Finanzen, Torhüterinnen & Co.
Fünf Erkenntnisse zur Frauen-WM

Die Frauen-WM in Frankreich übertraf in diesem Jahr sämtliche Erwartungen. Das Turnier setzte neue Standards für den Frauenfussball. In den letzten vier Jahren hat sich der dieser in eine höhere Liga gespielt. BLICK zählt fünf Gründe auf.
Publiziert: 08.07.2019 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2019 um 08:39 Uhr
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Bettina Brühlhart

Die Zuschauerzahlen

Bereits vor dem WM-Final berichteten die TV-Stationen aus aller Welt neue Zuschauerrekorde bei ihren Übertragungen. In Brasilien sahen 35 Millionen, wie die Selecao gegen Gastgeber Frankreich ausschied. Noch nie gab es in einem Land mehr Zuschauer bei einem Frauenfussballspiel. Den Halbfinal zwischen England und den USA sahen im Mutterland des Fussballs 11,7 Millionen, welches das meist geschaute Ereignis von BBC in diesem Jahr markiert. In den USA kann der Rekord vom WM-Final 2015 aus einem simplen Grund nicht ganz gebrochen werden. Damals sassen 26,7 Millionen Menschen vor der Flimmerkiste. 2015 fand die WM in Kanada statt und war daher von der Zeitzone günstiger als die WM in Frankreich.

Europäische Dominanz

Gleich sieben der acht Teams, welche sich für die Viertelfinals qualifizierten, sind europäisch. Nur die neuen und alten Weltmeisterinnen aus den USA stemmen sich gegen die europäische Dominanz. Zum Vergleich: 2015 waren nur drei europäische Teams im Viertelfinal. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Während viele Spielerinnen aus den USA, Japan und China in den heimischen Ligen kicken, hat Europa wie bei den Männern ein starkes Klub-System. Dabei werden auch immer mehr Frauenteams von ihren erfolgreichen Klubs wie Arsenal, Barcelona oder Juventus Turin unterstützt. Im 23-Frau-Kader der Holländerinnen spielen zum Beispiel nur sechs Akteurinnen in der heimischen Liga. Das aufstrebende Team der letzten Jahre zeichnet sich damit aus, Spielerinnen bei Top-Klubs wie Arsenal oder Olympique Lyon zu haben.

Die Torhüterinnen machen Fortschritte

An den bisherigen Endrunden-Turnieren im Frauenfussball waren die Torhüterinnen nicht immer über alle Zweifel erhaben. Auf der grossen Bühne und vor ungewohnt vielen Zuschauern versagten oft die Nerven. Schmerzhaft aus Schweizer Sicht ist immer noch das Goalie-Debakel gegen Frankreich an der EM 2017, welches uns die Viertelfinal-Qualifikation versaute. Doch bei diesem Turnier sind die grossen Siegerinnen die Schlussfrauen. Denn krasse Aussetzer der Goalies sucht man bei dieser WM vergebens. Natürlich sind die Keeperinnen nicht bei allen Toren schuldlos, aber die grossen Patzer der Schlussfrauen blieben aus. Das ist auch kein Trost für Loris Karius. Sein Patzer im Champions-League-Finale wird weiterhin Gesprächsthema und Vergleichspunkt bleiben.

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Generationenwechsel

Die WM 2019 steht auch ganz im Zeichen eines Generationenwechsels. Viele Spielerinnen, die den Frauenfussball entschieden vorangetrieben haben in ihren Ländern, werden abtreten. Sie übergeben nahtlos an jüngere, talentiertere Spielerinnen, die von dieser Vorarbeit extrem profitieren können. Formiga (41 Jahre alt) bei Brasilien, Christine Sinclair (181 internationale Tore für Kanada), Karen Carney (144 Länderspiele für England) oder Lisa De Vanna (150 Länderspiele für Australien) durften in ihrer Jugend noch keine hervorragende fussballerische Ausbildung geniessen. Doch durch ihre Leidenschaft, ist dies jetzt für junge Talente in ihren Ländern möglich.

Vivianne Miedema ist mit 22 Jahren bereits erfolgreichste Torschützin von Holland. Aber auch andere junge Spielerinnen setzten bei dieser WM ein Ausrufezeichen. Die 19-jährige Sidney Schneider hält im jamaikanischen Tor alles, was zu halten ist. Inklusive einen Penalty gegen die Weltklasse-Kickerin Andressa. Teamkollegin Khadija Shaw (22) schoss Jamaika in der Qualifikation mit 19 Toren fast im Alleingang zur WM.

Die Finanzen

Geld regiert die Welt. Das ist auch im Fussball der Fall. Doch bei dieser WM wurden aus finanzieller Sicht Grenzen gesprengt. Über die gesamte WM hinweg schüttete die Fifa 30 Millionen Dollar Prämien aus. Das steht im krassen Gegensatz zu den 15 Millionen Dollar, die noch vor 4 Jahren ausbezahlt wurden (Bei der Männer-WM in Russland waren es übrigens über 400 Millionen). Dazu wurde von der Fifa auch erstmals Geld für die Turniervorbereitung gestattet. Dabei wurden die Klubs und die Fussballverbände entschädigt. Auch für Schlagzeilen sorgte eine Ankündigung von Adidas. Der Ausrüster versprach, seinen Vertrags-Spielerinnen bei einem WM-Titel die gleiche Prämie auszuzahlen, wie den Männern.

Kommentar: Ein Meilenstein

Die USA sind wieder Weltmeister – und jeder hat es mitgekriegt. Weil der Frauenfussball mit dieser WM in der Gesellschaft voll angekommen ist. Die Resultate, das VAR-Theater, die Stars, die Tore, provokante Jubel, die unaffektierten Spielerinnen: Die Frauen-WM ist ein Smalltalk-Thema geworden. Ein Thema im Fernsehen und anderen Medien. Und, nicht unwichtig, auf Instagram und Co. Verblüffenderweise brauchte es dazu nicht mal die Teilnahme der Schweizer Nati. France 2019 ist ein Meilenstein. Taktisch und physisch ist eine neue Stufe erreicht. Das wurde spätestens in der K.o.-Phase sichtbar, als die Topteams unter sich waren. Mit 2,8 Toren im Schnitt war die WM genug unterhaltsam, um immer wieder reinzuzappen und hängenzubleiben. Etwa der elektrisierende Halbfinal England – USA? Schon jetzt ein Klassiker. Dazu hat die WM spannende Figuren hervorgebracht. Klar ist Megan Rapinoe den Insidern längst ein Begriff. Nun aber ist der US-Captain mit dem violetten Haaren und ihren ungefilterten Aussagen über Trump und den Geschlechterkampf einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Oder Wendie Renard, die französische Version von Virgil van Dijk. Oder US-Postergirl Alex Morgan. Und die dummen Witze über Frauenfussball? Die gibt’s weiterhin. Doch in Zeiten von Internet-Hatern ist die Rechnung einfach: Was erfolgreich ist, wird ins Visier genommen. Insofern sind doofe Sprüche über die Frauen am Ball ein Lob. (dub)

Die USA sind wieder Weltmeister – und jeder hat es mitgekriegt. Weil der Frauenfussball mit dieser WM in der Gesellschaft voll angekommen ist. Die Resultate, das VAR-Theater, die Stars, die Tore, provokante Jubel, die unaffektierten Spielerinnen: Die Frauen-WM ist ein Smalltalk-Thema geworden. Ein Thema im Fernsehen und anderen Medien. Und, nicht unwichtig, auf Instagram und Co. Verblüffenderweise brauchte es dazu nicht mal die Teilnahme der Schweizer Nati. France 2019 ist ein Meilenstein. Taktisch und physisch ist eine neue Stufe erreicht. Das wurde spätestens in der K.o.-Phase sichtbar, als die Topteams unter sich waren. Mit 2,8 Toren im Schnitt war die WM genug unterhaltsam, um immer wieder reinzuzappen und hängenzubleiben. Etwa der elektrisierende Halbfinal England – USA? Schon jetzt ein Klassiker. Dazu hat die WM spannende Figuren hervorgebracht. Klar ist Megan Rapinoe den Insidern längst ein Begriff. Nun aber ist der US-Captain mit dem violetten Haaren und ihren ungefilterten Aussagen über Trump und den Geschlechterkampf einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Oder Wendie Renard, die französische Version von Virgil van Dijk. Oder US-Postergirl Alex Morgan. Und die dummen Witze über Frauenfussball? Die gibt’s weiterhin. Doch in Zeiten von Internet-Hatern ist die Rechnung einfach: Was erfolgreich ist, wird ins Visier genommen. Insofern sind doofe Sprüche über die Frauen am Ball ein Lob. (dub)

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