BLICK: Eren Derdiyok, wie fühlt man sich so frisch verheiratet?
Eren Derdiyok (26): Überragend. Wir hatten erst ein Fest in der Türkei, jetzt über Weihnachten noch eines in der Schweiz. Eine edle kleine Feier in Baden, aber nur im engsten Familienkreis. Keine typisch türkische Hochzeit.
Was heisst «im engsten Familienkreis»?
Wir waren nur so um die 230 Leute. Viele meiner Verwandten waren da nicht mal dabei. Eine richtig türkische Hochzeit feiert man mit weit über 1000 Personen.
Sie sind fussballerisch aus dem Fokus der Schweizer Öffentlichkeit verschwunden. Was machen Sie?
Ich kämpfe mich wieder ran. Vor fünf Monaten habe ich mir bei meinem neuen Klub Kasimpasa das Kreuzband gerissen, ohne dass ich ein Spiel gemacht hätte. Die letzten zweieinhalb Jahre sind einfach nur beschissen gelaufen. Wahnsinn, was da alles abging.
Sie galten vor ein paar Jahren als sicherer Nachfolger von Alex Frei.
Damals zu Recht, wie ich finde. Nach meinem Wechsel von Basel zu Leverkusen war ich sofort Stammspieler im Angriff mit Stefan Kiessling, die Medien schrieben vom besten Sturm-Duo der Bundesliga. Und ich traf 12 Mal. Doch danach kam mit Robin Dutt ein neuer Trainer, der mich immer wieder ohne Begründung draussen liess und mit nur einem Stürmer spielte.
Sie flüchteten 2012 zu Hoffenheim.
Ich wusste, dass ich etwas Neues brauchte. Trainer Markus Babbel überzeugte mich voll. Doch ich kam unter ihm nicht an meine Leistungsgrenze. Dann verletzte ich mich.
Sind Sie Babbel böse?
Nein, er ist ein super Mensch und ich wünsche ihm in Luzern viel Erfolg. Im Training passte es zwischen Babbel und mir dann nicht. Irgendwie verstanden wir uns taktisch nicht. Es hing auch mit der ganzen Mannschaft zusammen. Sie funktionierte nicht als Team. Und ja, auch meine Leistungen waren nicht gut.
Nach nur einem Jahr gings wieder zurück nach Leverkusen.
Ja, ich dachte, ich könne dort meinen Marktwert wieder hochbringen. Doch ich kam wieder nicht auf Touren. Im Winter 2014 wollte Kasimpasa mich kaufen. Doch in der Vorbereitung schoss ich in 4 Testspielen 10 Tore – und da wollte Leverkusen mich nicht gehen lassen. In der Rückrunde funktionierte es dann aber wieder nicht...
So verpassten Sie die WM.
Ich verstand die Überlegung von Ottmar Hitzfeld. Was mich aber wurmte, war, dass Haris Seferovic mir vorgezogen wurde. Er war damals bei San Sebastian in der gleichen Position wie ich, spielte wenig. Ich hätte schon gedacht, dass ich mit meiner Erfahrung hätte helfen können. Weil ich das WM-Gefühl von 2010 kannte – und in Südafrika gut gespielt habe.
Nun sind Sie bei Kasimpasa in der Türkei unter Vertrag. Wann spielen Sie wieder?
Ich hoffe Mitte Februar. Ich habe keine Schmerzen, kann laufen und trainiere bald mit Ball. Meine Körperfett-Werte sind gut wie nie.
Und wann werden Sie nun nach der Hochzeit Vater?
Wir hatten noch nicht mal Zeit für Flitterwochen... Die holen wir im Sommer nach. Und ein Kind kommt, wenns kommt. Wir haben keinen Stress.