«Habe meine Verträge immer mit Handschlag abgemacht»
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Urs Meier nach ZDF-Aus:«Habe meine Verträge immer mit Handschlag abgemacht»

Ex-Spitzenschiri
Jetzt packt Urs Meier zum ZDF-Zoff aus!

Ex-Spitzenschiedsrichter Urs Meier (62) war 15 Jahre lang beim ZDF und wurde abgesägt. Warum er nun klagt, was er stillos fand und welche Rolle seine Frau spielte.
Publiziert: 07.01.2022 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2022 um 17:55 Uhr
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Legendär beim ZDF: Urs Meier mit Moderator Johannes B. Kerner (l.) und Trainer Jürgen Klopp (Mitte).
Interview: Andreas Böni

Urs Meier, Sie leben im spanischen Marbella. Wie ist die Corona-Lage bei Ihnen?
Urs Meier:
Ähnlich wie überall, die Zahlen steigen und im Restaurant braucht man ein Zertifikat. Aber es ist nicht mehr so schlimm wie letztes Jahr. Ich selber habe die ganze Hütte voll, von Schwiegereltern über Schwägerinnen und Schwager mit Familie sind alle hier. Wir haben eine gute Zeit.

Weniger harmonisch verlief Ihre Trennung vom ZDF. Sie waren 15 Jahre lang Schiri-Experte. Warum endet nun alles im Streit?
Schauen Sie, ich bin ja auch nicht blauäugig. Ich habe nicht erwartet, dass ich mit 100 Jahren noch Schiri-Experte beim ZDF sein werde. Aber die Art und Weise, die hat mich menschlich sehr enttäuscht. Ich war der langjährigste externe Experte, da wünschst Du Dir, dass Du durch die grosse Türe gehen kannst, und Dich nicht durch die kleine davonschleichen musst. Wenn man 15 Jahre vertrauensvoll zusammenarbeitete, erwartet man einen anderen Umgang und nicht, so schlecht verabschiedet zu werden.

Erzählen Sie mal, was vorfiel.
Im Dezember 2019 besprachen wir die EM 2020. Das machten wir immer so, der Vertrag kam dann jeweils erst im April oder Mai darauf. Wir haben besprochen, wie das Turnier ablaufen soll, es wurden dann jeweils im Frühjahr Foto-Aufnahmen in Hamburg gemacht, es gab einen Pressetermin. Schnell war auch klar, welche Spiele ARD und welche ZDF überträgt. So wusste ich, wann ich im Sommer 2020 arbeiten muss. Nur verschob sich dann ja alles um ein Jahr.

Und Sie gingen davon aus, dass man es einfach 1:1 aus der Planung 2020 übernimmt.
Korrekt. Es brauchte ja keine Sitzung mehr. Ich wurde aber quasi abgesägt, ohne es zu merken. Im März 2021 sagte meine Frau zu mir, sie fände es komisch, es sei zu ruhig. Ich sagte ihr, sie solle sich beruhigen, natürlich sei ich beim ZDF weiter dabei, es sei immer alles so vertrauensvoll geregelt. Sie schrieb trotzdem eine Mail ans ZDF. Und dann kam die Antwort sinngemäss, ob noch niemand mit mir geredet habe...

Wie ging es weiter?
Man rief mich an und fragte, ob ich zum Sender nach Mainz kommen könnte. Und dort sagte man mir dann, dass man den deutschen Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe als Experte verpflichtet habe.

Nun fordern Sie vor Gericht 20'000 bis 30'000 Euro Ausfallentschädigung, korrekt?
Der Betrag spielt eigentlich keine Rolle. Ich bin einfach enttäuscht. Schauen Sie: Ich hatte jahrelang Küchen- und Haushaltsgeräte verkauft. Für mich ist ein Deal ein Deal, wenn man sich die Hand gibt. Ein Handschlag-Vertrag gilt und ist wichtig in einer vertrauensvollen Beziehung. Nun will ich natürlich den Ausfall entschädigt haben. Zumal ich auch Vorträge wegen der blockierten Termine nicht annehmen konnte.

Über was reden Sie in Ihren Vorträgen?
Über Entscheidungen, Fairplay und Persönlichkeitswerte. Und dann mache ich mit einem deutschen Journalisten auch noch einen Urs-Meier-Podcast, der mir sehr viel Spass macht.

Was haben Sie stattdessen während der EM-Zeit gemacht?
Viel Fussball geschaut.

Wie gefiel Ihnen Ihr Nachfolger Manuel Gräfe?
Der macht das sehr gut, um ihn gehts gar nicht.

Das sagt das ZDF

«Herr Meier ist ein vom ZDF geschätzter Fussball-Experte, mit dem in der Vergangenheit eine gute Zusammenarbeit bestand. Für die Europameisterschaft 2020, die in das Jahr 2021 verschoben wurde, hatte sich das ZDF entschieden, Herrn Meier für die Berichterstattung nicht einzusetzen und ihm dies frühzeitig und ordnungsgemäss mitgeteilt. Ein Vertrag ist mit Herrn Meier hierzu nicht geschlossen worden», teilte das ZDF der «Bild-Zeitung» mit.

«Herr Meier ist ein vom ZDF geschätzter Fussball-Experte, mit dem in der Vergangenheit eine gute Zusammenarbeit bestand. Für die Europameisterschaft 2020, die in das Jahr 2021 verschoben wurde, hatte sich das ZDF entschieden, Herrn Meier für die Berichterstattung nicht einzusetzen und ihm dies frühzeitig und ordnungsgemäss mitgeteilt. Ein Vertrag ist mit Herrn Meier hierzu nicht geschlossen worden», teilte das ZDF der «Bild-Zeitung» mit.

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