Alex Frei schreibt über seinen Ex-Trainer
«Klopp stand eigentlich nicht auf mich»

Alex Frei spielt 2008 bis 2009 bei Dortmund unter Jürgen Klopp. Im SonntagsBlick schreibt der Nati-Rekordtorschütze (42 Treffer) über seinen Ex-Trainer, der am Mittwoch in Basel die Europa League gewinnen will.
Publiziert: 16.05.2016 um 21:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 08:00 Uhr
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Alex Frei mit seinem ehemaligen Trainer Jürgen Klopp.
Foto: Toto Marti
Alex Frei

«Ich werde die Stimmung nie vergessen, als Jürgen Klopp zum ersten Mal die Kabine beim BVB betrat. Sofort, von der ersten Sekunde an, versuchte er allen seine Leidenschaft mitzugeben. Machte von Anfang an jedem klar, dass er komplette Identifikation mit dem Klub, Hingabe für den Fussball und pure Leidenschaft für den Job fordert. Dass er Vollgas-Fussball haben will, wo jeder unglaublich viel rennt. Klopp könnte nie einen Verein übernehmen, den er nicht gern hat, er braucht diese emotionale Bindung.

Auf mich als Stürmer stand er eigentlich von seiner Philosophie her nicht so. Man weiss ja, dass ich nicht unbedingt der Laufstärkste war. Aber Klopp hat mir immer gesagt, dass er trotzdem nicht auf meine ungemeine Torgefährlichkeit verzichten will. Wenn ich fit war, habe ich unter ihm eigentlich immer gespielt.

Es war eine Kompromisslösung, die er mit mir machte. Er wusste aber, dass ich weniger laufstark bin als zum Beispiel Nelson Valdez. Er sagte mir, dass ich nicht seiner Philosophie von Powerfussball entspreche – und eben trotzdem auf meine Stärken im Strafraum nicht verzichten möchte.

Auch in der Vorbereitung auf die Saison 2009 lief es gut für mich – und trotzdem entschied ich mich dann für einen Wechsel zum FC Basel. Klopp sagte mir, er hätte mich für keinen Klub der Welt freigegeben – ausser für den FCB. Er verstand meine emotionale Bindung und warum ich es gerne machen möchte.

Klopp und ich halten auch heute noch zwischendurch per SMS Kontakt, zuletzt tauschten wir uns aus, als er bei Liverpool Trainer wurde. Uns verbindet noch immer die emotionale Zeit in Dortmund.

Ich denke, dass sich Klopp dann irgendwann aber in Dortmund ein wenig abgenutzt hatte und die letzte Saison beim BVB vielleicht darum nicht mehr sehr gut war. Das ist nur menschlich. Sieben Jahre war Jürgen Klopp da, eine lange Zeit. Ich denke, dass das heutzutage fast nicht mehr funktioniert. Ausnahmen wie Alex Ferguson bei Manchester United oder Guy Roux bei Auxerre, das gibt es fast nicht mehr. Wir sehen es ja bei einem der besten Trainer der Welt, bei Pep Guardiola. Er macht jeweils drei bis vier Jahre, wie zuletzt auch bei Bayern München.

Dass Klopp zu Liverpool perfekt passt, da muss man ja keine Sekunde drüber diskutieren, das ist sonnenklar. Aber man sieht, besonders noch in der Meisterschaft, dass seine Philosophie noch nicht zu hundert Prozent übertragen ist. Er wird sicher im Sommer noch einige Spieler verpflichten, die noch besser zu ihm und seiner Spielweise passen würden.

Der Final am Mittwoch wird ein Duell von Sevilla, das auf technisch höchstem Niveau spielt, gegen Liverpool, das voller Leidenschaft auftreten wird. Völlig offen was sich durchsetzen wird. Ich freue mich riesig auf das Spiel.»

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