Fussball-Experte gefeuert
Rassismus-Skandal am TV

Stefano Eranio arbeitete als Experte fürs Tessiner Fernsehen RSI. Mit der Aussage: «Schwarze begehen Fehler, wenns ums Denken geht», hat er sich ins Aus befördert.
Publiziert: 21.10.2015 um 21:31 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:50 Uhr
Von Maurizio Urech

Stefano Eranio? Doch, doch, den kennt man.

Er spielte 20-mal für die italienische Nationalmannschaft. Kickte für Sampdoria Genua und die grosse AC Milan, bei deren Champions-League-Sieg 1994 er im Kader stand. Und falls Sie ihn bis jetzt nicht gekannt haben – von nun an werden Sie sich an ihn erinnern, ganz bestimmt.

Eranio, inzwischen 48 Jahre alt, arbeitet zuweilen als Experte fürs Tessiner Fernsehen RSI. Genauer: arbeitete. Denn der Sender hat den Italiener gefeuert, fristlos, per sofort.

Warum? Weil sich Eranio am Dienstagabend nicht bloss im Ton vergriff, sondern rassistische Äusserungen machte, die «nicht mit den Regeln und der Ethik des Service public zu vereinbaren sind», wie der Sender am Mittwochabend in einer Stellungnahme bekannt gab.

Was genau hat Eranio getan? Zur Pause des Spiels Bayer Leverkusen gegen die AS Roma (4:4), für das er als Experte fungiert, soll er das 2:0 der Deutschen analysieren. Im Fokus: Romas dunkelhäutiger Verteidiger Antonio Rüdiger, Deutscher mit Wurzeln in Sierra Leone. Er hebt beim Tor das Offside auf.

Eranios Urteil: «Wenn die Schwarzen auf Offside spielen, fehlt ihnen die Konzentration. Sie sind zwar physisch stark, aber wenn es ums Denken geht, begehen sie Fehler.»

Eine unsägliche Dummheit! Daran ändert auch nichts, dass Eranio mit den französischen Weltmeistern Marcel Desailly (ex Milan) und Lilian Thuram (ex Juventus Turin) zwei Spieler afrikanischer Herkunft explizit von seiner Kritik ausschloss!

Eranio sagt Sorry: «Ich bin kein Rassist»

Was das Ganze noch schlimmer macht: Wie RSI mitteilte, sinds nicht die ersten «heiklen» Aussagen Eranios gegenüber Dunkel­häutigen. Dies sei bereits beim Königsklassen-Duell zwischen Juventus Turin und Manchester City Mitte September der Fall gewesen. Fragt sich also, wieso der Ex-Milan-Kicker überhaupt noch mal eingeladen wurde – selbst wenn er sich inzwischen entschuldigt hat und beteuert: «Ich bin kein Rassist. Es tut mir leid, das gesagt zu haben.»

Zu hoffen ist dennoch, dass Rüdiger, das Opfer, nichts von Eranios Dummheit mitkriegt.

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