Ausgerechnet Carmona. Die Aussenverteidigerin von Real Madrid hatte bereits im Halbfinal gegen Schweden kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielt. Nun doppelt sie nach und schiesst Spanien ins Glück. Spanien ist damit nach Deutschland erst die zweite Nation, die sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Weltmeister wird. 2010 holten Xavi, Iniesta und Co. den Titel in Südafrika.
Die Spanierinnen müssen sich gedulden, bis ihr Erfolg unter Dach und Fach ist. Auch, weil Jennifer Hermoso in der 68. Minute den Matchball vergibt. Spaniens Nummer 10, die ein herausragendes Turnier gespielt hat, scheitert mit einem nach VAR-Intervention gepfiffenen Handspenalty an Englands herausragender Keeperin Mary Earps. Allerdings müsste der Penalty zwingend wiederholt werden, weil sich Earps zu früh von der Linie bewegt.
Lattenknaller wird zum Weckruf
Auch in der Schlussphase und der 14-minütigen Nachspielzeit stehen die Spanierinnen dem 2:0 näher. Am Ende spielt dies aber keine Rolle, weil England zu keiner Reaktion mehr fähig ist. Die beste Chance zum Ausgleich vergibt Lauren James, deren Schuss Catalina Coll in der 76. Minute mirakulös über die Latte lenkt. Die Stürmerin hatte den Viertel- und Halbfinal wegen einer Rot-Sperre verpasst. Die Wende bringt aber auch sie nicht.
Der Europameister hat zwar die erste Chance des Spiels, vom Team von Sarina Wiegman, die ihren zweiten WM-Final in Folge verliert, kommt aber insgesamt zu wenig. Lauren Hemp trifft nach einer Viertelstunde die Latte. Die Aktion ist aber ein Weckruf für die Spanierinnen, die danach das Zepter übernehmen. Zuerst verpasst Alba Redondo alleinstehend aus kurzer Distanz, als sie Englands Keeperin Earps anschiesst (17.). Besser macht es gut zehn Minuten später Carmona. Sie trifft aus halblinker Position in die lange Ecke. Und kurz vor der Pause bietet sich Salma Paralluelo sogar die Chance, auf 2:0 zu erhöhen.
Revanche geglückt
Am Ende ist dies aber alles Makulatur. Für die Spanierinnen ist der Triumph in Sydney das versöhnliche Ende einer längeren und komplizierten Reise. Vor gut einem Jahr reisst sich Weltfussballerin Alexia Putellas kurz vor der EM das Kreuzband, dort folgt im Viertelfinal das Aus gegen England. Im Herbst kommt es zu einem Aufstand der Spielerinnen, die sich über Jorge Vilda und den Verband beklagen. Doch bis auf Patri Guijarro und Mapi Leon von Champions-League-Sieger FC Barcelona kehren alle wichtigen Spielerinnen zurück.
Auch das Turnier in Down Under verläuft nicht ohne Probleme. Gegen Japan setzt es in der Vorrunde eine 0:4-Klatsche ab, von Rissen innerhalb des Teams ist die Rede. Doch die Spanierinnen reissen sich zusammen. Im Achtelfinal erteilen sie der Schweizer Nati eine Lektion und nehmen mit dem 5:1 Fahrt auf. Auch Holland und Schweden werden aus dem Weg geräumt, ehe im Final gegen England die Revanche gelingt.