Das Porträt über Fritz Künzli, welches das Schweizer Fernsehen im Juni 1968 ausstrahlt, dauert geschlagene elf Minuten. Reporter Jan Hiermeyer fragt: «Isch Ihne dä Fuessball mit dem härte Training nöd mängisch au scho chli verleidet?» Künzli, 22 und gerade zum zweiten Mal Torschützenkönig geworden, sagt: «Nei, ich trainiere gern.»
Und dann verrät der FCZ-Stürmer seine Hobbys: «Beat-Musik und Büecher läse.» Wir sehen Künzlis Schlummermutter, die dabei ist, die Fanpost des Glarners zu bearbeiten. Künzli beteuert, wie froh er sei, dass ihm Frau Bolli diese Arbeit abnehme. Kein Wunder, es sind ja auch stapelweise Briefe! Der Glarner Wirtebub ist in den 60er-Jahren in Zürich das, was viele Jahre später David Beckham in Europa ist: ein fussballspielender Popstar – die weiblichen Herzen fliegen ihm zu.
Der Glarner «Ziger-Fritz» ist eine Frohnatur. Erfolgreich. Gut aussehend. Smart. Karl Grob, Künzlis langjähriger FCZ-Teamkollege, sagt: «Sein Lächeln war sein Markenzeichen. Fritz lächelte eigentlich immer. Es war das Schönste an ihm. Er war überall beliebt.» Ein richtiger Beau sei der Fritz gewesen, sagt sein grosser Rivale von damals, FCB-Legende Karl Odermatt. «Fritz mit seinen schönen Locken war ein besonders hübscher Bursche. Alle Mädchen standen auf ihn.»
Und Fritz habe durchaus auch mit seinem Aussehen kokettiert. Nati-Kollege Odermatt erinnert sich: «Vor den Spielen ist er besonders lange vor dem Spiegel gestanden. Als er fertig war, hat er mich dann gefragt, ob er auch gut aussehe.»
Um seine Attraktivität zu steigern, habe Künzli sogar getrickst, verrät Odermatt. «Er hat die damals schon sehr engen und kurzen Höschen auf der Seite noch enger gemacht. Das war dann besonders sexy!»
Künzli, der leidenschaftliche Jasser und Autofreak, wusste bestens, welche Wirkung er aufs andere Geschlecht ausübte. «Ich wurde angehimmelt», sagt er in der FCZ-Chronik, «aber wenn ich aus den Fans eine Freundin gewählt hätte, dann hätte ich Hunderte haben müssen.»
Hat er nicht. Denn «Zürichs Beckham der 60er» ist seit 40 Jahren in festen Händen. Die Frau, die den Womanizer zähmen konnte, ist Entertainerin Monika Kaelin (61). Künzli nennt sie «das schönste Schätzeli. Meine grosse Liebe». Odermatt sagt: «Möneli schaut super auf Fritz, das hat sie immer schon getan.»
Der gejagte Popstar ist auf dem Platz ein Torjäger! «Kopfballstark und wendig. Ein fantastischer Stürmer», sagt Odermatt. «Ein richtiger Abstauber», so Grob. «Ein Riesenstürmer», meint sein ehemaliger Mitspieler Kurt Grünig, «würde Fritz heute spielen, wäre er bei einem grossen ausländischen Verein unter Vertrag.»
Bis auf einen kurzen Abstecher nach Amerika stürmt Künzli in der Schweiz. Mit imposanter Torausbeute (siehe Kasten). Kein Wunder, hat man in den 60er-Jahren für einen Künzli auf dem Pausenplatz sechs andere Fussballbildli bekommen, wie es im Geschichtsbuch des FCZ heisst. Da steht auch: «So einen wie Fritz Künzli werden wir nie mehr haben. Dieser Instinkt, diese Tore, die Ausstrahlung ... Er wird einzigartig bleiben in der FCZ-Geschichte.»