YB hat diese Woche mit seiner Selbstzerfleischung nicht nur für grandiose Unterhaltung gesorgt. Es hat diese Selbstzerfleischung ebenso grossartig miserabel kommuniziert. Ein dilettantisches Communiqué. Ein unterirdischer Auftritt von VR-Präsident Hanspeter Kienberger und Verwaltungsrat Peter Marthaler, dem Initianten der legendären Medienmitteilung. Der groteske Auftritt von Ex-VR Urs Siegenthaler.
Nur drei hielten sich bislang bedeckt: Werner Müller, Präsident der Betriebs-AG, der den geschassten Fredy Bickel portiert und gestützt hat. Und die Besitzer des Klubs, die Rihs-Brothers. Sie sind Alleinaktionäre der Sport&Event-Holding AG, der YB-Muttergesellschaft. Sie haben den Sparkurs angeordnet, weil sie keinen Bock mehr hatten, jährlich zehn oder mehr Millionen Franken in ein hoch defizitäres Unternehmen einzuschiessen.
Heute ist Tag der Entscheidung. Heute treten sie vor die Medien. Die ganze Schweiz ist gespannt, möchte in die Champions Lounge des Stade de Suisse schauen. Nur YB will das nicht. Eine Liveübertragung haben die Berner abgelehnt.
Was werden die Herren Rihs sagen? Sich mal bei Fans und Sponsoren entschuldigen. Und skizzieren, wie es nach der Entlassung von Fredy Bickel und dem Abgang von Siegenthaler im Sportbereich weitergeht.
Spycher als möglicher Kandidat
Im Vordergrund dürfte die Lösung mit Christoph Spycher stehen. Einem waschechten, bodenständigen und fussballkompetenten Berner, der derzeit Talentmanager ist. Die grosse Frage ist: Macht Spycher das, vielleicht interimistisch? Ist er bereit für das kalte Bad? Logik und Vorsicht sagen: nein. Handkehrum: Kann YB tiefer fallen? Auch ein Nein. Was heisst, ein Sportchef hat eine gute Ausgangslage mit einem Klub, der praktisch gegroundet ist. Wie es die Fans gestern am Cupspiel in Bazenheid auf einem Spruchband nennen: «YB het dr bescht VR sit dr Swissair – Grounding?!»
Immerhin: Das Team ist beim regionalen Zweitligisten nicht gegroundet. Trotz 40-Minuten-Anlaufs bis zum ersten Tor durch Michi Frey. Danach gibts ein 7:1. Und ein Bad in der Fanmenge für Spieler und Trainer Adi Hütter. Denn diese sind die Leidtragenden des Kasperlitheaters: Fans, die ihr Herzblut und Spieler, die ihren Schweiss für YB vergiessen.
Und wenn es doch nicht Spycher wird? Ex-HSV-Sportdirektor Peter Knäbel? Ex-St.-Gallen-Sportchef Heinz Peischl? Eine andere, abstruse Lösung? Alles Spekulation. YB ist zu allem fähig. Zu allem.