BLICK: Beg Ferati, es hiess, Sie seien nicht mal mehr im U21-Kader von Sion...
Beg Ferati: ... das stimmt nicht. Ich trainiere in der U21, alles normal. Zuletzt musste ich einfach pausieren, weil ich mir einen Muskelfaserriss zugezogen habe.
Aber es stimmt, dass Sion-Präsident Christian Constantin nach dem Spiel gegen den FCB-Nachwuchs Ihnen gesagt hat, dass Sion auch eine Senioren-Mannschaft habe?
Ja, das hat er gesagt. Aber in der Pause. Aber hey, das ist doch kein Problem. Wir sind schliesslich bei Sion! Damit muss man umgehen können und stabil bleiben. Christian Constantin kommt an jedes U21-Spiel und will Leistung sehen. Das ist sein gutes Recht. Und die erste Halbzeit von uns war wirklich sackschwach.
Hat CC nur Sie kritisiert?
Nein, nein. Andere Spieler hat er in seinem Ärger aufgefordert, am nächsten Tag in sein Büro zu kommen, um den Vertrag aufzulösen.
Wäre das keine Alternative für Sie? Immerhin haben Sie trotz Vertrag bis 2018 kaum mehr eine Zukunft bei Sion.
Wir haben darüber gesprochen, konnten uns aber nicht über eine Vertragsauflösung einigen. Solange mein Vertrag läuft, schulde ich dem Verein Loyalität und werde meine Leistungen bringen. Wie es dann weitergeht, kann ich noch nicht sagen: Im Fussball ist immer alles in Bewegung, da kann man nicht langfristig planen.
CC sagte, Sie müssten sich Gedanken darüber machen, mit dem Spitzenfussball abzuschliessen. Was sagen Sie dazu?
Das ist seine Meinung und die Aussage war im Nachgang zu jenem Spiel gegen den FCB-Nachwuchs. Meine Visionen sehen anders aus. Fussball ist mein Beruf und meine Leidenschaft. Ich bin mit 30 in einem super Alter und habe sicher noch vier, fünf Jahre vor mir. Ich habe noch voll Lust auf Fussball und fühle mich gut.
CC hat auch gesagt, Sie hätten derart viele Medikamente schlucken müssen, dass Sie aufgegangen seien wie ein Weggli. Nicht gerade die feine Art!
Das hat er doch einfach so daher gesagt. Im Fussball werden die Spieler nach einer schlechten Leistung nicht mit Samthandschuhen angefasst – zu Recht. CC fordert immer volle Leistung und ist wütend, wenn die nicht gebracht wird. Das ist eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Deswegen bin ich nicht beleidigt. Man muss solche Dinge auch mit Humor nehmen. Ich hatte nie Probleme mit ihm.
Sie erkrankten im Sommer 2014 an Pfeifferschem Drüsenfieber. Wie merkten Sie, dass Sie krank sind?
Ich habe schon während der Rückrunde gemerkt, dass etwas nicht stimmen kann. Ich war immer müde, richtig schlapp. Dennoch habe ich immer gespielt. Im Sommertrainingslager in Crans Montana wurde es dann so schlimm, dass ich nach Hause musste. Da ist die Krankheit dann ausgebrochen. Ich hatte tagelang Fieberschübe, war richtig K.o. Ausser schmerz- und fiebersenkenden Mitteln musste ich aber nie Medikamente einnehmen. Die Krankheit ist ausgeheilt, ohne gesundheitliche oder körperliche Folgen.
Seither waren Sie in die Challenge League ausgeliehen oder spielten im Nachwuchs. Es heisst, Sie hätten nie mehr Ihr vorheriges Niveau erreicht.
Diese Aussagen stimmen nicht. Fussballspielen kann ich. Die Basis, die Fitness und die Lust am Spiel sind da, die Erfahrung auch. Was ich jetzt brauche, ist Vertrauen und Spielpraxis. Eine Mannschaft, die mir die Chance gibt und auch die nötige Zeit.
Noch vor sechs Jahren haben Sie in der Nati debütiert und zu Freiburg in die Bundesliga gewechselt. Damals hatten Sie sich Ihre Zukunft wohl anders ausgemalt?
Klar. Ich wollte in der Bundesliga durchstarten, träumte von vielen Nati-Einsätzen. Aber das ist doch normal, man muss doch träumen. Und ich war ja auch nahe dran: Zu Beginn habe ich bei Freiburg ja gespielt. Dann habe ich mich leider verletzt und wieder zurückgekämpft. Dann kam der Trainerwechsel und ich habe mich erneut verletzt und die Vorbereitung verpasst. Wenn man in der Bundesliga die Vorbereitung verpasst, wird es sehr schwierig.
Aus heutiger Sicht wären Sie damals wohl lieber beim FCB geblieben, hätten Champions League gespielt?
Eigentlich ist Freiburg ja ein guter Schritt. Ein kleiner, gut geführter Verein in der Bundesliga, der einen guten Ruf geniesst. Aber klar, hätte ich damals genau gewusst, wie alles kommt, wäre ich beim FCB geblieben. Eine Rückkehr zum FCB wäre auch heute wieder eine Traumvorstellung. Das ist so eine Sache: Einige haben mehr Glück, andere weniger.
Am Biss hat es Ihnen nie gefehlt?
Nein. Sorry, aber ohne Biss spielt niemand Champions League.