«Ich habe für mich erkannt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, die politische Verantwortung zu übernehmen», begründet Wolfgang Niersbach seinen Rücktritt nach einer Präsidiumssitzung des Deutschen Fussballbundes.
Die beiden bisherigen Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch übernehmen die Amtsgeschäfte.
Niersbach geriet im Zusamenhang mit der WM-Vergabe 2006 an Deutschland unter Druck. Der «Spiegel» enthüllte rund um die Vergabe des Turniers dubiose Geldflüsse. Dabei soll es sich um eine schwarze Kasse in der Höhe von über sechs Millionen Euro handeln.
«Es sind Dinge passiert, die in den letzten Tagen erst aufgedeckt wurden, die mich dazu veranlassen, zurückzutreten. Das Amt des DFB-Präsidenten darf damit nicht belastet werden. Es geht zwar auch um meine persönliche Reputation, aber das Amt steht über der Person.»
Seine Ämter bei der Fifa und der Uefa übt Niersbach weiter aus. Niersbach arbeitete 27 Jahre beim DFB.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Handschriftliche Notizen auf einem Briefentwurf sorgten zuletzt für neuen Wirbel in der WM-Affäre. Stammen diese tatsächlich von Niersbach, wäre klar, dass er bereits seit längerem von den Millionentransfers im Zuge der Vorbereitungen für die WM erfahren hätte. Niersbach selbst behauptet, erst seit diesem Sommer davon Kenntnis zu haben.
In der vergangenen Woche durchsuchten Steuerfahnder die DFB-Zentrale in Frankfurt und Niersbachs Wohnsitz in Dreieich.
Gegen Niersbach, seinen Vorgänger Theo Zwanziger sowie DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.
Niersbach beteuert Unschuld
Niersbach beteuert jedoch weiterhin seine Unschuld: «Ich habe immer sauber, vertrauensvoll und korrekt gearbeitet», so der 64-Jährige.
«Ich bleibe dabei und möchte noch einmal unmissverständlich klarstellen, dass ich von den Hintergründen der im Raum stehenden Zahlungsflüsse keinerlei Kenntnis hatte.» (rmi)