Basaksehir FK ist türkischer Meister 2020. Das Spezielle an diesem Klub: Sein grösster Fan und Unterstützer ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (66) und dessen Partei AKP. Er zählt nach Abpfiff der Partie dann auch gleich zu den ersten Gratulanten. Auf Twitter lässt er verlauten: «Ich gratuliere Basaksehir und seinen Anhängern ganz herzlich.» Laut eigener Aussage soll er 1990 bei der Gründung des Betriebsvereins der Stadtverwaltung beteiligt gewesen sein. Vereinsboss Göksel Gümüsdag ist Mitglied in der Regierungspartei AKP und mit einer Nichte von Erdogans Frau verheiratet. Der Haupt- und Namens-Sponsor Medipol wird zudem von Erdogans Gesundheitsminister und Vertrauten Fahrettin Koca geführt.
Bis 2014 und dem Aufstieg in die SüperLig läuft der Verein noch unter dem Namen Istanbul BB auf. Mit dem Aufstieg in die oberste türkische Liga erhält der Verein auch gleich ein nagelneues Stadion mit 17'319 Plätzen. Im Eingangsbereich des Vereinsgeländes hängt Erdogans Porträt. Der Präsident liess es sich nicht nehmen bei der Eröffnung in einem Promispiel selber mitzuspielen. Er trug das Leibchen mit der Nummer 12 und glänzte mit einem Hattrick. Seither ist diese Trikotnummer heilig und bis heute für das türkische Staatsoberhaupt reserviert. Über einen wirklich grossen Fan-Anhang verfügt der Klub nicht. Vor der Corona-Krise waren bei den Heimspielen durchschnittlich nicht mal 3000 Zuschauer anwesend.
Schwächen der grossen Klubs ausgenutzt
In den letzten zehn Jahren machten sich die grossen drei Istanbuler-Klubs – Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce – die Meisterschaft in der SüperLig jeweils unter sich aus. Basaksehir FK war aber in jüngster Vergangenheit schon mehrmals knapp dran. 2016/17 wurde man mit vier Punkten hinter Meister Besiktas Zweiter. In den beiden darauffolgenden Jahren lag man am Ende nur drei, respektive zwei Punkte hinter Galatasaray.
Fussball: Inler dank Titel mit Basaksehir mit Schweizer Rekord
In dieser Saison liefen die grossen Drei aber allesamt ihren hohen Erwartungen hinterher und Basaksehir nutzt dies in der vorletzten Runde gleich aus. Das Team um Ex-Nati-Captain Gökhan Inler (36) und ehemalige Bundesliga-Profis wie Demba Ba und Junior Caicara und dem Brasilianer Robinho gewinnt gegen Kayserispor mit 1:0 und setzt sich damit im Titelrennen erfolgreich gegen Trabzonspor durch. Erst der sechste Meister in der Türkei!
Zukunft ungewiss
Das Durchschnittsalter der Mannschaft liegt aktuell bei 30,21 Jahren und viele Verträge laufen am 6. August aus. Es wird also im Hinblick auf die erstmalige Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase zu einer grossen Kaderumstellung kommen. Auch die nationale Mission Titelverteidigung wird unter diesen Umständen wohl zu einer schwierigen Aufgabe.