Vor einigen Jahren sagte Nati-Verteidiger Ricardo Rodriguez (27) entwaffnend ehrlich zu BLICK: «Ich weiss nicht, was aus mir geworden wäre, wenn nicht Fussballer.» Die Schule interessierte den späteren U17-Weltmeister keinen Deut. Nur auf dem Pausenplatz im Zürcher Arbeiterquartier Schwamendingen fühlte sich der Links-Verteidiger wohl – beim Kicken zwischen den verhassten Schulstunden.
Kurz vor dem Schulabschluss wurde «Rici» zu einer Schnupperlehre als Betriebspraktiker in der Eishalle Neudorf in Zürich-Oerlikon verdonnert. In seiner Biografie erinnert er sich mit Grauen dran: «Ich richtete einen kleinen Materialschaden an, als ich mit einem Hubstapler rückwärts statt vorwärts fuhr und mit einer Tür kollidierte. Das trug mir eine Rüge des Chefs ein.»
Eine Berufslehre war für Rodriguez nie ein Thema. Kurz nach dem U17-WM-Titel wechselte er als Vollprofi zum VfL Wolfsburg. Im Sommer 2017 stieg der Transfer zur AC Milan. Sein Marktwert lag laut Transfermarkt damals bei 18 Millionen Franken. Nach seiner Karriere wird Rodriguez der verpassten Lehre als Betriebspraktiker keine Sekunde nachtrauern. Vielleicht startet der Musikliebhaber eine Karriere als DJ. Platten auflegen in einem Club, warum nicht? Oder den sehr auf seine Frisur bedachten Xherdan Shaqiri könnten wir uns sehr wohl als Hairstylist vorstellen.
Der Trainer als Grenzwächter
Goalie und Captain Yann Sommer, der Mann mit dem Pepsodent-Lächeln, hätte – wenn er nicht konsequent auf die Karriere als Profifussballer gesetzt hätte –, vielleicht ein Studium als Zahnarzt abgeschlossen. Der Torhüter ist geschickt mit seinen Händen – als Goalie, Gitarrist oder Hobbykoch.
Nati-Coach Vladimir Petkovic steht am Anfang seiner Trainer-Karriere im Tessin im Dienste der Öffentlichkeit. Früher als Sozialarbeiter, warum nicht auch als Grenzwächter? Steven Zuber würde als männliches Pendant zu Pamela Anderson als Lifeguard eine gute Figur machen. Seine modelnde Gattin Mirjana kann ihm beim Posieren Tipps geben.
Nico Elvedi macht als Pilot eine gute Figur, nicht wahr? Aufgewachsen ist der Gladbach-Verteidiger im zürcherischen Greifensee und Dübendorf. Auf dem Flugplatz Dübendorf waren in den letzten Monaten wegen der Corona-Pandemie Dutzende Flugzeuge geparkt. Ohne Corona würden Elvedi & Co. schon bald wieder im Flieger sitzen: Nächsten Mittwoch stünde in Rom das zweite EM-Gruppenspiel gegen Italien auf dem Programm.
In einer wunderbaren Früh-sommernacht wäre es heute so weit: Italien eröffnet mit dem Spiel gegen die Türkei die Europameisterschaft 2020. Grossartiger Sport, Public Viewing, ein fussballerisches Sommermärchen in elf europäischen und einer asiatischen Stadt (Baku).
Der Vater dieser paneuropäischen Veranstaltung ist Michel Platini. Einst ein genialer Stratege auf dem Feld. Später der mächtige Boss des europäischen Fussballverbandes Uefa und der Kronprinz für die Nachfolge von Fifa-Boss Sepp Blatter. Wir kennen die Geschichte: Sowohl Blatter als auch Platini stolperten über eine Millionenzahlung vom Zürichberg, die man Platini
für «Beraterdienste» überwiesen hatte.
Seine kühne Idee aber, die hat überlebt. Und doch feiern wir heute keine Party. Und auch morgen nicht. Wäre, hätte, würde. Wir reden im Konjunktiv. Wir sind leider nicht in fiebriger Erwartungshaltung. Ein Virus, eingeschleppt aus China, vermiest uns das Fussballfest. Wir trösten uns in den nächsten Wochen mit Geisterspielen. Besser als nichts. Aber die integrative Kraft, das verbindende Miteinander, das uns der Fussball gerade bei den sommerlichen Grossanlässen bietet, vermissen wir schmerzhaft.
Auch darum darf man in diesen Tagen etwas wehmütig sein und träumen. Übrigens: Die Schweiz würde morgen in Baku gegen Wales spielen. Es wäre die Chance, eine der schmerzlichsten Niederlagen der Fussballgeschichte vergessen zu machen. Damals, 1996, als uns Aserbaidschan auch schon mal aus den Träumen riss. Die 0:1-Schmach von Baku war bereits das Ende auf dem Weg an die WM-Endrunde 1998 in Frankreich.
In einer wunderbaren Früh-sommernacht wäre es heute so weit: Italien eröffnet mit dem Spiel gegen die Türkei die Europameisterschaft 2020. Grossartiger Sport, Public Viewing, ein fussballerisches Sommermärchen in elf europäischen und einer asiatischen Stadt (Baku).
Der Vater dieser paneuropäischen Veranstaltung ist Michel Platini. Einst ein genialer Stratege auf dem Feld. Später der mächtige Boss des europäischen Fussballverbandes Uefa und der Kronprinz für die Nachfolge von Fifa-Boss Sepp Blatter. Wir kennen die Geschichte: Sowohl Blatter als auch Platini stolperten über eine Millionenzahlung vom Zürichberg, die man Platini
für «Beraterdienste» überwiesen hatte.
Seine kühne Idee aber, die hat überlebt. Und doch feiern wir heute keine Party. Und auch morgen nicht. Wäre, hätte, würde. Wir reden im Konjunktiv. Wir sind leider nicht in fiebriger Erwartungshaltung. Ein Virus, eingeschleppt aus China, vermiest uns das Fussballfest. Wir trösten uns in den nächsten Wochen mit Geisterspielen. Besser als nichts. Aber die integrative Kraft, das verbindende Miteinander, das uns der Fussball gerade bei den sommerlichen Grossanlässen bietet, vermissen wir schmerzhaft.
Auch darum darf man in diesen Tagen etwas wehmütig sein und träumen. Übrigens: Die Schweiz würde morgen in Baku gegen Wales spielen. Es wäre die Chance, eine der schmerzlichsten Niederlagen der Fussballgeschichte vergessen zu machen. Damals, 1996, als uns Aserbaidschan auch schon mal aus den Träumen riss. Die 0:1-Schmach von Baku war bereits das Ende auf dem Weg an die WM-Endrunde 1998 in Frankreich.