Der nur 1,70 m grosse YB-Mittelfeldspieler sagt: «Ich hatte schon immer ein grosses Maul, vielleicht darum, weil ich körperlich klein bin.» Und: «Sticheleien gehören dazu, aber ich bin kein Provokateur.» Oder über Frauen: «Katzen sind fast noch besser als Frauen, sie geben keine Antwort.»
Seine Katzen heissen Mimi und Lou. Mit Freundin Claudia, sie lebt in Adliswil ZH und arbeitet im Zürcher Club «Jade», führt er eine Fernbeziehung.
Seit Montag ist Renato Steffen (23), vor drei Jahren noch Amateur beim Erstligisten FC Solothurn, bereits zweifacher Internationaler. «Das macht mich schon stolz, was ich in dieser Zeit erreicht habe», sagt der Mann aus dem 3481-Seelendorf Erlinsbach AG auf dem Rückflug aus Tallinn zu BLICK. Am Freitag letzter Woche debütierte er beim 7:0 gegen San Marino, drei Tage darauf spielt er in Estland bereits zum zweiten Mal unter Coach Petkovic.
Neben seinen Sprüchen und den Tempo-Dribblings am rechten Flügel ist der Maler aber bisher vor allem dadurch aufgefallen, dass er seine Gegenspieler grün und blau ärgert. Sie zur Weissglut treibt, bis sie Rot sehen.
FCZ-Star Yassine Chikhaoui verliert Ende März 2015 die Fassung. Er zieht Steffen die Ohren lang, versetzt ihm danach einen Schlag ins Gesicht. Und kassiert Rot. Steffen: «Meine Spielart ist recht aggressiv, ich versuche jeden Zweikampf zu gewinnen. Da kann es mitunter schon einmal Schläge geben, aber nie absichtlich.»
Noch vor der Länderspiel-Pause kommt Steffen Basels Taulant Xhaka, dem Bruder von Nati-Star Granit, ins Gehege. Nach viel Trashtalk versetzt Xhaka dem Berner Heisssporn eine Ohrfeige. Steffen soll Xhakas Schwester und Mutter beleidigt haben, heisst es. Steffen: «Ich möchte das nicht weiter dramatisieren. Wir haben darüber gesprochen. Und ich weiss nicht einmal, ob Tauli überhaupt eine Schwester hat.»
«Ich habe zwei Gesichter»
Und in der letzten Runde springt Steffen GC-Verteidiger Moritz Bauer beidbeinig an. Bauer fällt vier Wochen aus. Steffen: «Ich habe schon gemerkt, dass ich ihm auf den Fuss gestanden bin. Es gibt in einem Spiel zehn solche Fälle, ohne dass sich jemand verletzt. Ich wollte Bauer nicht niederstrecken.»
Steffen gibt zu: «Ich habe zwei Gesichter, das stimmt. Ich bin manchmal schon ein Heisssporn. Das liegt daran, dass ich, seit ich vier Jahre alt bin, die Leidenschaft habe, jedes Spiel zu gewinnen. Aber ich bin kein böser Bube. Dieser Ruf ist ungerecht. Und privat kann ich ganz anders sein.» Da spielt er mit seinen Katzen und denkt sich: Die geben zum Glück keine Antworten. Und verteilen vor allem auch keine Ohrfeigen.