Es war ein schönes Bild für die Zuschauer, die morgens um vier Uhr vor dem TV sassen. Elf Schweizer Mädels singen vor dem WM-Spiel gegen Japan (0:1) die Nationalhymne.
Jede Einzelne trällert – zum Beispiel auch Ana Crnogorcevic, die Frau mit kroatischen Wurzeln. Oder die Schweiz-Deutsche Rachel Rinast, welche die Hymne vor ihrem ersten Länderspiel im März auswendig gelernt hat.
Eseosa Aigbogun, Nati-Spielerin mit nigerianischen Wurzeln, sagt der «Schweiz am Sonntag»: «Bei uns singen alle immer mit. Anstatt ‹Vaterland› singe ich aber ‹Mutterland›, weil meine Mutter Schweizerin ist.»
In der Herren-Nati sieht das ein wenig anders aus. Von den Stammspielern bleiben viele Spieler und auch Trainer Vladimir Petkovic stumm. Auch die meisten Secondos bis auf Gökhan Inler, der Mann mit türkischen Wurzeln. Er hat sich die Hymne beigebracht, um als Captain mit positivem Beispiel voranzugehen. Auch heute Abend um 20.15 Uhr gegen Liechtenstein.
Marco Streller (33), der soeben zurückgetretene Basler, kann unsere Nati-Stars nicht verstehen. Er sagt zu BLICK: «Das mit der Hymne stört mich. Ich finde es nicht schön, wenn die Nati-Spieler die Hymne nicht singen.»
Der Ex-Stürmer weiter: «Bei der WM siehst du die Südamerikaner, wie sie voller Inbrunst singen. Das würde ich auch gerne bei uns sehen.»
Streller betont allerdings, dass er auch positive Aspekte sehe: «Wir haben von den Secondos – und das muss man auch klar sagen – die Winner-Mentalität übernommen. Die hatten wir Schweizer so nicht. Wenn ich sehe, wie Granit Xhaka sich zerreisst, dann können wir stolz und einfach nur froh sein, einen Spieler wie ihn zu haben.»
Unser Ex-Nati-Coach Köbi Kuhn meint: «In der Männer-Nati hat ein grosser Teil einen anderen Hintergrund bei der Herkunft. Der eine oder andere singt ja trotzdem mit. Ich denke, wichtig ist, dass sie auf dem Platz eine Einheit sind. Mir ist es lieber, dass sie dort harmonieren, als dass nur ihr Gesang harmoniert.»