Fast 10 Jahre lang sass Sepp Blatter auf dem Chefsessel hinter dem massiven Schreibtisch mit dem Schweizer Fähnchen am Fifa-Hauptsitz. 2006 ging der Fifa-Umzug an den Sonnenberg über die Bühne, 400 Leute arbeiten dort.
Jetzt steht für den Präsidenten wieder eine Züglete an, allerdings eine unfreiwillige. Sepp Blatter wurde von der Ethik-Kommission für 90 Tage suspendiert, sein Büro musste er sofort verlassen. Den Ort, wo Arbeitstier Blatter täglich 14 Stunden verbrachte. Wo er den Tag um sieben Uhr morgens jeweils mit einem Tänzchen begann - zu Musik aus einer rund 6000 Fr teuren Bang & Olufsen-Stereoanlage.
Für den Chef des Weltfussballs gehört ein bisschen Luxus dazu: Ein Riesen-Bildschirm, sein Eames-Sessel kostet rund 5000 Fr, die übrigen Stühle im Büro schlagen mit 3000 Fr zu Buche, die Eileen-Gray-Beistelltischchen mit je 600 Fr.
Das Teuerste im Büro ist Blatter allerdings das Bild seiner Enkelin Selena (12). Und die unzähligen Erinnerungen an seine lange Karriere bei der Fifa, deren Präsident er seit 1998 ist. Urkunden und Trophäen an der Wand, ein Bild mit Nelson Mandela, die Miniatur-Ausgabe des WM-Balls «Teamgeist» von 2006 und auch der «Europass» von der «Heim-EM» 2008. Und natürlich eine Kopie des WM-Pokals sowie Wallis-Wimpel.
Es war allerdings auch in diesem Raum, wo es zum endgültigen Bruch mit Michel Platini kam, wie Blatter diesen Sommer erzählte: «Er hat mich um ein persönliches Gespräch gebeten. Also gingen wir in mein Büro. Er zog sein Jackett aus, streckte sich gemütlich aus und sagte: ‹Lass uns einen guten Whisky unter Freunden trinken.› Ich erwiderte: Nein, keinen Whisky, aber ich höre dir zu. Und dann meinte er allen Ernstes: ‹Sepp, du machst den Kongress und am Schluss gibst du bekannt, dass du zurücktrittst. Du bekommst ein gigantisches Fest und dein Büro hier bei der Fifa kannst du behalten.›»
Jetzt wurde Sepp Blatter daraus vertrieben. Für immer? (zeb)