Fussball-Deutschland trauert. Am Donnerstag ist der Ehrencaptain der deutschen Nationalmannschaft, Uwe Seeler, im Alter von 85 Jahren verstorben. Er ist friedlich im Kreise seiner Liebsten eingeschlafen, wie die «Bild» schreibt.
«Uns Uwe» war bei vier Weltmeisterschaften dabei, WM-Zweiter 1966 in England, WM-Dritter 1970 in Mexiko. Er galt als einer der besten Mittelstürmer seiner Generation und ist der grösste Spieler des Hamburger SV. Sein Leistungsausweis: 404 Tore in 476 Pflichtspielen für den HSV, 72 Länderspiele mit 43 Treffern, dreimal Fussballer des Jahres, erster Topskorer der Bundesliga, Cupsieger und Meister.
Einst verzichtete er auf viel Geld
Hauptverantwortlich für seine unglaubliche Popularität waren aber nicht seine zig Kopf- und Fallrückzieher-Tore, sondern seine Art und Weise daneben. «Menschlicher als Uwe konnte man nicht sein», sagt Markus Babbel. Der Europameister von 1996 und heutige Blick-Experte hat Seeler in seinen zwei Saisons beim HSV Anfang der 90er-Jahre kennengelernt. «Er ist oft bei uns vorbeigekommen», erinnert sich Babbel. «Uwe war der beste Stürmer seiner Generation, ein grossartiger Mensch mit einer tollen Ausstrahlung. Eine unglaubliche Persönlichkeit.»
Seeler war der Inbegriff für Bodenständigkeit und Vereinstreue. 1961 lehnte er ein Millionen-Angebot von Inter Mailand ab. Der damalige Inter-Trainer Helenio Herrera, der drei Tage mit Seeler verhandelt hatte, verstand die Welt nicht mehr: «Noch nie habe ich jemanden erlebt, der auf so viel Geld verzichtet.» Seeler sagte kurz vor seinem 85. Geburtstag: «Das Schönste auf der Welt ist doch, normal zu sein. Ich bin stinknormal – und das gefällt mir.»
Seit einem unverschuldeten Autounfall 2010 war Seeler auf dem rechten Ohr taub, er litt an Gleichgewichtsproblemen. Deshalb ist er zuletzt in seinem Haus in Norderstedt in der Nähe von Hamburg auch mehrmals gestürzt.
Alles richtig gemacht
Zu bereuen hatte Seeler nichts im Leben. Zumindest fast nichts. «Ich glaube, ich habe so weit alles richtig gemacht. Ich bin zufrieden, und meine Familie ist es auch», sagte er einst. Und meinte, dass er in seinem Leben nichts bereuen würde. Zumindest fast nichts. Dass er von 1995 bis 1998 die Präsidentschaft beim HSV übernommen habe, sei ein Fehler gewesen – und auch der Bau eines Schwimmbades im eigenen Garten. Beide Male habe er bezeichnenderweise nicht auf den Rat seiner Frau gehört. Mit Ilka war er 63 Jahre zusammen. Gemeinsam haben sie drei Töchter und sieben Enkelkinder. Mit Seelers Liebsten trauert die ganze Fussballwelt.