Union-Trainer Urs Fischer
«Fussballgott singen sie hier doch bei jedem!»

Urs Fischer (52) rockt mit Union Berlin die 2. Bundesliga, hört Nina Hagen und singt «Heidi». Der Zürcher über Heimweh, den FCB, Selbstzweifel und Aromat.
Publiziert: 28.01.2019 um 00:17 Uhr
|
Aktualisiert: 28.01.2019 um 07:40 Uhr
1/8
Urs Fischer hat bei Union Berlin voll eingeschlagen.
Foto: Florian Pohl/City-Press/freshfocus
Michael Wegmann aus Köpenick

BLICK: Urs Fischer, Sie hätten sich 
beim Teamabend im Trainings­lager in Jerez den Schlager
 «Heidi» gewünscht und diesen vor rund 250 Fans lauthals 
zum Besten gegeben, schreibt die «Berliner Zeitung».
Urs Fischer: (Lacht.) Den Song hat ein anderer ausgewählt. Wahrscheinlich sagte man, ich sei es 
gewesen, weil es so schön passt: das Heidi und der Schweizer. 
Aber klar habe ich gesungen – wie alle anderen auch.

Gegen 250 Fans sind wegen 
Union nach Jerez gereist.
Unglaublich, oder? Fragen Sie 
mal die Lausanner. Sie wohnten 
im selben Hotel und trainierten 
neben uns. Bei unserem ersten Training haben sie grosse Augen gemacht. Unsere Fans sind wirklich einmalig, ihre Unterstützung ist riesig. Ihre Identifikation mit dem Klub auch. Als das neue Stadion 
gebaut wurde, haben viele Fans 
unzählige Arbeitsstunden investiert, damit der Klub Geld sparen kann. Wo gibts sonst so etwas? 
Bewundernswert.

Der berühmteste Fan
 der Union ist Nina Hagen. 
Haben Sie die schrille 
Musikerin schon kennengelernt?
Nein. Aber ihr Lied. (Lacht.)

Ihre berühmte Vereinshymne kennt in Deutschland jeder. Können Sie «Eisern Union» schon auswendig?
Noch nicht ganz, den Refrain schon. (Fischer summt das Lied.)

Ihr Kumpel Longo
 Schönenberger sagt, er habe 
bei «Eisern Union» im Stadion an der Alten Försterei Hühnerhaut bekommen. Sie auch?
In meinem ersten Freundschaftsspiel waren 12'000 Fans hier und haben gesungen. Ich fragte mich: «Was ist denn da los?» – und war baff. Noch heute denke ich: «Wow!»

Zurück zu Heidi, haben Sie manchmal Heimweh?
Logisch vermisse ich meine Familie. Noch schnell nach der Arbeit nach Hause gehen, liegt nicht mehr wirklich drin. Aber das war in 
Basel oder in Thun eigentlich nicht anders. Wenn auf der A1 Stau war, brauchte ich von Thun nach Zürich fast länger als von Berlin.

Ihre Familie dürfte Sie gerne 
besuchen, Berlin bietet viel.
Meine Frau war schon zweimal länger hier – meine Kinder kommen auch gern. Berlin gefällt. Berlin hat viel Kultur, eine eindrückliche Geschichte und ein tolles Freizeitangebot. Aber ich wohne in Köpenick, im Südosten. Wenn es schlecht läuft, ist es eine Stunde Fahrt bis ins Zentrum.

Glaubt man Berliner Journalisten, dürften Sie kein guter Reiseführer sein. Es heisst: Der Urs 
Fischer ist der Erste am Morgen im Büro und derjenige, der am Abend das Licht löscht.
(Lacht.) Ja, das ist zum Teil schon so. Da ich frühmorgens gerne meine Ruhe habe vor dem Trainingsbetrieb und zudem auch oft bis spät im Büro bleibe, um mir die Spiele der Gegner anzuschauen. Aber der Letzte bin ich nicht immer.

Also kein guter Reiseführer?
Doch, ich könnte Ihnen schon das eine oder andere zeigen.

Wo wohnen Sie?
Ich wohne etwa 700 Meter vom Stadion entfernt in einem Mehr­familienhaus. Die Wohnungssuche hat sich leider in die Länge gezogen. Nach drei Monaten im Hotel hatte ich es langsam satt.

Udo Lindenberg wohnt seit 
30 Jahren im Hotel.
Wahrscheinlich, weil er da weder waschen noch kochen muss.

Kochen Sie auch für sich selbst?
Klar. Aber nicht, dass Sie jetzt 
denken, ich würde drei Stunden in der Küche stehen. Gestern Abend gab es zum Beispiel Salat und 
Spaghetti. Es kann auch mal nur ein Toast oder eine kalte Platte sein.

Kulinarisch vermissen Sie auch nichts aus der Schweiz?
Nein. Oder doch: Als ich gesehen habe, dass meine Kollegen hier Salz und Pfeffer aufs Ei streuen, habe ich Aromat mitgenommen.

Sie haben bei Union sofort eingeschlagen. Die Fans singen: «Urs Fischer – Fussballgott!»
Das singen sie hier doch bei jedem!

Wirklich?
Ja, gäll, Hannes!
Der Presseverantwortliche Hannes Hahn schmunzelt und meint: «Bei 
jedem Spieler und jedem Verantwortlichen.»

Sie sind beliebt und haben 
Erfolg. Union blieb unter Ihnen die ersten 17 Ligaspiele ohne Niederlage.
Das war schon eine tolle Sache.

Union überwinterte auf Platz 4. Die Fans träumen nach dem 
8. Rang von letzter Saison schon vom Aufstieg. Spüren Sie Druck?
Das Ziel ist noch immer dasselbe wie bei Saisonstart: sich tabellarisch zu verbessern und spielerisch zu stabilisieren. Aber Druck spürt man immer. Wir tragen viel Verantwortung für die Fans, die Mitarbeiter und die Region, dessen sind wir uns bewusst. Es kann sehr schnell gehen im Fussball. Wir müssen uns immer wieder aufs Neue bestätigen, dafür arbeiten wir hart.

Sind Sie noch derselbe Trainer wie damals beim FCZ?
Derselbe Mensch, aber nicht derselbe Trainer. Ich durfte überall meinen Rucksack füllen. In Zürich, Thun und Basel.

Nach Ihrer Entlassung beim FCB haben Sie ein Jahr pausiert.
Ein Jahr Pause machen, um mit meiner Frau zu verreisen, mich weiterzubilden und dann wieder im Business einsteigen zu können, ist ein Privileg. Das ist mir bewusst. Es war die richtige Entscheidung.

Keine Angst gehabt, dass man Sie vergessen könnte?
Nein, es waren immer wieder Anfragen da. Aber dieses Gefühl, dass der Zug abfahren könnte, hatte ich nach meiner Entlassung beim FCZ. Damals habe ich gelitten, es plagten mich Selbstzweifel. Ich hatte das Gefühl, ich hätte alles falsch 
gemacht. Mir fehlte die Erfahrung, ich war weniger gefestigt.

Haben Sie überlegt, was Sie getan hätten, wenn Sie als Trainer nicht mehr gefragt gewesen wären?
Natürlich habe ich mich gefragt: «Hey, bekomme ich wieder einen Job?» Aber ich habe mir nie überlegt, was ich tun würde, falls nicht.

Und nach Basel?
Da wars anders: Die Verantwortlichen hatten mich schon im Januar informiert, dass sie den Klub verlassen. Ich konnte mir in etwa vorstellen, was das für mich bedeuten würde. Und mit dem Double wurde mein Abgang einfacher.

Sie verliessen den FCB durch die Vordertür. Eine Genugtuung?
Genugtuung ist das falsche Wort. Ich war glücklich und zufrieden in Basel. Ich hatte da zwei tolle Jahre, in denen wir grosse Erfolge feiern konnten. Es war herrlich, Teil davon zu sein.

Damals wurde ein Meistertitel mit Basel doch als selbstverständlich angesehen …
... einige hatten schon das Gefühl, es sei ein Selbstläufer. Das ist es aber nie.

Mittlerweile weiss das jeder. 
Bei Ihrem Abgang lag der FCB 
17 Punkte vor YB. Eine Saison später 15 Punkte zurück. 32 
Verlustpunkte in einer Saison. Wahnsinnig viel, oder?
Dazu will ich mich nicht äussern.

Als Thun-Coach wurden Sie 
zum Trainer des Jahres gewählt, als FCB-Trainer trotz Double nicht. Kann man Trainer­leistungen überhaupt 
miteinander vergleichen?
Nur sehr schwer. Als ich Trainer 
des Jahres wurde, hörte ich, dass 
es schwieriger sei, mit wenigen Mitteln etwas zu erreichen.

Und? Ist es schwieriger?
Nach zwei Jahren Basel sage ich eher Nein. Das Niveau zu halten und konkrete Ziele wie Meister, Cupsieger und international zu überwintern erreichen zu müssen, ist auch nicht so einfach.

Urs Fischer

545-mal spielte Urs Fischer für den FC Zürich und St. Gallen. 2000 war er Captain des Zürcher Teams, das den Cup 
gewann. Ab 2003 war er Nachwuchstrainer beim FCZ. Ab 2010 coachte er die Profis, mit denen er 2011 Zweiter wurde. Thun coachte er 2013 in 
die Gruppenphase der Europa League – und den FC Basel 2016 zur Meisterschaft und 2017 zum Double. Seit Juli 2018 trainiert der zweifache Familienvater den deutschen Zweitligisten Union Berlin.

545-mal spielte Urs Fischer für den FC Zürich und St. Gallen. 2000 war er Captain des Zürcher Teams, das den Cup 
gewann. Ab 2003 war er Nachwuchstrainer beim FCZ. Ab 2010 coachte er die Profis, mit denen er 2011 Zweiter wurde. Thun coachte er 2013 in 
die Gruppenphase der Europa League – und den FC Basel 2016 zur Meisterschaft und 2017 zum Double. Seit Juli 2018 trainiert der zweifache Familienvater den deutschen Zweitligisten Union Berlin.

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2. Bundesliga
Mannschaft
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Hannover 96
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6
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2
SC Paderborn 07
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12
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21
3
Fortuna Düsseldorf
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12
5
21
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Karlsruher SC
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12
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20
5
Hamburger SV
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12
9
19
6
SV 07 Elversberg
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12
8
19
7
1. FC Köln
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12
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7
1. FC Nürnberg
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12
4
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9
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12
3
18
10
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12
2
17
11
Hertha BSC
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12
0
17
12
SV Darmstadt 98
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12
3
16
13
SpVgg Greuther Fürth
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12
-5
13
14
Schalke 04
Schalke 04
12
-3
12
15
Eintracht Braunschweig
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12
-10
12
16
SC Preußen 06 Münster
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12
-4
11
17
SSV Ulm 1846
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-3
10
18
SSV Jahn Regensburg
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12
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