Es läuft die 35. Minute, als Amateur-Fussballer M.M.* komplett die Nerven verliert. Als er nach einer Grätsche von hinten die Rote Karte sieht, dreht der 3.-Liga-Kicker des FC Birsfelden durch.
Erst schlägt er Schiedsrichter A.A.* zweimal ins Gesicht, danach tritt er den am Boden Liegenden mit dem Fuss. Das bestätigen mehrere voneinander unabhängige Augenzeugen.
Der Schiri wird mit leichten Kopfverletzungen ins Spital eingeliefert, der Täter abgeführt. In Handschellen, wie der Mediensprecher der Kantonspolizei Basel-Land, Nico Buschauer, bestätigt: «Im 3.-Liga-Spiel zwischen Birsfelden und Möhlin kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen einem Spieler und dem Schiedsrichter. Es ist richtig, dass eine Person vorläufig festgenommen wurde. Dabei wurden ihm zu seiner eigenen, aber auch zu unserer Sicherheit Handschellen angelegt.»
Weitere Details gibt die Polizei nicht bekannt – und verweist auf ein laufendes Verfahren.
Klar ist: Für den Täter hat der Ausraster zivilrechtliche Konsequenzen, der Schiedsrichter dürfte eine Strafanzeige wegen Körperverletzung einreichen, der Schläger muss mit einer saftigen Busse und einem Strafeintrag rechnen.
Auch auf Verbandsebene wird die Tätlichkeit eine harte Strafe nach sich ziehen, für einen ähnlichen Ausraster verhängte die Kontroll- und Disziplinarkommission des Schweizerischen Fussballverbandes vor sechs Jahren die Maximalstrafe. Heisst: 36 Monate lang wird der Täter gesperrt, danach hat er die Möglichkeit, ein Begnadigungsgesuch zu stellen.
Ob dieses dann angenommen wird, bleibt aber zu bezweifeln. Zu schwer wiegt die Tat. Oder um es mit den Worten von Markus Comment, dem Schiri-Boss des Nordwestschweizerischen Fussballverbandes, zu sagen: «Das ist unter aller Kanone, ein absoluter Skandal.»
Das Opfer möchte sich zurzeit nicht zum Fall äussern. Bleibende körperliche Schäden hat der Schiri aber nicht davongetragen. Die Nacht nach dem Vorfall habe er nicht im Spital, sondern zuhause verbracht.
Birsfeldens Klub-Präsident Roland Hürner bestätigt am Dienstag Nachmittag den Vorfall und erklärt in einer schriftlichen Stellungnahme: «Wir verurteilen das Geschehen vorbehaltlos aufs Schärfste. Die Klubleitung übernimmt dafür die volle Verantwortung.»
Hürner weiter: «Im Namen des gesamten Vorstands, des Trainerstabs und der Spieler entschuldigt sich der FC Birsfelden in aller Form beim betroffenen Schiedsrichter und wünscht ihm rasche und nachhaltige physische und psychische Erholung. Der FC Birsfelden wird sich zeitnah in gegebener Form direkt mit dem Schiedsrichter in Verbindung setzen.»
Und der Täter? Der ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.