Am 12. Dezember meldete ihn die Familie als vermisst. Drei Wochen später herrscht traurige Gewissheit. Steve Gohouri (†34) ist tot. Der frühere Spieler von Yverdon, Vaduz, YB und Gladbach wird am Silvestertag leblos im Rhein bei Krefeld entdeckt. Gestern vermeldet die Polizei Düsseldorf offiziell, dass es sich bei der Leiche um den vermissten Ivorer handelt.
Eine Obduktion ergab keine Gewalteinwirkung Dritter, es deutet also alles auf einen Selbstmord hin. Sah der lebensfrohe Verteidiger keinen anderen Ausweg mehr? Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, dass Gohouri an falsche Freunde geraten war und in grossen Geldproblemen steckte. Ein Hinweis auf Geldsorgen war auch der Transfer Anfang Dezember zum TSV Steinbach in den Regionalliga-Abstiegskampf.
Dass Gohouri die Umstellung von einem in den Pariser Banlieues aufgewachsenen Immigrantenkind zu einem Profikicker mit Topsalär nicht leicht fiel, war schon früher bekannt. Bei YB hinterliess er ein Zimmer voller nur einmal getragenen Designerklamotten. In den Diskotheken war er stets Stammgast. Der «Kölner Express» will zudem von Hinweisen wissen, dass Gohouri zum Zeitpunkt seines Todes unter Drogeneinfluss gestanden habe.
Aber bis zuletzt haben Familie, Freunde und Bekannte gehofft, dass Gohouri wieder unversehrt auftaucht. Auch in der Schweiz. Viele Kollegen hatten den herzensguten Fussballer nie vergessen und auch den Kontakt nicht verloren. Noch am 31. Dezember richtete Ex-YB-Star Carlos Varela im BLICK einen bewegenden Aufruf an seinen Freund: «Steve, bitte melde dich!»
Leider umsonst. Gestern macht die schlimme Todesnachricht rasch die Runde. Varela kann nur sagen: «Das ist ganz schlimm. Mir fehlen die Worte.» Auch viele andere Weggefährten zeigen sich gegenüber SonntagsBlick erschüttert.
Ex-YB-Trainer Bidu Zaugg: «Das gibt einem zu denken, auch wenn ich die Gründe nicht kenne. Ich habe Steve damals bei YB als willigen und ehrgeizigen Spieler und als lebensfrohen Menschen kennengelernt.»
Hakan Yakin: «Diese Nachricht trifft mich sehr. Steve war ein lebensfroher Mensch mit einer positiven Ausstrahlung. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen.»
YB-Teamkollege Gürkan Sermeter: «Das macht mich sehr traurig. Er war immer so lebensfroh, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Steve war ein toller Mensch und ein toller Fussballer. Weshalb er gestorben ist, interessiert mich nicht. Die Tatsache, dass er nicht mehr da ist, tut sehr weh. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen.»
Berater Christoph Graf brachte Gohouri unter anderem bei Gladbach und bei Wigan unter. Er sagt: «Das ist traurig. Steve war ein sehr lebenslustiger Typ. Er hatte ein unglaublicher Potential als Fussballer. Hätte er sich immer topseriös auf den Fussball konzentriert, wäre er wohl bei einem ganz grossen Klub gelandet. Er war vielleicht etwas leichtgläubig, aber trotzdem ein liebenswürdiger und intelligenter Typ.»
Vor seinem Durchbruch bei YB spielte Gohouri zwei Jahre bei Vaduz. Captain Franz Burgmeier: «Das ist wirklich traurig. Es war eine super Zeit mit ihm, er war immer gut drauf. Er hat mich oft vor dem Training abgeholt. Im Auto hat er immer HipHop gehört und lauthals mitgesungen! Das waren lustige Szenen. Er war bei uns als gelernter Stürmer Verteidiger und hat noch ab und zu im Sturm gespielt. Einmal hat er so in einem Heimspiel gegen Luzern zwei Tore gemacht.»
Verteidiger-Kollege Daniel Hasler: «Diese Nachricht erwischt mich auf dem falschen Fuss, das ist ein Schock. Mir bleibt er als extrem lustiger Mensch in Erinnerung, der immer für einen Jux gut war. Er war sehr schnell, super im Kopfball und körperlich top. Bei uns konnte er alleine den Unterschied machen. Ich glaube, es war Martin Andermatt, der ihn vom Stürmer zum Innenverteidiger umgewandelt hat. Aber er hatte immer Offensivdrang. Einmal hat er von ganz hinten losgedribbelt und sie dann vorne gemacht.»
Gohouris erste Station in der Schweiz ist Yverdon. Der damalige Spieler Pascal Renfer: «Das ist ein Riesenschock. Als er vermisst wurde, habe ich noch gehofft, dass trotzdem alles gut herauskommt. Er war ein sehr offener Mensch und ein Stimmungsmacher. Wir waren Sturmpartner. Später habe ich oft direkt gegen ihn gespielt, weil er Verteidiger wurde. In einer Winterpause war ich mal ein paar Tage in Paris, er hat für mich das Hotel und das Ausgangsprogramm organisiert.»
Auch Winterthur-Stürmer Patrick Bengondo kannte Gohouri gut. Er sagt, den Tränen nahe: «Das ist eine Katastrophe. Es tut richtig weh, mir hat es die Luft abgeschnürt. Bis zuletzt habe ich gehofft, dass er wieder zurückkommt. Ich kann es nicht verstehen, Steve war so ein lebensfroher Mensch. Das passt nicht zum ihm, er hat doch immer für seine Familie gesorgt. Er hat überall Party gemacht.»
Die Frage bleibt: Warum, Steve?