«Die Berner sind etwas zu leichtgewichtig»
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Alain Kunz analysiert YB:«Die Berner sind etwas zu leichtgewichtig»

Fabian Rieder (18), das neue YB-Kronjuwel
Vor zwei Wochen spielte er noch in der 1. Liga

Am Ende stand die Niederlage, klar. Die war ärgerlich. Doch schnell ging der YB-Fokus aufs Positive. Auf die Entdeckung eines Juwels. Aus dem Nichts. Fabian Rieder. 18.
Publiziert: 23.10.2020 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2020 um 16:15 Uhr
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Der 18-jährige Fabian Rieder aus der YB-U21 spielt am Donnerstag erstmals europäisch auf Profi-Ebene.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Mal presste er forsch wie ein alter Hase. Dann spitzelte er mit seiner Wieselflinkheit den Ball zwischen den teuren Beinen der arrivierten Römer weg, grub so den einen oder anderen Ball aus. Er half seinem Nebenmann im Mittelfeld Vincent Sierro (90 Super-League, vier Bundesliga-Spiele) mit einem Selbstverständnis, das es in sich hat. Er war der erste, der einen Torschuss abgab. Und er holte diesen Penalty heraus. Da muss sich selbst der König in dieser Sparte, BLICK-Kolumnist Kubilay Türkyilmaz, verwundert die Augen gerieben haben.

Ausserhalb des Strafraums gelangt der Teenie nach einem abgewehrten Ball an die Kugel. Er dringt möglichst schnell in den Sechzehner ein. Roma-Captain Bryan Cristante (135 Serie-A-, 13 Champions-League-Spiele) hält den Po raus, was Rieder dazu nutzt, über diesen zu fallen. «Also ich denke, das war sehr clever», sagt er. Und auch der gewiefte SRF-Mann Jeff Baltermia kommt beim Interview kurz nach dem Spiel aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn Rieder fährt fort: «Ich habe gesehen, dass ich den Ball antizipieren kann. Dann bin ich voll rein, habe ich den Kontakt gesucht, gefunden – und es hat Penalty gegeben.»

«Vor zwei Wochen habe ich noch in der 1. Liga gespielt»

Dabei reibt sich der Junge aus Koppigen BE, dessen erster Verein der Koppiger SV war – wie David von Ballmoos übrigens - selber noch die Augen. «Vor zwei Wochen habe ich noch in der ersten Liga gespielt. Und jetzt spiele ich gegen Pedro, den Weltmeister von 2010…» Seit einem halben Jahr führt YB den Captain der U21, der in der 1. Liga spielt, an die erste Mannschaft heran. Für Trainer Gerry Seoane war klar, dass es bald zu Einsätzen im Profiteam reichen würde. «Er hat nun davon profitiert, dass wir im zentralen Mittelfeld einige Vakanzen hatten. So haben wir das nun halt antizipiert. Wir bauen Fabian behutsam auf. Es kommt wieder der Moment, in welchem er in der U21 gegen Bulle spielt. Und dann wieder bei uns.» Dafür hat ihm YB Zwei-Wochen-Pläne erstellt.

Seit langem auf der Liste

Der Teenager, der mit seiner Mutter in Solothurn lebt, hat bereits am Samstag, beim 0:0 in Genf gegen Servette, ein erstaunliches Debüt gegeben hat. Und nun die noch bessere Partie gegen die AS Roma. «Er hat es sehr gut gemacht», urteilt Seoane. «Er hat keinen Respekt gezeigt, den Gegner auch anlaufen lassen, versuchte vertikal zu spielen. Wenn einer das auf dieser Bühne so abrufen kann, ist das schon speziell. Das sind positive Zeichen. Ein sehr interessanter Spieler», so Seoane weiter. Aber das habe man seit langem gewusst, weil man ihn immer auf der Liste gehabt habe. «Er ist sehr klar im Kopf. Das hilft, um einen jungen Spieler in solche Aufgaben schicken zu können. Er hat eine gute Persönlichkeit. Dass er nun mal bei uns spielt, dann wieder in der U21, wird kein Problem für ihn sein, eben, weil er derart klar im Kopf ist.»

Und das äussert sich auch in seinem ersten internationalen Interview, das der KV-Lehrling gibt, der in seinem letzten Jahr steht und das Praktikum auf der YB-Geschäftsstelle absolviert. Er legt doch tatsächlich die Sätze hin: «Ich habe sicher eine gewisse Intuition. Dadurch sehe ich gewisse Sachen voraus, so dass ich gut antizipieren kann.» Okay…

«Es kommt so, wie es kommt.»

Auch Captain Fabian Lustenberger bescheinigt ihm bereits eine gewisse Reife, wodurch man ihm den Ball spielen könne mit der Gewissheit, dass dann etwas Gutes herauskomme. «Wenn ich kein Selbstvertrauen von der Mannschaft erhalten würde, könnte ich nicht solch ein gutes Spiel machen. Jeder Spieler kommt zu mir und sagt mir: Du kannst das!», sagt der junge Mann mit der Rückennummer 60. Schlusssatz: «Jetzt muss ich so weiterfahren, dann kommt es so, wie es kommt.»

Fabian Rieder. Das neue YB-Kronjuwel. Aber auch: Eine Wohltat in diesem Business, in welchem Spieler auf Konformität getrimmt werden.

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