Die USA bekommen die Coronakrise einfach nicht in den Griff: Die Zahl der Neuinfektionen steigt und steigt – seit einer Woche melden die Amis rund 50'000 pro Tag. Am Mittwoch gibts eine traurige neue Bestmarke: 60'000.
Auch die Major League Soccer (MLS) ist betroffen. Zwei Tage vor dem geplanten Start des Comeback-Turniers in Florida wird der FC Dallas ausgeschlossen, weil gleich zehn Spieler und ein Betreuer mit dem Coronavirus infiziert sind.
Einer der Leidtragenden ist unser 35-facher Nati-Spieler Reto Ziegler, der seit zweieinhalb Jahren bei Dallas spielt. Wie all seine Teamkollegen ist auch der 34-jährige Genfer seit dem 29. Juni auf einem Hotelzimmer des «Swan and Dolphin Ressort» im Disney World in Quarantäne.
Seit neun Tagen im Ferienparadies. Sei neun Tagen im Hotelzimmer! «Die Situation ist schon krass. Noch vor wenigen Tagen sind wir topfit und motiviert hierher gereist, um ein Turnier zu spielen – und jetzt dürfen wir nur auf unseren Zimmern sitzen», sagt Ziegler zu BLICK.
Essen geliefert, Training via Zoom
Er und seine Kollegen dürften nicht einmal auf den Gang gehen, sagt Ziegler, «wir bekommen dreimal täglich das Essen auf die Zimmer geliefert. Zweimal täglich haben wir ein gemeinsames Fitness-Training via Zoom. Und einmal pro Tag werden wir auf Corona getestet. Sonst telefoniere ich viel – vor allem mit meiner Frau und meiner Tochter, die im Moment in der Schweiz sind. Oder ich schaue TV. Zum Glück habe ich einen kleinen Balkon, dort kriege ich frische Luft und kann mich mit meinen Kumpels unterhalten. Wir versuchen, die ganze Angelegenheit positiv und locker zu nehmen und den Humor nicht zu verlieren. Bisher gelingt es uns sehr gut.»
Zieglers Tests waren bisher immer negativ. «Das Wichtigste ist, dass es mir und all meinen Teamkollegen gut geht. Diejenigen, welche positiv getestet wurden, hatten alle Fieber, sind aber wieder auf dem Weg zur Besserung.»
«Turnier ist sehr wichtig für die MLS»
Er ist seit Tagen gesund in Quarantäne. «Es wäre nur schon schön, wenn ich ein wenig auf der Hotelanlage herumspazieren könnte », sagt Ziegler. Dennoch hat er Verständnis für die rigorosen Vorsichtsmassnahmen von Seiten der Liga. «Der Hotelkomplex ist riesig. Ich glaube, dass alle Teams hier untergebracht sind. Und man kann es sich einfach nicht leisten, dieses Turnier zu gefährden. Es ist sehr wichtig für die MLS. Deshalb muss man alle Teilnehmenden so gut wie möglich schützen!»
Am Donnerstag startet das Soccer-Turnier mit dem Derby Miami gegen Orlando. Und die Einschaltquoten dürften top sein, denn der Fussball ist der erste grosse Mannschaftssport in den USA, der nach der Corona-Pause mit Livespielen zurückkehrt. Die Frauen sind seit Ende Juni schon aktiv. Baseball in der MLB will zwei Wochen nach dem Beginn des MLS-Turniers wieder spielen, die NBA-Basketballer Ende Juli, die Eishockey-Profis der NHL Anfang August.
Auch der sportliche Anreiz für dieses Florida-Turnier ist gross: So zählen die Punkte aus den Gruppenspielen für die Meisterschaft und der Turniersieger qualifiziert sich automatisch für die Champions-League.
«Keine Ahnung, wie es weitergeht»
Dieser Zug ist für Ziegler & Co. abgefahren. Von Fussball können sie in den nächsten Tagen höchstens träumen, beim «Däumchendrehen» auf den Hotelzimmern. Für wie lange sie noch da bleiben müssen, weiss der Verteidiger nicht. Ziegler: «Keine Ahnung, wie es weitergeht. Ich denke, dass man nun eine Lösung, wie wir Spieler wieder nach Dallas kommen. Ich bin zuversichtlich.» Ob es die MLS auch noch ist?
Denn mittlerweile wurde bekannt, dass das Spiel zwischen Chicago Fire und Nashville erstmals verschoben wurde, weil auch bei Nashville Spieler an Covid-19 erkrankt sind. Doch es geht das Gerücht um, dass Nashville aus dem Turnier genommen wird.