Fussballerin, Politikerin und jetzt Podcasterin. Wie sind Sie zu Ihrem Podcast über Frauenfussball gekommen?
Sarah Akanji: Es gab zuvor noch keinen grösseren Frauenfussball-Podcast in der Schweiz. Die AXA wollte deshalb in Zusammenarbeit mit der Podcastschmiede ein Format lancieren. Der Hintergrund für den «Steilpass» war schon relativ vorgegeben, als man mit mir ins Gespräch kam: Persönlichkeiten aus dem Frauenfussball einladen, mit ihnen sprechen, ihnen eine Plattform geben, Geschichten erzählen, die bis jetzt noch keine grosse Öffentlichkeit erlangten.
Wie ist es, Podcast-Host zu sein?
Eine neue Herausforderung. Bisher war ich eher Gast in Diskussionen, also die Person, die erzählt, nicht jene, die fragt. Ich bin immer noch jedes Mal ein bisschen nervös. Man weiss nie, wie man mit den Gästen harmoniert, aber es ist ein gutes Gefühl. Ich will, dass die Leute, die zu mir kommen, sich wohlfühlen. Nicht, dass ich etwas herauskitzeln muss. Das hat bisher sehr gut funktioniert, es waren alles grossartige Gäste. Nehmen wir Noemi Ivelj, die in einer der nächsten Folgen dabei ist. Die GC-Spielerin ist erst 17-jährig, also aus einer anderen Generation, und hat bereits ihre ersten zwei Länderspiele gemacht. Das Gespräch war super spannend.
Die Breite an Gästen in Ihrem Podcast ist enorm. Sie hatten schon Nati-Captain Lia Wälti bei sich, aber kürzlich auch zwei Spielerinnen von Aufsteiger Thun.
Beim Frauenfussball geht es für mich um mehr als die bekannten Namen. Ich will breite, unterschiedliche Perspektiven und auch die Diversität aufzeigen, die zum Frauenfussball gehört. Zu dieser Breite gehören Vorbilder wie Lia Wälti genauso wie die Aufsteigerinnen Gianna Gerber und Alana Burkhart von Thun. Oder eben auch Fans, Coaches oder Medienschaffende. Ich sehe den Podcast als Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, die bis jetzt so noch nicht erzählt wurden.
Wie finden Sie diese Gäste konkret?
Es ist die Qual der Wahl. (lacht) Ganz am Anfang wusste ich: Ich will Lara Dickenmann. Sie war mein Vorbild, mein Wunschgast. Ich hätte nie gedacht, dass sie mir bei der ersten Anfrage gleich zusagt. Zudem habe ich mein Netzwerk im Fussball und eine Riesenliste von Wunschgästen aus der Community. Dort muss ich stark gewichten: Wir können ja zum Beispiel nicht ständig Spielerinnen der gleichen Klubs dabei haben.
Wie steht es um die Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz? Wie lässt sich eine Profikarriere mit einem Job vereinbaren? Und wie kann man immer wieder Leistungen auf Top-Niveau abrufen? Sarah Akanji spricht im Podcast «Steilpass» mit Persönlichkeiten, die den Schweizer Frauenfussball mitprägen und sich auch neben dem Platz für Themen wie Chancengleichheit, Diversität und Inklusion einsetzen.
Wie steht es um die Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz? Wie lässt sich eine Profikarriere mit einem Job vereinbaren? Und wie kann man immer wieder Leistungen auf Top-Niveau abrufen? Sarah Akanji spricht im Podcast «Steilpass» mit Persönlichkeiten, die den Schweizer Frauenfussball mitprägen und sich auch neben dem Platz für Themen wie Chancengleichheit, Diversität und Inklusion einsetzen.
Man kennt Ihre Person, man kennt Ihr politisches Engagement, Ihre fussballerische Vergangenheit. Man weiss auch, dass Ihr Bruder Manuel Akanji Nati-Spieler ist und bei Manchester City kickt, einem der besten Vereine der Welt. In welcher Rolle sehen Sie sich im Schweizer Frauenfussball?
(Zögert) Eine gute Frage. Ich glaube, ich setze mich einfach für den Frauenfussball und dessen Wertschätzung ein.
Ist das richtige Wort «Botschafterin»?
Ja, vielleicht. Ich bin seit dieser Saison selbst keine Fussballerin mehr, was für mich schwierig ist: Ich habe mich jahrzehntelang als Fussballerin gefühlt und tue es eigentlich immer noch. Aber ich bin es nicht mehr. Jetzt bin ich Assistenztrainerin bei den Frauen des FC Winterthur und kann dort mein Know-how einbringen. Und mit dem Podcast natürlich auch. Am Ende sage ich: Ich bin Fussballaktivistin! Aber Botschafterin ist auch okay.
Sie sind mit 30 Jahren zurückgetreten. Wären Sie ein Mann, wären Sie in diesem Alter im Umfeld der zweithöchsten Liga wohl noch aktiv.
Beim Fussball ging es mir nie nur um mich. Schon damals nicht, als wir die Frauenabteilung des FC Winterthur gegründet haben. Es geht mir um den Fussball, den ich als Ganzes liebe. Und das ist auch eine Klammer zu meinem politischen Engagement: Es geht mir vor allem darum, Menschen gleiche Chancen zu verleihen. Diese Einstellung gründet sicherlich zu grossen Teilen im Fussball: Es war der Ort, von dem ich als Kind und Jugendliche dachte, dass ich hier hingehöre. Gleichzeitig merkte ich aber auch, dass mir als Frau immer wieder zu verstehen gegeben wurde, dass das eben nicht mein vorgesehener Platz sei. Ich habe mit der Zeit erfahren, dass ich mit diesem Gefühl nicht allein bin. Deshalb setze ich mich schon länger für Frauen und Mädchen im Fussball ein.
Wo sehen Sie den Frauenfussball in der Schweiz heute?
Wir haben natürlich noch grossen Handlungsbedarf. Viele Frauen spielen und trainieren zum Beispiel fast ausschliesslich auf Kunstrasen, wo die Verletzungsgefahr erhöht ist. Oder die Garderoben: Es gibt viele Vereine, die diese zuerst an die Männer und die Jungs verteilen. Möglicherweise ist für die Frauen gar keine mehr vorhanden. Und die Zeiten: Wenn auch das Top-Team eines Klubs sein Spiel am Sonntag, um 10 Uhr, austragen muss, darf man sich nicht wundern, wenn es keine Aufmerksamkeit erhält. Das bedeutet in der Konsequenz: Wenig Ressourcen ermöglichen nur eine bedingte Entwicklung.
Aber es gibt auch Fortschritte?
Natürlich. Zum Beispiel die Doppelspiele der Top-Ligen, wie sie bei vielen grossen Klubs stattfinden. Wer den Match der Männer schaut, darf davor oder danach mit dem gleichen Ticket die Partie der AXA Women’s Super League im identischen Stadion schauen. Das führte zu tollen Zuschauerzahlen. Und auch die Qualität im Frauenfussball hat sich enorm entwickelt.
Einerseits geht es eindeutig vorwärts, andererseits bleiben krasse Defizite. Wahrscheinlich ist es diese Ambivalenz, die es auch schwierig macht, die Lage des Frauenfussballs kurz und exakt zu kommunizieren.
Das ist so. Oder nehmen wir einen anderen Fakt: In den Entscheidungspositionen im Schweizer Fussball sind fast ausschliesslich Männer, die sich mit Männerfussball befassen – sei es im Verband oder in den Klubs. Aber es wäre wichtig, dass jene Personen – insbesondere Frauen –, die den Frauenfussball von der Basis her kennen, stärker in diesen Gremien vertreten sind und mitreden können. Sie wissen, wie es ist, ohne Flutlicht auf einem schlechten Platz zu spielen, und welche Bedürfnisse Frauenteams haben.
Wo steht die Schweiz aktuell im internationalen Vergleich, gerade auch hinsichtlich der Heim-EM im nächsten Jahr?
Ich befürchte, dass sich der Fussball der Frauen momentan zu langsam entwickelt. International boomt dieser Sport in vielen Ländern. Bei uns geht es zwar vorwärts, aber schleppend. Mein Gefühl ist, dass sich viele denken: Jetzt kommt die EM, die wird ein Selbstläufer, und dann passiert alles von selbst. So einfach ist es nicht. Ich hoffe auch auf mehr Vernetzung zwischen Männer- und Frauenfussball.
Ich lese in Online-Kommentaren, zum Beispiel nach einem missglückten Länderspiel, immer wieder: «Und die wollen 'Equal Pay'?» Hat jemals eine Schweizer Spielerin Lohngleichheit verlangt?
Es geht zunächst um ganz andere Dinge. «Equal Pay» war vor allem in den USA ein Thema. Dort war Frauenfussball sogar grösser als Männerfussball – und da hat die Diskussion deshalb auch eine gewisse Grundlage. Bei uns ist das Anliegen im Moment eher, dass Spielerinnen überhaupt unterstützt werden. Finanziell wie gesundheitlich. Schön wäre es, wenn mehr Spielerinnen der AXA Women’s Super League sagen könnten: Ein Teilzeitjob mit Kleinpensum reicht, den Rest der Zeit kann ich trainieren und mich dem Fussball und der Regeneration widmen. Idealerweise wird diese Regeneration auch vom Verein unterstützt und nicht nur von der privaten Krankenkasse der Spielerin. Es ist vor allem eine Ressourcen- und Verteilungsfrage.
Ihr Bruder spielt für Manchester City. Inwiefern ist in der Familie Akanji Frauenfussball ein Thema?
Es war schon immer eins. Letztlich ist es ja auch einfach nur Fussball. Ich würde mir wünschen, dass wir irgendwann nicht mehr so explizit von «Frauenfussball» sprechen müssten. Es zeigt, dass viele das Bild im Kopf haben: Fussball wird von Männern gespielt. Wenn wir in der Familie darüber sprechen, dann sprechen wir über Fussball. Und dann ist es auch einfach schön.
Seit August 2020 gibt es die AXA Women's Super League. Die AXA ist damit Sponsorin der höchsten Frauenfussball-Liga der Schweiz. Das Markenversprechen «Know You Can» gilt auch für dieses Sport-Engagement – die Spielerinnen der AXA Women's Super League sollen beim Erreichen ihrer Ziele und Träume unterstützt werden. Mit dem Ziel, dass der Frauenfussball die Anerkennung erhält, die er verdient.
Seit August 2020 gibt es die AXA Women's Super League. Die AXA ist damit Sponsorin der höchsten Frauenfussball-Liga der Schweiz. Das Markenversprechen «Know You Can» gilt auch für dieses Sport-Engagement – die Spielerinnen der AXA Women's Super League sollen beim Erreichen ihrer Ziele und Träume unterstützt werden. Mit dem Ziel, dass der Frauenfussball die Anerkennung erhält, die er verdient.
Aus dem Kantonsrat sind Sie zurückgetreten. Was machen Sie eigentlich aktuell?
Eine solche Frage konnte ich noch nie in meinem Leben einfach beantworten. Viele Projekte? (lacht) Ich mache den Podcast, arbeite im kleinen Prozentbereich für eine Stiftung der SP, bin am Masterstudium in Gesellschaftswissenschaften und bin – wie schon gesagt – Assistenztrainerin.
Wohin wird Sie Ihr Weg noch führen?
Es ist offen. Gerade im Fussball ist mein Weg noch nicht abgeschlossen. Ob das in Zukunft ein Vollzeitjob in Lohnarbeit bedeutet oder nicht, das werden wir sehen. Meine Fussballkarriere ist vorbei, aber ich setze mich für die nächsten Generationen ein. Mit der Hoffnung, dass sie mehr Vorteile haben, als wir es hatten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 10 | 16 | 22 | |
2 | Servette FC Chenois | 10 | 11 | 21 | |
3 | BSC Young Boys | 10 | 18 | 20 | |
4 | FC St. Gallen 1879 | 10 | 12 | 19 | |
5 | FC Zürich | 10 | 7 | 19 | |
6 | Grasshopper Zürich | 10 | 4 | 14 | |
7 | FC Aarau | 10 | -6 | 14 | |
8 | FC Luzern | 10 | -10 | 8 | |
9 | FC Rapperswil-Jona | 10 | -22 | 4 | |
10 | Frauenteam Thun Berner Oberland | 10 | -30 | 2 |
Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.
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