Die 132. Hauptversammlung der Regelhüter am Fifa-Hauptsitz hat es in sich: Neu wird der Video-Schiedsrichter Teil des Regelwerks. Alles spricht dafür, dass er schon bei der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) eingesetzt wird.
BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zur Fussball-Revolution:
Was wurde genau entschieden?
Der Video-Schiedsrichter ist im Fussball nun offiziell erlaubt. 2000 Spiele, davon 1000 auf höchstem Niveau, hat die Fifa in über 20 Ländern getestet – zum Beispiel in der Bundesliga. Das Resultat: Pfiffen die Schiris vorher zu 93 Prozent richtig, sind es nun 98,9 Prozent. Darum entschied das International Football Association Board (IFAB), dass der Video-Schiri zugelassen wird. Ob er an der WM zum Einsatz kommt, wird beim Treffen des Fifa-Rats in Bogota (Kolumbien) am 15./16. März festgelegt. Es wird Formsache sein.
Was ist das IFAB?
Die Hüter der Regeln. 1886 von den britischen Fussball-Verbänden gegründet, die Fifa wurde erst 1913 in das Gremium aufgenommen. England, Wales, Schottland und Nordirland haben je einen Sitz, die Fifa hat vier Vertreter, die traditionell immer alle gleich stimmen. Für Regeländerungen sind mindestens sechs von acht Stimmen nötig, der Entscheid zum Video-Schiri fällt einstimmig.
Wie soll das technisch an der WM umgesetzt werden?
Die Video-Schiedsrichter sitzen zentralisiert im Büro in Moskau. Sie sind mit dem Schiri im Stadion verbunden und dürfen ihn zum Beispiel bei Toren, Penalty-Entscheidungen, direkten Roten Karten und Verwechslungen helfen.
Wie wird man Video-Schiri?
Bei der WM werden 12 Profi-Video-Schiris sein, die nicht selber pfeifen. Dazu kommen 10 bis 12 Refs, die auch an der WM pfeifen – von insgesamt 36. «Dass man ein guter Schiedsrichter ist, heisst nicht, dass man ein guter Video-Schiri ist», sagt Fifa-Referee-Boss Massimo Busacca. Seit zwei Jahren werden die Spezialisten ausgebildet.
Wo kommt der Video-Schiedsrichter heute schon zum Einsatz?
Zum Beispiel in der Bundesliga, der Serie A und Portugal. In Deutschland wurden diese Saison 75 gravierende Fehler korrigiert. In England begann man mit der neuen Technik ab diesem Jahr, allerdings erst im FA-Cup. Die ersten 10 Spiele brachten auch auf der Insel viel Polemik.
Werden im Stadion Wiederholungen gezeigt?
Für die WM ist es so geplant, dass die Fans im Stadion die gleichen Szenen wie der Schiri auf Grossleinwand sehen – sobald der Ref seine Entscheidung getroffen hat. Die TV-Zuschauer sehen es sowieso.
Was bedeutet der Video-Schiri für den Assistenten an der Linie?
Dass er zum Beispiel mit dem Heben der Fahne im Zweifel abwarten soll, damit das Spiel nicht unterbrochen wird. Fällt ein Tor, kann es nämlich dann im TV kontrolliert werden.
Was ist die Haltung von Gianni Infantino?
Er ist – anders als sein Vorgänger Sepp Blatter («Eine WM darf nicht als Versuchsfeld genutzt werden») – begeistert. Infantino sagt: «Wir sind in einer digitalen Ära, können nicht die Augen verschliessen. Fussball wird gerechter, wird fairer. Die Grauzone für Diskussionen bleibt ja. Aber statt sich über den Schiedsrichter aufzuregen, wird man sich nun über den Video-Assistenten aufregen. Wir ändern nicht die Regeln des Spiels, wir helfen den Schiedsrichtern.»
Welche legendären WM-Szenen hätte es mit Video-Schiri nie gegeben?
Drei Beispiele:
- Diego Armando Maradona und die Hand Gottes als erstes. Am 22. Juni 1986 beim Viertelfinal gegen England spielt er den Ball mit der Hand über den Goalie ins Tor, Argentinien siegt 2:1.
- Als zweites das Wembley-Tor von 1966. England wird dank eines Tores von Geoffrey Hurst Weltmeister gegen Deutschland – aber der Ball prallt von der Latte nur auf, nicht hinter die Linie.
- Und als drittes das vermeintliche 2:2 von Englands Frank Lampard im WM-Achtelfinal gegen Deutschland 2010. Das klare Tor wird nicht gegeben. Deutschland siegt 4:1.
Kommt der Video-Beweis nun auch in der Champions League?
Nein. Uefa-Präsident Alexander Ceferin sagt: «Ich sehe hie und da grosse Konfusion.» Was zum Beispiel Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge anders beurteilt: «Ich freue mich, dass die Fifa innovativer ist als die Uefa, normalerweise war es oft umgekehrt. Der Videoschiedsrichter sorgt dafür, dass der Fussball besser, seriöser und fairer ist.»
Wann werden die Video-Schiedsrichter in der Super League eingesetzt?
Mittelfristig ist der Fortschritt nicht aufzuhalten. In der nächsten Saison wird er allerdings definitiv noch nicht eingeführt. Kosten, Testphase, Organisation – alles offene Punkte. Grundsätzlich müssen sich die Verbände bei der Fifa bewerben. Danach startet ein Vorbereitungsprozess und erst, wenn die Fifa die Lizenz erteilt, darf man in der Liga loslegen.
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
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