Seine Karriere war höchst erfolgreich: André Schürrle (29) ist mit Deutschland 2014 Weltmeister geworden, hat mit dem VFL Wolfsburg (2015) und Borussia Dortmund (2017) den DFB-Pokal gewonnen und wurde mit Chelsea englischer Meister. Doch am Freitag hat der 29-Jährige überraschend sein Karriereende bekannt gegeben.
«Ich brauche keinen Beifall mehr», begründet Schürrle seinen Entscheid gegenüber dem «Spiegel». Der Profi-Fussball hat ihn zum Millionär gemacht, dafür ist der Weltmeister dankbar: «All das Geld, das ich verdient habe, ist eine enorme Erleichterung», sagt er. Doch Schürrle lässt im Interview auch tief blicken, gewährt Einblick in seine Gefühlswelt.
«Ich wollte nicht mehr Fussball spielen»
«Nur die Leistung auf dem Platz zählt, Verletzlichkeit und Schwäche dürfen zu keinem Zeitpunkt existieren», sagt der Flügelspieler, der zuletzt an Spartak Moskau ausgeliehen war. Ganz sich selbst zu sein, sei im Profi-Fussball nicht möglich. Schürrle: «Man muss ja immer eine gewisse Rolle spielen, um in dem Business zu überleben, sonst verlierst du deinen Job und bekommst auch keinen neuen mehr.»
Einer seiner Teamkollegen, mit dem er eine freundschaftliche Beziehung pflegt, ist Mario Götze (28). Schürrle war es, der im WM-Final das entscheidende Götze-Tor vorbereitet hatte. Die Wochen in Brasilien bezeichnet er als die «geilste Zeit» seines Lebens. Nach dem Triumph in Südamerika ist er zu Chelsea zurückgekehrt, und in ein tiefes Loch gefallen: «Ich wollte nicht mehr Fussball spielen, ich war völlig am Ende. Es war, als ob alles in mir gebrannt hätte. Mein Spiel ist durch Sprints bestimmt. Aber ich hatte keine Kraft mehr in den Oberschenkeln. Es war, als hätten sie Feuer gefangen.»
Mit Mannschaftskollegen wollte Schürrle nicht über seine Probleme sprechen. Nicht einmal mit Kumpel Götze: «So richtig aufmachen, das kann man gegenüber einem Mitspieler auch nicht. Das Risiko ist einfach zu gross, dass man sich angreifbar macht», erklärt er. Jetzt will sich der Weltmeister auf seine Familie konzentrieren. Schürrle hat mit seiner Ehefrau Anna Sharypova (32) einen gemeinsamen Sohn. (nim)