«Geisterspiele kosten uns 20 Mio Franken»
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Canepa im Interview:«Geisterspiele kosten uns 20 Mio Franken»

FCZ-Präsident Ancillo Canepa schlägt Alarm
«Geisterspiele kosten uns 20 Mio Franken»

FCZ-Präsident und Liga-Schwergewicht Ancillo Canepa (66) hat Angst, dass die Klubs an Geisterspielen zugrunde gehen. Er hofft auf Hilfe – und geht auf den Baspo-Chef los.
Publiziert: 29.04.2020 um 22:00 Uhr
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Am 8. Juni könnte die Super League wieder losgehen – das freut FCZ-Präsident Ancillo Canepa.
Foto: Sven Thomann
Andreas Böni, Felix Bingesser (Interview) und Sven Thomann (Fotos)

Herr Canepa, der Bundesrat lässt Trainings ab dem 11. Mai wieder zu, die Meisterschaft soll am 8. Juni gestartet werden. Sind Sie zufrieden?
Ancillo Canepa: Es ist ein gutes Zeichen, für den Sport ganz allgemein. Für den Profifussball ist die Situation allerdings etwas komplexer. Denn wie sollen diese Geisterspiele finanziert werden?

Basel-Präsident Bernhard Burgener redet von 300'000 Franken Kosten pro Spiel.
Ich kann dies bestätigen. Für die Liga bedeuten Geisterspiele einen Gesamtverlust von rund 20 Millionen Franken. Und solange man nicht weiss, wie das finanziert werden kann, fragt sich tatsächlich, ob wir überhaupt weiterspielen können.

Wie lange kann der FCZ mit Geisterspielen überleben?
Das willl ich öffentlich nicht kommentieren. Aber wie für die meisten Klubs ist die Fortführung nicht sichergestellt. Dazu stellt sich die Frage, ab wann wir in der neuen Saison wieder vor Zuschauer spielen können. Das finanzielle Problem würde sich mehr als potenzieren.

Also wird die Meisterschaft nicht gestartet.
Grundsätzlich sind wir froh um die positiven Signale. Geisterspiele sind der sportlich richtige Weg. Aber für den Profifussball ist es noch keine Lösung. Erst muss die Finanzierung stehen. Der Bund hat vor einigen Wochen einen Gesamtkredit von 50 Mio Franken in Aussicht gestellt. Bis jetzt hatten wir keine Chance, davon zu profitieren. Die zweite Variante ist ein Stabilisierungsfond, den wir derzeit mit einem Finanzierungspartner ausarbeiten. Und auch da bräuchte es eine Garantie vom Bund, wie er sie für andere Branchen und Unternehmen ebenfalls abgegeben hat oder noch abgeben wird.

Ab wann glauben Sie wieder an Spiele mit Zuschauern?
Ich hoffe natürlich auf anfangs September. Aber im schlechtesten Fall kann es auch Ende Jahr werden. Ohne Finanzierung des Spielbetriebes überlebt dies die Liga nicht.

Stört es Sie, dass der Bundesrat früher von Tattoo-Studios und Coiffeur-Salons gesprochen hat, bevor man über den Profi-Sport sprach?
Diese Befindlichkeit habe ich längst überwunden.

In der SonntagsZeitung sagte Baspo-Chef Matthias Remund: «Wer Millionen will, muss die Hosen runterlassen.»
Die Aussagen von Herrn Remund haben mich, um es vorsichtig auszudrücken, im höchsten Mass irritiert. So etwas von einem Chefbeamten zu lesen, der notabene für Sport zuständig ist, ist für mich schwer nachvollziehbar. Die Hosen runterlassen – das ist aus dem Mund eines Chefbeamten eine ordinäre Aussage. Auch die Aussage «Wir wollen nicht, dass einer, der Aktien oder Häuser hat, Bundesgelder beansprucht» war respektlos.

Wenn die Meisterschaft weitergeht, hoffen Sie darauf, dass die Spieler weiter auf Kurzarbeit bleiben, weil der FCZ keine Zuschauereinnahmen hat?
Wir haben einen entsprechenden Antrag beim Seco gestellt. Aber Stand heute ist es schon so, dass wir keine Kurzarbeitgelder mehr erhalten würden.

Offenbar ist es so, dass eine ganze Mannschaft in Quarantäne muss, wenn sich ein Spieler infiziert. Dann könnte es eng werden mit weiterspielen.
Man kann nicht eine ganze erste Mannschaft in Quarantäne schicken und dann mit dem Nachwuchs antreten. Das ist nicht umsetzbar. Das würde zu einer nicht akzeptablen Wettbewerbsverzerrung führen.

Das Zürcher Opernhaus bekommt 80 Millionen Franken jährlich an Subventionen. Der Fussball nicht. Können Sie das verstehen?
Es ist ein altes Thema, dass die Kultur im Vergleich zum Spitzensport bedeutend generöser behandelt wird. Ich bin auch für Kultur, aber die Schweiz ist weitherum das einzige Land, wo ein derart grosser Spagat besteht. Spitzensport ist ein relevanter gesellschaftspolitischer Faktor, der in allen Bevölkerungsschichten meistens viele positive Emotionen generiert. Ich wäre deshalb froh, wenn der Spitzensport in unserem Land ähnlich wie die Kultur subventioniert würde. Verdient hätte er es.

Im Konzept der Swiss Football League heisst es, dass über 65-Jährige als Risiko-Gruppe nicht ins Stadion dürfen. Das wird stickig bei Ihnen in der Stube, wenn Ihre Frau Heliane mit der Zigarette und Sie mit der Pfeife da sitzen.
Also ich glaube nicht, dass wir nicht ins Stadion dürfen. Für mich zählt das biologische Alter. Wir sind beide fit und jetzt auch nachts auf den Beinen.

Warum das?
Wir haben seit vier Tagen Hundenachwuchs. Unser Hund Kookie hat nun einen Welpen als Spielgefährten erhalten, einen Verwandten aus der dritten Generation. Ich war letzte Nacht drei, vier Mal im strömenden Regen draussen. Heliane und ich wechseln uns aber ab, damit wenigstens einer durchschlafen kann.

Bundesrats-Entscheide zum Sport vom 29. April

Breitensport darf in Kleingruppen trainieren

Auch im Breitensport gibts einen Entscheid: Ab dem 11. Mai dürfen Kleingruppen mit maximal fünf Personen wieder trainieren. Ohne Körperkontakt und unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzregeln. Aber auch im Amateur-Bereich steht noch aus, ob der Verband die Saison weiterführen will oder ob es zum Abbruch kommt.

Am späteren Nachmittag präzisiert Bundesrätin Viola Amherd die Regeln für den Sport ab 11. Mai. «Im Interesse der Volksgesundheit will der Bundesrat die Lockerungen im Sport rasch zulassen», so Amherd. Hobbysportler – aus sämtlichen Sportarten – dürfen dann sowohl in Einzel- und in Mannschaftssportarten wieder trainieren. Voraussetzungen sind Schutzkonzepte und das Einhalten der Hygienemassnahmen.

Im Breitensport darf allerdings nur in Kleingruppen mit maximal fünf Personen trainiert werden und ohne Körperkontakt und unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzregeln. «Jeder Anbieter muss ein eigenes Schutzkonzept haben», so Amherd. «Dasselbe gilt auch für den Betrieb von Sportanlagen.»

Definitiver Entscheid am 27. Mai

Im Leistungssport dürfen auch Teams über fünf Personen zusammen trainieren. «Die Einschränkungen sind im Leistunssport weniger streng. Dort können die Schutzmassnahmen einfacher gewährleistet werden», sagt Amherd. «Das gilt beispielsweise für Athletinnen und Athleten, die in einem nationalen Kader sind. Oder für den Mannschaftssport mit überwiegend professionellem Spielbetrieb.»

Bis am 8. Juni seien nur Trainingseinheiten vorgesehen, Wettkämpfe sind nicht erlaubt. Danach sei geplant, diese wieder zuzulassen – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei werde immer die Entwicklung der Pandemie verfolgt. Amherd: «Der Bundesrat wird diesen Entscheid dann definitiv am 27. Mai treffen.»

Die Sportministerin weiter: «Bei Fragen zur Umsetzung und zu den nötigen Schutzkonzepten können sich die lokalen Vereine an ihre jeweiligen Dachorganisationen wenden. Das ist so organisiert, dass die Auskunft geben können.»

Wegen dem Coronavirus fallen derzeit auch alle Jugend- und Sport-Aktivitäten aus. «Damit fehlen den Vereinen wichtige Einnahmen», so Amherd. «Wir wollen diese Vereine zusätzlich unterstützen und sie Ende Jahr für die Ausfälle entschädigen. Wenn nötig, werde ich die entsprechenden Rechtsanpassungen in Auftrag geben.»

Für Sport in die Badi, nicht fürs Sünnele

Bergführer dürfen ihre Arbeit wieder aufnehmen, sagt Viola Amherd. Und die Badis? Es sei bei allen Sportarten dasselbe: Wenn es ein Schutzkonzept gebe, sei die Öffnung möglich. Amherd betont aber, dass es Sache der Kantone beziehungsweise Gemeinde sei, ob die Öffnung erlaubt wird. Generell gelte: «Um Sport zu machen darf man in die Badi», sagt Amherd. «Aber nicht, um Freunde zu treffen und sich zu bräunen.»

Schwingen im Sommer?

Eine weitere Frage betrifft den Schwingsport: Müssen die Schwinger die Hose bis 2021 an den Nagel hängen? «Es wäre schön, im Sommer das Schwingen wieder zulassen zu können», antwortet Amherd. Das hänge ganz von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Der Schwingverband vermeldet, dass sicher bis Ende August keine Schwingfeste stattfinden werden: «Der Zentralvorstand wird zusammen mit den Teilverbänden nun nach Lösungen suchen, um den Schwingfestkalender 2021 lösungsorientiert zur Befriedigung aller Ansprechgruppen ausgestalten zu können.»

Swiss Olympic freut sich über «positive Aussichten»

Swiss-Olympic-Boss Jürg Stahl reagiert in einer Mitteilung erfreut über die «positiven Aussichten»: «Der Bundesrat zeigt mit dem Entscheid, welch grosse Bedeutung er dem Sport für die physische aber auch die mentale Gesundheit der Menschen in unserem Land und auch für die Wirtschaft beimisst. Für die Sportlerinnen und Sportler in unserem Land ergibt sich dadurch eine höchst erfreuliche Aussicht.» Und weiter: «Als Dachverband des Schweizer Sports wird Swiss Olympic seine Verantwortung wahrnehmen und zusammen mit den Mitgliedsverbänden für eine achtsame und schrittweise Rückkehr zur Normalität für den organisierten Sport sorgen.»

Betreffend Grossveranstaltungen über 1000 Personen sei für Ligen (insbesondere professionelle Ligen), Verbände, Veranstalter von grossen Events sowie für Spitzensportlerinnen und Spitzensportler eine gewisse Planungssicherheit entstanden. Das ändere aber nichts daran, dass Veranstaltungen ohne Publikum nicht eine riesige Herausforderung bedeuten. Stahl: «Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind ein Lebensnerv des Sports - aus emotionaler und auch finanzieller Sicht. Ohne Beiträge des Publikums ist die Liquidität bei vielen Vereinen in Frage gestellt.» Swiss Olympic werde sich daher zusammen mit den Direktbetroffenen dafür einsetzen, dass ihre besondere Situation gebührend berücksichtigt werde.

Breitensport darf in Kleingruppen trainieren

Auch im Breitensport gibts einen Entscheid: Ab dem 11. Mai dürfen Kleingruppen mit maximal fünf Personen wieder trainieren. Ohne Körperkontakt und unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzregeln. Aber auch im Amateur-Bereich steht noch aus, ob der Verband die Saison weiterführen will oder ob es zum Abbruch kommt.

Am späteren Nachmittag präzisiert Bundesrätin Viola Amherd die Regeln für den Sport ab 11. Mai. «Im Interesse der Volksgesundheit will der Bundesrat die Lockerungen im Sport rasch zulassen», so Amherd. Hobbysportler – aus sämtlichen Sportarten – dürfen dann sowohl in Einzel- und in Mannschaftssportarten wieder trainieren. Voraussetzungen sind Schutzkonzepte und das Einhalten der Hygienemassnahmen.

Im Breitensport darf allerdings nur in Kleingruppen mit maximal fünf Personen trainiert werden und ohne Körperkontakt und unter Einhaltung der Hygiene- und Distanzregeln. «Jeder Anbieter muss ein eigenes Schutzkonzept haben», so Amherd. «Dasselbe gilt auch für den Betrieb von Sportanlagen.»

Definitiver Entscheid am 27. Mai

Im Leistungssport dürfen auch Teams über fünf Personen zusammen trainieren. «Die Einschränkungen sind im Leistunssport weniger streng. Dort können die Schutzmassnahmen einfacher gewährleistet werden», sagt Amherd. «Das gilt beispielsweise für Athletinnen und Athleten, die in einem nationalen Kader sind. Oder für den Mannschaftssport mit überwiegend professionellem Spielbetrieb.»

Bis am 8. Juni seien nur Trainingseinheiten vorgesehen, Wettkämpfe sind nicht erlaubt. Danach sei geplant, diese wieder zuzulassen – allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei werde immer die Entwicklung der Pandemie verfolgt. Amherd: «Der Bundesrat wird diesen Entscheid dann definitiv am 27. Mai treffen.»

Die Sportministerin weiter: «Bei Fragen zur Umsetzung und zu den nötigen Schutzkonzepten können sich die lokalen Vereine an ihre jeweiligen Dachorganisationen wenden. Das ist so organisiert, dass die Auskunft geben können.»

Wegen dem Coronavirus fallen derzeit auch alle Jugend- und Sport-Aktivitäten aus. «Damit fehlen den Vereinen wichtige Einnahmen», so Amherd. «Wir wollen diese Vereine zusätzlich unterstützen und sie Ende Jahr für die Ausfälle entschädigen. Wenn nötig, werde ich die entsprechenden Rechtsanpassungen in Auftrag geben.»

Für Sport in die Badi, nicht fürs Sünnele

Bergführer dürfen ihre Arbeit wieder aufnehmen, sagt Viola Amherd. Und die Badis? Es sei bei allen Sportarten dasselbe: Wenn es ein Schutzkonzept gebe, sei die Öffnung möglich. Amherd betont aber, dass es Sache der Kantone beziehungsweise Gemeinde sei, ob die Öffnung erlaubt wird. Generell gelte: «Um Sport zu machen darf man in die Badi», sagt Amherd. «Aber nicht, um Freunde zu treffen und sich zu bräunen.»

Schwingen im Sommer?

Eine weitere Frage betrifft den Schwingsport: Müssen die Schwinger die Hose bis 2021 an den Nagel hängen? «Es wäre schön, im Sommer das Schwingen wieder zulassen zu können», antwortet Amherd. Das hänge ganz von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Der Schwingverband vermeldet, dass sicher bis Ende August keine Schwingfeste stattfinden werden: «Der Zentralvorstand wird zusammen mit den Teilverbänden nun nach Lösungen suchen, um den Schwingfestkalender 2021 lösungsorientiert zur Befriedigung aller Ansprechgruppen ausgestalten zu können.»

Swiss Olympic freut sich über «positive Aussichten»

Swiss-Olympic-Boss Jürg Stahl reagiert in einer Mitteilung erfreut über die «positiven Aussichten»: «Der Bundesrat zeigt mit dem Entscheid, welch grosse Bedeutung er dem Sport für die physische aber auch die mentale Gesundheit der Menschen in unserem Land und auch für die Wirtschaft beimisst. Für die Sportlerinnen und Sportler in unserem Land ergibt sich dadurch eine höchst erfreuliche Aussicht.» Und weiter: «Als Dachverband des Schweizer Sports wird Swiss Olympic seine Verantwortung wahrnehmen und zusammen mit den Mitgliedsverbänden für eine achtsame und schrittweise Rückkehr zur Normalität für den organisierten Sport sorgen.»

Betreffend Grossveranstaltungen über 1000 Personen sei für Ligen (insbesondere professionelle Ligen), Verbände, Veranstalter von grossen Events sowie für Spitzensportlerinnen und Spitzensportler eine gewisse Planungssicherheit entstanden. Das ändere aber nichts daran, dass Veranstaltungen ohne Publikum nicht eine riesige Herausforderung bedeuten. Stahl: «Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind ein Lebensnerv des Sports - aus emotionaler und auch finanzieller Sicht. Ohne Beiträge des Publikums ist die Liquidität bei vielen Vereinen in Frage gestellt.» Swiss Olympic werde sich daher zusammen mit den Direktbetroffenen dafür einsetzen, dass ihre besondere Situation gebührend berücksichtigt werde.

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