Barnetta über seine ersten drei Monate in Philadelphia
«Die Amis sind viel entspannter»

Ex-Nati-Star Tranquillo Barnetta (30) verpasst mit Phi­ladelphia Union die Playoffs. Jetzt macht er in St. Gallen Ferien und redet über seine ersten drei Monate im US-Fussball.
Publiziert: 06.11.2015 um 21:02 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:37 Uhr
Von Matthias Dubach

BLICK:Tranquillo Barnetta, es ist November, und Sie sind aber in der «Sommerpause». Ist das ein merkwürdiges Gefühl?
Tranquillo Barnetta:
Es ist mal etwas anderes. Das hatte ich seit zwölf Jahren nicht mehr. Man ist sich gewöhnt, von Sommer zu Sommer zu spielen, aber in den USA gibts eben den Jahreskalender. Anders ist auch, dass die Pause so lange ist.

Die ist so lange, weil die Playoffs ohne Sie und Ihren Klub Philadelphia Union stattfinden. Waren die Fans sauer?
Die Fans dort sind anders. Wir sind zu Hause noch nie ausgepfiffen worden.

Warum denn das?
Es geht ihnen mehr um den Event. Sie müssen das Gefühl bekommen, dass die Mannschaft gekämpft hat. Dann sind sie zufrieden. In Europa wird man viel schneller ausgepfiffen.

Nehmen die Amis den Fussball nicht ernst?
In Europa spielen die Vereine und Spieler manchmal um ihre Existenz. Das gibts bei uns in Amerika nicht, wir können nicht absteigen. Dadurch ist weniger Druck da. Natürlich war es enttäuschend, die Playoffs zu verpassen. Aber es herrscht keine Abstiegsangst.

Sorgt das auch in der Mannschaft für mehr Lockerheit?
Die Amis sind entspannter. Es wird im Training auf dem Platz mehr gelacht. Aber wenn eine Übung angesagt wird, geht es dort genauso wie in Europa zur Sache.

Ihr Eindruck von der MLS nach drei Monaten?
Die Liga ist sehr physisch. Man spielt weniger aus einer sicheren Defensive heraus. Vom Tempo her brauchen wir uns nicht zu verstecken. Am Anfang war ich konditionell noch nicht auf meinem Level. Es ging dann von Spiel zu Spiel besser. Schade, dass die Saison dann so schnell vorbei war. Immerhin waren wir noch im Cupfinal, den wir leider bitter verloren haben (im Penaltyschiessen gegen Kansas, d. Red.).

Können Sie jetzt drei Monate die Füsse hochlegen?
Das nicht, wir haben einen Trainingsplan bekommen, um den Level bis zum Start der Vorbereitung Mitte Januar halten zu können.

Könnten Sie beim FC St. Gallen mittrainieren?
Das ist sicher möglich. Einige Mitspieler haben mir erzählt, dass sie das auch machen werden. Aber das muss ich noch ­abklären.

Werden Sie erstmals als Profi richtige Weihnachtsferien machen?
Für mich ist jetzt die Zeit in St. Gallen wie Ferien. Die Weihnachtszeit ist für meinen Bruder die strengste Zeit bei seinem Trikot-Verkauf. Da werde ich ­sicher mithelfen. Vielleicht gehe ich im Januar früher zurück, um in Philadelphia noch ein paar freie Tage zu haben.

Wie gefällt Ihnen die Stadt?
Sehr gut. Am Anfang kannte ich nichts. Dann zeigen dir die Mitspieler immer mehr. Heimisch fühlt man sich dann, wenn man erstmals nach dem Weg gefragt wird und sofort richtig antworten kann! Ich bin wirklich froh, dass ich den Wechsel gemacht habe. Ich lerne viele Städte in den USA und Kanada kennen.

Gibt es einen Trick bei Spielen in anderen Zeitzonen?
Wir stellen uns einfach nicht um und bleiben in der Ostküsten-Zeit. Aber es ist trotzdem ­komisch, wenn dann das Spiel gefühlt erst um 23 Uhr anfängt und weit nach Mitternacht aufhört.

Nächste Woche ist Nati-Zusammenzug. Ohne Sie.
Ich bin froh, dass die Nati die Qualifikation für die Europameisterschaft geschafft hat. Aber die Frage nach der Nati stellt sich für mich einfach nicht, das hat momentan keine Priorität.

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