So funktionieren die zerreissenden Trikots
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Vorteilsregel bei Zurückhalten:So funktionieren die zerreissenden Trikots

Fussball-Shirts, die beim Zurückhalten reissen
Ein Schweizer Tüftler will die Vorteilsregel revolutionieren

Der Genfer Edouard Stauffer will den Fussball fairer machen. Mit Shirts, die beim Zurückhalten reissen, will er die Vorteilsregel revolutionieren. Doch er stösst auf Widerstände.
Publiziert: 02.01.2022 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2022 um 10:19 Uhr
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Edouard Stauffer, der 74-Jährige Tüftler aus Genf, der die Vorteilsregel mit seinem zerreissenden Shirt revolutionieren will.
Foto: ALAIN KUNZ
Alain Kunz

Edouard Stauffer (74) ist ein Fussball-Romantiker. Nichts hasst der ehemalige Servette-Junior und spätere Zweitliga-Kicker so sehr wie unfaires Spiel und Simulation. «Vor allem das Zupfen am Trikot bringt mich auf die Palme», sagt der Mann, der in Versoix GE lebt. «Denn mit dem Zurückreissen wird oft eine Torchance verhindert, die dir nur im Strafraum zurückgegeben wird.»

Die Doppelnaht machts aus

Anstatt die Faust im Sack zu machen, wird der Mann innovativ. Der Besitzer einer Firma für Gerüste und Eventzelte tüftelt und tüftelt. Bis zum Heureka! Er erfindet Shirts, die zerreissen, wenn man mit einer gewissen Heftigkeit an ihnen zieht. Dies dank einer Doppelnaht. «Da steckt nicht viel Genie dahinter, nichts Revolutionäres. Es ist ein normales Dress, bei dem einige sensible Stellen mit zusätzliche Nähten versehen wurden. Und die lassen nach, wenn jemand daran rupft.»

Die Folge? Der Trikotreisser hat plötzlich einen Fetzen Stoff in der Hand – und der Gefoulte kann seine Aktion fortsetzen. Das sieht dann in etwa so aus wie an der EM 2016, als die Schweizer Shirts nachgaben und Granit Xhaka plötzlich mit zerrissenem Shirt dastand. Damals war das allerdings ungewollt und auf qualitativ mangelhafte Produkte zurückzuführen. Anders bei den Advantage-Shirts, so heisst Stauffers Baby, das er 2017 unter der Brevet-Nummer 3 562 343 für Europa hat patentieren lassen.

Die Fifa lässt Stauffer abblitzen

Natürlich stellen sich für die praktische Umsetzung Fragen. Doch Stauffer hat auf alle eine Antwort. Kein Wunder, ist er doch seit zwölf Jahren an diesem Projekt dran. So zum Beispiel, was passiert, wenn die Aktion beendet ist? «Das Shirt wird ersetzt. Das dauert ein paar Sekunden.» Und was sagt die Fifa? Stauffer ist dort vorstellig geworden, doch der damalige Vize-Generalsekretär Zvonimir Boban liess ihn mit den Worten abblitzen, Misstöne gehörten zum Fussball, weshalb die Fifa kein Interesse habe.

Chiellinis EM-Final-Foul als als Werbeträger

Eine weitere Frage: Welche Stellen versieht man mit zusätzlichen Nähten? «Das sollen die Hersteller entscheiden.» Wichtig ist sicher der Halsbereich. Denn mit dem humorlosen Zurückreissen von Englands Bakayo Saka durch Italiens Giorgio Chiellini im EM-Final hat Stauffer jene später viral gehende Szene erhalten, die der bestmögliche Werbeträger für seine Shirts sind. Sein Herz hüpft, wenn er davon spricht: «Mit meinen Shirts wäre Saka alleine aufs Tor gezogen und hätte den Treffer vielleicht gemacht. Und England wäre nun womöglich Europameister …»

Support kriegt Stauffer vom ehemaligen Nati-Assistenzcoach Michel Pont: «Die Idee ist von der Philosophie her bestechend. Aber sehr schwierig in die Praxis umzusetzen.» Stauffer will sich pensionieren lassen, sobald es die (Pandemie-)Umstände zulassen. Dann kann er sich vollumfänglich seiner Obsession widmen. Vielleicht klappts doch noch mit dem Durchbruch der zerreissenden Shirts.

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