Hitzfeld-Biograf Hochstrasser
Liebe Sportler, machts wie Jesus!

Josef Hochstrasser (72) ist Pfarrer und Hitzfeld-Biograf. Für BLICK fasst er seine Gedanken zum Thema Sport und Corona zusammen.
Publiziert: 28.03.2020 um 10:13 Uhr
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Pfarrer Josef Hochstrasser (72) schreibt im BLICK seine Gedanken zur aktuell schwierigen Zeit auf.
Foto: Thomas Meier
Josef Hochstrasser

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Ich spielte an jenem Samstag im März Fussball, wie schon während Jahrzehnten zuvor. Dann ein Knacks in der rechten Hüfte. Der letzte Ball war gespielt. Aus mit Fussball für mich. Für immer. Ich haderte. Mit Gott? Nein. Der hat damit nichts zu tun. Auf einen Schlag fiel aber die schier in Stein gemeisselte Struktur meiner Samstagmorgen zusammen. Zehrende Leere.

An dieses Ereignis erinnere ich mich in diesen Zeiten von Corona. Es war für mich ein Markstein, weil ich Fussball über alles liebe. Für die Welt aber so bedeutsam, wie wenn eine Maus ins Meer pinkelt. Der Corona-Hammer ist aber für die Menschheit so einschneidend wie für mich jener 24. März 2018. Viel Leben steht jetzt still. Aber eben nicht für immer, wie bei mir.

Was habe ich mich gefreut auf die Eishockey-WM im eigenen Land, auf die Olympischen Spiele, vor allem aber auf die Fussballeuropameisterschaft. Fast darf ich es als Pfarrer nicht sagen – diesen sportlichen Grossereignissen habe ich ebenso entgegengefiebert wie einem Gottesdienst. Jetzt wird nichts aus ihnen, wenigstens vorläufig. Ich versetze mich in eine Sportlerin oder in einen Sportler. Ich kann euch nachempfinden. Ihr seid enttäuscht. Aber gerade als Sportler könntet ihr euch jetzt auf zwei eurer Stärken besinnen. Die eine heisst Herausforderung. Darin seid ihr stark. Sie ist euer tägliches Brot. Jetzt könnt ihr sie mobil machen, nicht auf dem Platz, aber mental. Die andere Herausforderung sehe ich in der Kunst der Einstellung. Auf jeden Sprint, auf jeden Match müsst ihr euch optimal einstellen. Jetzt gilt es, damit fertigzuwerden, nicht schon bald wieder einen Wettbewerb bestreiten zu können.

Vor Jahren schon hat einer meiner Berufskollegen angemahnt: «Wir schaufeln unentwegt Kohle in die Lokomotive des Fortschritts, ohne zu wissen wohin diese fährt.» Zweifellos, das war so, bevor dieses fiese, unsichtbare Ding mit dem herrschaftlichen Namen «Corona» die Welt heimsuchte. Nun steht die Lokomotive still. Und jetzt?

Vor drei Wochen sass ich in einem Café. Plötzlich stand ein älterer Herr neben mir. «Herr Pfarrer», meinte er augenzwinkernd, « jetzt gehen die Leute dann wieder in die Kirche, und wenn Corona sich verzieht, sind diese wieder leer.» Grinste und liess mich zurück. Aber nicht ratlos. Nur nachdenklich. Der Mann wird doch wohl nicht gemeint haben, Gott habe dieses Virus geschickt und die Kirchen würden davon profitieren? Ein grausiger Gedanke. So mittelalterlich er erscheint, ausgestorben ist er noch immer nicht.

Corona will uns nichts sagen. Wer könnte seine Botschaft schon eindeutig erkennen? Aber wir können auf die verheerende Wirkung dieses Virus reagieren. Als Sportlerinnen und Sportler kümmert ihr euch täglich minutiös um euren Körper. Wo aber bleibt der Kontakt zu eurer Seele? Wie steht es um die Pflege von tragenden Beziehungen. Die ausserordentliche Lage reisst ungeahnte Möglichkeiten auf, euch intensiver darum zu bemühen. Überhaupt stünden die Zeichen jetzt gut für die gesamte Weltgemeinschaft, sich zwei Fragen zu widmen, für die sonst die Zeit ständig fehlt: Was für ein Mensch bin ich? Will ich wirklich so leben, wie ich jetzt lebe?

Der äussere Zustand der Welt und eines jeden Menschen ist ein Spiegelbild der inneren Verfassung. Wenn diese krankt, ist es kein Wunder, dass auch die äussere Welt im Argen liegt. Ich hoffe sehnlich, Menschen aller Weltanschauungen nehmen sich ein Beispiel an Jesus. Er ging 40 Tage in die Wüste, brachte sich innerlich in Ordnung und konnte gerade deswegen unglaublich heilend mit den Menschen umgehen.

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