. Seiner Persönlichkeit wird es auch guttun.

Die Xhakas holten Sie aus Concordia Basel.
Sie kamen vor mir. Mit ihnen, gerade auch mit den Eltern, verbindet mich viel. Wir reisten mal mit der Stiftung von Gigi Oeri nach Pristina und ich freue mich über ihre Erfolge. Was mich bei Granit freut: In der U16 war er Captain und Kassenwart. Genau dasselbe macht er nun in der Nati. Das ist schön zu sehen.

Diese Stars brachte Peter Knäbel gross raus
9:42
Shaqiri, Sommer und Co.Diese Stars brachte Peter Knäbel gross raus

Was viele nicht wissen: Sie haben einen Anteil am Meistertitel des FC Zürich. Sie durchleuchteten den Klub nach dem Abstieg.
Ancillo Canepa rief mich an und ich analysierte den Klub nach vielen Interviews. Cillo sprach immer wieder davon, dass er nochmals Real Madrid im Letzigrund haben möchte. Nun hat er die Chance auf die Champions League als Meister, das gönnt ihm jeder.

Sie brachten Sportchef Marinko Jurendic zum Klub.
Ich schlug ihn vor, ja. Weil er charakterlich zu den Canepas passt. Er ist ausgebildeter Lehrer, setzte früher Jugendprojekte um, war früher Spieler und war mein Assistent beim SFV. Er bringt alles mit. Und wir treffen uns regelmässig. Zuletzt machten wir einen Männer-Spaziergang an der Aare.

Wie oft sind Sie in der Schweiz?
Maximal ein Mal im Monat. Ich verlege dann mein Homeoffice nach Solothurn, wo ich wahnsinnig gern bin. Ich habe die Stadt und die Menschen sehr gern und meine Familie ist dort.

Warum wurden Sie nicht selber FCZ-Sportchef?
Weil der königsblaue Ruf kam.

Aber Sie waren vorher schon enttäuscht, dass Pierluigi Tami SFV-Direktor wurde statt Ihnen?
Pierluigi ist genau der Richtige für den Posten. Jetzt auch beim Trainer-Wechsel von Vladimir Petkovic zu Murat Yakin. Und für mich war klar, dass ich mich vorher wegen Schalke zurückziehe.

Warum holten Sie noch keinen Schweizer zu Schalke?
Weil alle sagten, das ist nur, weil der Knäbel den kennt.

Sie suchen noch einen Trainer. Können Sie ausschliessen, dass Sie Ex-Schalke-Trainer André Breitenreiter holen?
Ja.

«Schalke hat Stolz und Würde zurück»
28:56
Peter Knäbel beim Blick Kick:«Schalke hat Stolz und Würde zurück»
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