Wie bitte? Der Deutsche Günter Netzer, der erste Playboy und Pop-Star im Fussball, ist Schweizer Bürger? Seit wann? Ferrari-Liebhaber Netzer, der seine Weltkarriere (Mönchengladbach, Real Madrid) 1977 nach einem Jahr bei GC beendete und sich damals schon in die Schweiz verliebte, scherzt gegenüber BLICK am Telefon: «Das spricht gegen Sie, dass Sie dieses Jahrhundert-Ereignis nicht mitbekommen haben.»
Im September 2014, kurz vor seinem 70. Geburtstag, antwortet Netzer im SonntagsBlick-Interview auf die Frage, ob er nicht Schweizer werden wolle: «Ich bin mindestens die Hälfte Schweizer, von meiner Gesinnung her.» Klammheimlich hält er wenige Monate später das Rote Büchlein in den Händen.
In der neuesten Ausgabe der «Weltwoche» antwortet Netzer auf die Frage, was der entscheidende Grund war, Schweizer zu werden: «Ich habe länger in der Schweiz gelebt als in Deutschland. Meine Tochter ist hier gross geworden und spricht Schweizerdeutsch.»
1986, nach seiner erfolgreichen Zeit als Manager des Hamburger SV (u.a. Meistercupsieger 1983 gegen Juventus Turin und dreimal Deutscher Meister), zügelt Netzer mit Gattin Elvira, einem ehemaligen Foto-Modell, zum zweiten Mal in die Schweiz. Ein Jahr darauf kommt in Gottlieben TG Alana zur Welt. Netzers Tochter ist seit kurzem mit dem Schweizer Pop-Sänger Baschi – er war vor der EM 2008 mit seinem Fan-Song «Bring en hei!» in aller Munde – liiert.
Was ist der Unterschied zwischen Deutschen und Deutschschweizern?
Netzer: «Die Eigenständigkeit, der Stolz auf das eigene Land – die Begeisterung, Schweizer zu sein, hier zu leben. Das Bekenntnis zum eigenen Land, zur Nation, das ist hier etwas ganz Besonderes.»
Und weiter sagt Netzer in der «Weltwoche»: «Den Status, den ich hier besitze als zugereister, verinnerlichter und integrierter Schweizer, ist etwas ganz Besonderes. Und das meine ich nicht als billige Koketterie oder Einschleimerei. Dieses Land ist etwas ganz Besonderes und Überragendes. Jeder, der hier leben darf, ist privilegiert. Und wir Schweizer Bürger müssen Sorge dafür tragen, dass die demokratischen Werte und die Eigenständigkeit in diesem grossartigen Land beibehalten werden.»
Und was macht der Schweizer Netzer nächsten Dienstag am Nationalfeiertag? Der Europameister (1972) und Weltmeister (1974) sagt zu BLICK: «Am 1. August kommen wir aus dem Urlaub zurück. Hauptsache, ich muss keine Rede halten.»