Tatort ist Villavicencio, eine Stadt südöstlich von Kolumbiens Hauptstadt Bogota und Heimat des Klubs Llaneros. Bis zur 95. Minute führt das Heimteam im letzten Spiel der Aufstiegsrunde gegen Union Magdalena 1:0. Dann gleichen die «Bananeros» aus.
Und eine Minute später führt Union Magdalena gar. Und das hat Konsequenzen: Weil Fortaleza, der Konkurrent im Aufstiegskampf, gegen Bogota FC 1:2 verliert, steigt das Team aus der Karibik-Stadt Santa Marta, aus der die kolumbianischen Fussball-Grössen Carlos Valderama und Radamel Falcao und auch der ehemalige Schweizer Nati-Stürmer Johan Vonlanthen stammen, auf.
«Für den, der glaubt, ist alles möglich», schreibt Union auf Twitter.
Die Fans von Llaneros toben, beschimpfen ihre Spieler. Warum? Wer sich das Video des Tores anschaut, versteht es sofort. Der Widerstand der Verteidigung beim 1:2? Inexistent. Völlig ungehindert können die Spieler von Union durch den Strafraum spazieren.
Tags darauf kündigt die Liga eine Untersuchung an. Kritische Beobachter vermuten, dass sie im Sand verlaufen wird. Ob das allerdings nach dem Wirbel, den das skandalöse Tor auslöst, möglich ist, bleibt fraglich.
Kolumbiens Präsident spricht von einer «nationalen Schande»
Kolumbiens Präsident Ivan Duque sagt: «Was im Spiel für den Aufstieg in die erste kolumbianische Liga passiert ist, ist eine nationale Schande. Der Sport braucht Transparenz, Ehrlichkeit und eine Nulltoleranz gegenüber jeder Situation, welche gegen die die sportliche Ethik verstösst.»
Mafioso kontrolliert seit Jahren den Klub
Viel Fantasie braucht es nicht, um zu erahnen, was da in Villavicencio passiert ist. Vor allem, wenn man weiss, dass Union Magdalena seit Jahren von der Familie von Eduardo Davila kontrolliert wird.
Der 71-jährige Drogenbaron sitzt für 34 Jahre in Baranquilla im Knast, weil er neben zahlreichen anderen Delikten 2007 die Ermordung seiner Frau Carmen in Auftrag gegeben haben soll.
Seine Erklärung zum Tor gab er in einem WhatsApp-Interview mit der Zeitung «La Patria»: «Ich verstehe die Frage nicht. Wir haben gewonnen. Beim zweiten Tor glaubten sie, es ein Offside gewesen und unser Spieler hat davon profitiert.»
«Sie hatten einen Schock»
Llaneros-Präsident Juan Carlos Trujillo verteidigt sein Team. «Ich verstehe, dass es Unzufriedenheit gibt und Anlass zu Missverständnissen gibt, aber ich vertraue meinen Spielern, meinem Trainer-Staff und der Arbeit, die wir gemacht haben.»
Seine Erklärung für das höchst verdächtige Gegentor: «Sie hatten einen Schock. Wir waren ja am Gewinnen. Union ist der Leader der Aufstiegsrunde, wir haben nicht gegen ein Wandgemälde gespielt.»