Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wenn Sie zurückblicken, was war Ihr sportliches Highlight 2023?
Esther Staubli: Eigentlich war das ganze Jahr ein einziges grosses Highlight. Da war die WM in Australien und Neuseeland, da war der Halbfinal in der Champions League Barcelona gegen Chelsea Ende April vor über 70‘000 Zuschauern, da waren aber auch viele packende Spiele in der Super League in der Schweiz. Für uns Schiedsrichterinnen gilt das gleiche wie für die Spielerinnen: Die Basis ist immer die nationale Meisterschaft, wo man sich im Wochenrhythmus bewähren muss.
Und da war das EM-Qualifikationsspiel Aserbaidschan - Schweden Mitte November. Als erste Schweizerin pfiffen Sie ein kontinentales Ausscheidungsspiel der Männer. Welche Bedeutung hatte diese Nomination für Sie?
Sie war vor allem eine grosse Wertschätzung und ein Respekterweis. Wobei ich sagen muss, dass ich vom Aufgebot wohl selber am meisten überrascht war. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich für eine Partie dieses Wettbewerbs nominiert würde.
Wie schwierig ist es, als Frau eine Partie der Männer zu leiten?
Weniger schwierig, als dass viele denken. Da sind wir wohl noch oft in Vorurteilen gefangen. Ich werde von den Spielern aufgrund meiner Leistung beurteilt – und nicht aufgrund meines Geschlechts. Und da spüre ich viel Respekt. Ich mache selber auch keinen Unterschied, ob ich ein Spiel der Frauen oder eines der Männer leite. Ich fokussiere mich voll auf meine Leistung – und auf das Spiel. Da bleibt kein Raum darüber nachzudenken, wer auf dem Platz steht.
Seit August 2020 gibt es die AXA Women's Super League. Die AXA ist damit Sponsorin der höchsten Frauenfussball-Liga der Schweiz. Das Markenversprechen «Know You Can» gilt auch für dieses Sport-Engagement – die Spielerinnen der AXA Women's Super League sollen beim Erreichen ihrer Ziele und Träume unterstützt werden. Mit dem Ziel, dass der Frauenfussball die Anerkennung erhält, die er verdient.
Seit August 2020 gibt es die AXA Women's Super League. Die AXA ist damit Sponsorin der höchsten Frauenfussball-Liga der Schweiz. Das Markenversprechen «Know You Can» gilt auch für dieses Sport-Engagement – die Spielerinnen der AXA Women's Super League sollen beim Erreichen ihrer Ziele und Träume unterstützt werden. Mit dem Ziel, dass der Frauenfussball die Anerkennung erhält, die er verdient.
Aber es macht vermutlich einen Unterschied aus, ob sie in Barcelona vor 70‘000 Zuschauern auflaufen – oder in der Schweizer Meisterschaft vor einem Bruchteil davon.
Nicht unbedingt. Wenn ich ein Spiel pfeife, fokussiere ich mich ganz auf das Geschehen. Das Drumherum blende ich aus. Als Schiedsrichterin muss man quasi immer einen Schritt vor dem Geschehen sein. Man muss die Spielzüge und die Entwicklung antizipieren. Viele Dinge passieren, bevor der Ball eintrifft. Da kommt mir meine Vergangenheit als Spielerin sicherlich entgegen. Ich weiss, wie die Fussballerinnen und Fussballer denken und handeln.
Waren Sie eine faire Spielerin?
(lacht) Ich war nicht unfair. Aber ich würde mich als harte Spielerin bezeichnen. Ich fand über Physis und Kampf zu meinem Spiel. Begonnen habe ich als Stürmerin. Am Ende meiner Karriere spielte ich als Verteidigerin.
Sie war Ende der 1990er-Jahre bei Rot-Schwarz Thun engagiert. Lässt sich der Frauenfussball in der Schweiz zu jener Zeit noch mit dem heutigen vergleichen?
Kaum. Wir spielten auf Nebenplätzen – und hatten immer dieselben 20 Zuschauer. Ich spielte schon als Mädchen immer sehr gerne Fussball – und kickte mit den Buben auch an Grümpelturnieren. Als ich mit 16 Jahren im Klub beginnen wollte, musste ich selber beim Verein anklopfen und fragen, ob ich mitmachen darf. Heute ist alles viel besser organisiert und strukturiert. Ein Schlüsselfaktor war sicher der Einstieg der grossen Klubs in den Frauenfussball. Nun steht auch den Frauen eine professionelle Infrastruktur zur Verfügung. Es macht gefühlsmässige einen grossen Unterscheid aus, ob man auf einem Trainingsplatz spielt – oder in einem Super-League-Stadion.
Weshalb und wann entschieden Sie sich, Schiedsrichterin zu werden?
Das war im Jahr 2000. Ich hatte es bei Rot-Schwarz Thun in die Nationalliga-A-Equipe geschafft – und spürte, dass damit meine Grenzen erreicht waren. Aber der Fussball blieb meine grosse Leidenschaft, und so suchte ich einen Weg, wie ich diese weiterhin ausleben konnte. Als bei Rot-Schwarz Schiedsrichter gesucht wurden, meldete ich mich.
Hätten Sie damit gerechnet, dass Sie es je an eine WM in Australien schaffen?
(lacht) Nein. Aber dies entspricht auch nicht meinem Naturell – weder im Fussball noch im Beruf. Ich nehme Schritt für Schritt. Und so arbeite ich mich Stufe um Stufe nach oben.
Neben ihrem Engagement als Schiedsrichterin sind sie als Lehrperson an einer Landwirtschaftsschule tätig. Bringen Sie diese Jobs immer problemlos unter einen Hut?
An der Schule kümmere ich mich um lernschwache Jugendliche – allerdings in reduziertem Pensum. Daneben bin ich im Schweizer Fussball-Verband auch in die Ausbildung von jungen Schiedsrichterinnen involviert. Viel Freizeit bleibt mir nicht.
Würde es nicht mehr Sinn machen, wenn man im Fussball das Schiedsrichterwesen professionalisieren würde?
Für mich persönlich stimmt es so, wie es ist. Der Ausgleich, der mir die Arbeit bietet, ist mir wichtig. Aber gewisse Dinge wären sicher leichter – wir hätten mehr Freiräume und eine bessere Erholung. Ums Geld geht es mir aber nicht. Bei mir stehen die Leidenschaft und die Freude am Fussball im Zentrum.
Welches sind Ihre nächsten Ziele?
Mit 44 stehe ich im Herbst meiner Karriere. Aber ein grosses Ziel habe ich noch. Ich möchte an der Euro 2025 in der Schweiz als
Schiedsrichterin zum Einsatz kommen. Das wird ein grosses Ereignis für den Frauenfussball in der Schweiz – und es wäre wunderbar, wenn wir diese Chance nutzen und das Turnier zu einem nachhaltigen Erfolg machen können: für die Spielerinnen, aber auch für die Schiedsrichterinnen.
Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.
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