Abgang durch die grosse Tür
Die Nati wird den Menschenfänger Nielsen vermissen

Mit der WM-Quali gelingt Nati-Coach Nils Nielsen der perfekte Abschluss einer Ära mit Höhen und Tiefen. Die Öffentlichkeit wird aus dem Dänen nie ganz schlau. Bei den Spielerinnen bleibt seine Menschlichkeit in Erinnerung.
Publiziert: 12.10.2022 um 18:33 Uhr
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Mission erfüllt: Nils Nielsen tritt erhobenen Hauptes ab.
Foto: TOTO MARTI
Christian Finkbeiner

Als Schiedsrichterin Tess Olofsson am Dienstagabend nach 123 Minuten und 23 Sekunden den Wahnsinn im Letzigrund beendet, atmet Nils Nielsen mehrmals tief durch. Mit der Qualifikation für die WM in Australien und Neuseeland setzt der Däne einen glanzvollen Schlusspunkt seiner vierjährigen Ära. Mit der zweiten Endrunden-Teilnahme in Folge hat er seine Mission beim SFV erfüllt. Er tritt erhobenen Hauptes ab.

Nielsen-Verabschiedung im November

Seine letzte Partie als Nati-Trainer absolviert Nils Nielsen erst in einem Monat. Der 50-Jährige wird am 11. November beim Länderspiel gegen sein Heimatland Dänemark in Schaffhausen vom Verband offiziell verabschiedet. Vor seinem Engagement in der Schweiz hatte Nielsen die dänischen Frauen gecoacht und sie 2017 in den EM-Final geführt.

Seine letzte Partie als Nati-Trainer absolviert Nils Nielsen erst in einem Monat. Der 50-Jährige wird am 11. November beim Länderspiel gegen sein Heimatland Dänemark in Schaffhausen vom Verband offiziell verabschiedet. Vor seinem Engagement in der Schweiz hatte Nielsen die dänischen Frauen gecoacht und sie 2017 in den EM-Final geführt.

Ganz schlau wird die Schweizer Öffentlichkeit nie aus dem Dänen, der am Dienstag nicht mit seiner Taktik oder seinen Wechseln, sondern modisch überrascht. In schwarzer Hose und schwarzem Blazer leidet er an der Seitenlinie mit. Auf seinem weissen T-Shirt prangert der Kopf eines Löwen. Und wie ein Löwe kämpfen auch seine Spielerinnen.

«Meine Tochter hat das T-Shirt ausgesucht, meine Frau das Outfit», so Nielsen. «Sie war jeweils verärgert, weil ich immer im Trainingsanzug coache.» Er habe ihr versprochen, bei seinem letzten Wettbewerbsspiel diese Kleider zu tragen. «Ich fühle mich darin zwar nicht wohl, aber was zum Teufel...»

In der 120. Minute lässt Humm die Nati jubeln
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Das erlösende 2:1:In der 120. Minute lässt Humm die Nati jubeln

Menschlich herausragend

Nielsen ist der komplette Kontrast zu seiner eher strengen Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg. Sein anti-autoritärer Führungsstil wird geschätzt, die Spielerinnen finden ausschliesslich lobende Worte für den abtretenden gebürtigen Grönländer, dessen Menschlichkeit herausragt.

«Schade, dass er weggeht, ich habe sehr, sehr gerne mit ihm gearbeitet», sagt Ramona Bachmann, die unter Nielsen zu einer echten Teamplayerin avancierte. «Sehr umgänglich und einfühlsam», beschreibt Ana-Maria Crnogorcevic ihren Chef. Und Eseosa Aigbogun ergänzt: «Vor allem auch neben dem Platz ist er eine grosse Persönlichkeit.» Ein Credo des Dänen lautet: Die eigene Persönlichkeit auf den Platz bringen, Mut haben und etwas riskieren, auch wenn dadurch Fehler passieren.

«Irgendwann musste ich einen Penalty verschiessen»
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Crnogorcevic nach WM-Quali:«Irgendwann musste ich einen Penalty verschiessen»

Ein Mix zwischen Nielsen und Voss-Tecklenburg

Wer auf ihn folgen wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen. «Wahrscheinlich jemand, der vom Charakter her zwischen mir und Martina liegt», so Nielsen. «Aber mein Nachfolger kann sich glücklich schätzen.» Der Nati-Trainer streicht vor allem die Comeback-Qualitäten seiner Frauen hervor, die sie auch gegen Wales an den Tag legen.

Ob es im nächsten Sommer in Down Under zu einem Wiedersehen kommt? «Urlaub zu machen in Australien und Neuseeland mit meiner Familie wäre schön», so Nielsen, der von einem WM-Duell zwischen der Schweiz und Dänemark träumt. «Dann kann ich nur zuschauen und muss danach keine Fragen dazu beantworten.»

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