Sepp Blatter gibt Gas – und erzählt, warum sein gutes Verhältnis mit Michel Platini (60) zerbrach.
«Einst war Michel Platini mein Freund», sagt Blatter in der «Weltwoche», «noch 2007 am Champions-League-Final setzte er mich neben sich und Italiens Premier Silvio Berlusconi. Schon ein Jahr später an der Fussball-EM 2008 traf ich an einem Aperitif den damaligen Bundespräsidenten Couchepin. Er fragte mich: 'Sehen wir uns gleich?' Ich antwortete: 'Ja.' Platini aber platzierte mich acht oder neun Plätze weit von Couchepin entfernt. So wurde ich quasi an die Seitenlinie gestellt.»
Platini und Blatter, die Freundschaft ist nicht mehr zu kitten. Im SonntagsBlick von Ende Mai hatte der Fifa-Boss erzählt, wie ihn Platini zum Rücktritt drängte: «Er hat mich am Donnerstag um ein persönliches Gespräch gebeten. Also gingen wir in mein Büro. Er zog sein Jackett aus, streckte sich gemütlich aus und sagte: 'Lass uns einen guten Whisky unter Freunden trinken.' Ich erwiderte: Nein, keinen Whisky, aber ich höre dir zu. Und dann meinte er allen Ernstes: 'Sepp, du machst den Kongress und am Schluss gibst du bekannt, dass du zurücktrittst. Du bekommst ein gigantisches Fest und dein Büro hier bei der Fifa kannst du behalten.'»
Doch auch mit England, dem Mutterland des Fussballs, rechnet Blatter ab: «Das alles begann 1974, als der Brasilianer João Havelange Fifa-Präsident wurde und Sir Stanley Rous ablöste. England verlor damals die Vormacht in seinem geliebten Sport, übrigens auch in der Leichtathletik. Die Engländer leiden darunter, dass sie den Fussball nicht mehr kontrollieren. Hier haben die Angriffe gegen die Fifa ihren Ursprung. Es geht um die Rückgewinnung von Macht.»
Und über Deutschland sagt er: «Der deutsche Verband hat keine Ethikkommission. Ausgerechnet aus diesen Kreisen kommt heute die Kritik, ich würde Reformen verzögern – Reformen, die sie selber ablehnten. Die Heuchelei ist doch unerträglich.»