In beiden Halbfinalspielen der Frauen-Fussball-WM in Kanada beeinflussen die Schiedsrichterinnen mit falschen Penaltyentscheidungen den Ausgang der Matches entscheidend. Die Böcke geben vor dem Final USA – Japan (Montag, 01.00 Uhr Schweizer Zeit) zu reden.
Eine, die weiss, wie es ist, auf Top-Niveau zu pfeifen, ist die ehemalige Spitzenschiedsrichterin Nicole Petignat (48). Sie pfiff jahrelang in der Super League und im Europacup, sowie den Cupfinal Basel – Luzern 2007 und den Final der Frauen-WM 1999.
Wie beurteilt sie die Ref-Leistungen an der aktuellen WM? «Das Niveau war am Anfang der WM sehr bescheiden. Erst ab den Achtelfinals ist es besser geworden. Aber das ist ganz normal und auch bei den Männern oft so. In der Anfangsphase kommen auch Schiedsrichterinnen aus Ländern zum Einsatz, die sich den Druck bei Spielen in ihrer Heimat nicht gewohnt sind.»
Überspitzt formuliert: Könnte man behaupten, dass weibliche Refs die grösseren «Pfeifen» sind als männliche, Frau Petignat? «Nein, das kann man nicht vergleichen. Es ist ein ganz anderer Fussball und eine andere Art, ein Spiel zu leiten. Bei Frauen ist man als Ref manchmal überrascht, was auf dem Rasen passiert. Bei einem Männerspiel ist es einfacher, vorauszuahnen, was ein Spieler als Nächstes vor hat», sagt Petignat.
Allgemein sei das Niveau der weiblichen Refs im Laufe der letzten Jahre stark gestiegen. «Im Vergleich zu meiner Zeit 1999 an der WM ist es sicher 50 Prozent besser geworden. Die Frauen sind auch top vorbereitet, werden in Tests und Vorbereitungscamps von der Fifa gefordert.»
Im WM-Final drückt sie den US-Amerikanerinnen die Daumen. «Ich finde den Fussball, den Japan spielt nicht sehr attraktiv», meint Petignat, die 2008 ihre Ref-Karriere beendete und heute zwei Sport-Massagepraxen führt.