Piero Bauert (60), der Mister YF Juventus, kommt zum Fototermin auf der Sportanlage Looren in Zürich-Witikon im Trainingsanzug des FC Barcelona. Für Szenenkenner der Promotion League keine Überraschung: Der Präsident, Sportchef, ehemalige Interimstrainer und Gönner des Zürcher Stadtklubs YF Juventus trägt jahrein, jahraus nur die Vereinsfarben des Messi-Klubs. Seine Gattin Isabelle (57) sagt seufzend: «Piero könnte ein Museum füllen mit seinen Barça-Klamotten ...»
Bauert, der Ende der 70er-Jahre an der Seite des heutigen FC-Basel-Trainers Marcel Koller bei den GC-Reserven spielte, ist seit 2005 vollamtlich im Fussball engagiert. Auf eigene Kosten. Bereits mit 45 konnte sich der ehemalige Bank-Lehrling der SKA (heute Credit Suisse) und spätere Unternehmer pensionieren lassen. Bauert sagt: «Über Geld rede ich nie. Und mein Engagement im Fussball ist alles andere als ein Hobby.»
Mit Leib und Seele dabei
In einer Reportage über das Spiel Köniz gegen YF Juventus schrieb das «Thuner Tagblatt» im letzten September vom «Irrwisch Bauert». Und zog das Fazit: «Mehr Herzblut geht nicht.»
Rund um die Uhr ist Bauert für seinen SC YF Juventus und den Frauen-Erstligisten FFC Südost Zürich unterwegs. Immer am Handy, stets im Barça-Dress.
Liebe am Arbeitsplatz
Präsidentin des FFC Südost Zürich ist Pieros Gattin Isabelle. Kennengelernt haben sie sich ... nein, überraschenderweise nicht beim Fussball. Sondern bei der Arbeit. Das gemeinsame Steckenpferd Fussball war aber schnell gefunden.
Isabelle wollte als Mädchen Fussball spielen. Und obwohl ihr Grossvater Mitgründer des FC Adliswil war und ihr Vater und ihr Bruder aktive Fussballer waren, fand das Familienoberhaupt damals als Trainer des FC Witikon: «Meitli tschuuted nöd.»
Bei Grümpelturnieren kickt sie doch begeistert mit. Und als die beiden Kinder Sebastian (heute 29) und Julie (26) Fussball spielen wollen und Juniorentrainer schon damals Mangelware sind, beginnt Frau Bauert ab 2003 beim FC Seefeld und beim FC Witikon gemischte Junioren-Mannschaften zu trainieren. Julie: «Früher habe ich noch getanzt, aber das fanden meine Eltern doof.»
2004 gründet Isa Bauert den Frauen-Fussball-Club Südost. Ihr Mann wird Sportchef. Der Verein spielt in der ersten Liga (dritthöchste Spielklasse). Der Aufwand von Frau Bauert? «10 bis 15 Stunden in der Woche. Dreimal stehe ich auf dem Platz. Dazu kommen Büroarbeiten, und die Finanzen von YF überwache ich ja auch noch.»
Fussball am Esstisch
Ab 2006 beginnt für das Ehepaar Bauert auch das Abenteuer YF Juventus. Der damalige Präsident Michele Vecchiè sitzt wegen Veruntreuung von Geldern in Untersuchungshaft. Bauert: «Isa und ich haben alles aufgeräumt.» Isa: «An einer ausserordentlichen GV wurde ich zur Finanzchefin gewählt.»
Die Bauerts sind auch 14 Jahre später der SC YF Juventus in Personalunion: Präsident, Sportchef, Financier, Finanzchefin. Sohn Sebastian Bauert, der coronabedingt bei der Credit Suisse zurzeit im Homeoffice arbeitet, übernimmt auf die neue Saison als Trainer beim FFC Südost die 1. Mannschaft. Tochter Julie, sie studiert Sozialpädagogin und arbeitet in einem Heim für Taubblinde, trainiert neu die D-Juniorinnen der Leistungsklasse.
Eine Frage, die auf der Hand liegt: Was ist das Gesprächs-Thema Nummer 1 im Hause Bauert beim gemeinsamen Essen? Natürlich Fussball. Isa: «Vor allem der FFC Südost.» Es ist mittlerweile 18.52 Uhr am Donnerstagabend. Piero Bauert verabschiedet sich. «So, ich muss noch auf den Juchhof.» Einmal quer durch die Stadt. Der Juchhof ist die Heimat von YF Juventus. Pumba, Julies Hund, wird von der Leine gelassen. Fussballverrückt ist auch der Hund.