Fifa-Kenner Bruno Affentranger
«Das Ganze stärkt Blatter»

Blatter-Biograf Bruno Affentranger ist ein intimer Kenner der Fifa. Die gestrigen Vorkommnisse würden den Präsidenten nur stärken, ist er überzeugt.
Publiziert: 28.05.2015 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:21 Uhr

Vorgestern Dienstag gibt Wirtschaftsjournalist und Blatter-Biograf Bruno Affentranger SRF ein Interview zum Thema Fifa. Nur ein Bruchteil seiner Antworten flimmern in «10 vor 10» über den Bildschirm. Es fehlt etwa, als er sagt: «Es gibt Vektoren, die zu echten Veränderungen in der Fifa führen können. Zum Beispiel die Untersuchungen des FBI und der Schweizer Bundesanwaltschaft.»

Dass diese ein paar Stunden später zuschlagen würden, konnte Affentranger da nicht ahnen ...

Für den Autor der Biografie «Sepp – König der Fussballwelt» ist der Zeitpunkt alles andere als Zufall. «Es sind alle da. Selbst Jack Warner, gegen den schon länger Untersuchungen in den USA laufen. Der hatte einst 2000 Dollar auf seinem Bankkonto. Fünf Jahre später waren es 62 Millionen Dollar. Obwohl er seit vier Jahren kein Fifa-Amt bekleidet, kommt er an den Kongress. Seine Söhne handeln mit TV-Rechten und Tickets. Hier kann ein Typ wie Warner all jene Figuren treffen, mit denen er seine luschen Millionen-Geschäfte macht. Das ist wie bei Schmeissfliegen. Ich könnte ihnen die Namen von 35 Personen nennen, die vorbestraft sind.»

Kommt hinzu, dass die USA Verdächtige gerne an den Pranger stellen, anders als bei uns. «In den USA wirst du wegen einer Lappalie in Handschellen abgeführt. Diesen Abschreckungsfaktor wollten die US-Behörden medienwirksam nutzen. Kein Wunder, informierten sie die ‹New York Times›. Kein Wunder, wählten sie die Woche des Kongresses zum Zuschlagen.»

Einen instrumentierten Versuch, Blatter zu stürzen, sieht Affentranger im Vorgehen der Behörden keinesfalls. «Im Gegenteil! Das Ganze stärkt Blatter. Nun verstehen alle, was er mit seiner Anzeige gegen Unbekannt am 18. November beabsichtigte, als er dem FBI auch den Garcia Report aushändigte. Damals dachten alle: Was soll jetzt das wieder? Ein neuer Blatterscher Winkelzug? Nun ist klar: Blatter will sich wirklich der letzten korrupten Widersacher entledigen.»

Viele Medien werden wohl Dinge titeln wie «Blatter am Ende!». Doch die verstünden nicht, was wirklich ablaufe. «Wenn Fifa-Kommunikationsdirektor Walter De Gregorio in der Pressekonferenz sagt, dies sei ein guter Tag, dann stimmt das tatsächlich. Der logische Reflex bei solchen Skandalen ist es, den Kopf zu entfernen. Doch nun könnte wirklich passieren, dass ein stinkender Kopf den restlichen stinkenden Teil des Fischs reinigen kann.»

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