BLICK-Kolumnist Ottmar Hitzfeld wird in Frankreich hautnah dabei sein. «Ich bin bei allen drei Schweizer Spielen vor Ort. Ich freue mich riesig auf die Atmosphäre, alles ohne Stress zu erleben», sagt er. Hier die EM-Einschätzung des Ex-Nati-Trainers.
Eröffnungsspiel
«Aus Schweizer Sicht ist hochspannend, dass das Eröffnungsspiel gleich die Nati betrifft. Wir müssen hoffen, dass Frankreich gewinnt. Alles andere wäre fatal, ein überraschender Punktgewinn Rumäniens würde die Chancen mindern. Ich glaube allerdings nicht daran: Frankreich wird der Druck im eigenen Land guttun, sie werden gewinnen.»
Favoriten
«Der grösste Favorit ist für mich Deutschland als Weltmeister. Das Kader ist total ausgeglichen, die Deutschen haben eine unglaubliche Breite. Mit 12, 13 Spielern kannst du das Turnier nicht gewinnen.
Zu den Mitfavoriten zähle ich Frankreich als Gastgeber. Dann Spanien als Europameister mit seiner Erfahrung und spielerischen Qualität. Weiter England von der Klasse her, auch wenn Roy Hodgson eine schwere Aufgabe hat. Soll er Kane, Vardy und Rooney vorne alle aufstellen, wie es die Presse fordert? Ich halte es für problematisch, alle drei zusammen zu bringen, sie sind sich zu ähnlich als Spielertypen. Geheimfavorit ist Belgien als Aussenseiter.
Erst die Nummer 6 sind für mich die Italiener. Sie haben nicht so überzeugt in den letzten Jahren und sind im Umbruch, suchen nach der wahren Identität. Ich zähle sie nicht zu den Top-Favoriten.»
Stars
«Ich freue mich vor allem auf Cristiano Ronaldo, Thomas Müller, Zlatan Ibrahimovic, Kevin De Bruyne, Eden Hazard, Christian Benteke, Paul Pogba und Antoine Griezmann. Und wer weiss, vielleicht wird mit Xherdan Shaqiri plötzlich ein Schweizer der grosse Star.»
Talent
«Tottenhams Harry Kane, der für England spielt, kann gross auftrumpfen. Man kennt ihn international ja noch nicht so richtig.»
Schweizer
«Ich bin überzeugt, dass Vladimir Petkovic die richtige Mischung gefunden hat, es gibt ja keine grossen Geheimnisse in der Aufstellung. Den Achtelfinal wird man sicher erreichen. Dann kommt es darauf an, auf wen man trifft – ist es Polen, dann ist die Schweiz Favorit auf den Viertelfinal. Spielerisch ist die Mannschaft bereit dafür. Die Frage ist, ob man defensiv die Erwartungen erfüllt.»
Sicherheit
«Man kann nicht alles kontrollieren, aber es wird viel Geld investiert in die Sicherheit. Ich bin Optimist, hoffe auf eine Euro ohne Geisterspiel. Es macht keinen Sinn, Angst zu haben. Ich fahre mit einem guten Gefühl zur EM.»
Dann, nach den Gruppenspielen, geniesst Hitzfeld die Partien zu Hause. «Wie die normalen Fans mit einem guten Glas Wein», sagt er.
«Keinen teuren – ausser, wenn die Schweiz gegen Deutschland im Endspiel steht. Dann gibt es einen richtig guten Tropfen.»