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Ex-Nati-Spieler Grünig (76) nervt sich über Lockdown
«Man spielt die Jungen gegen die Alten aus»

Der ehemalige Nati-Spieler Kurt Grünig erklärt, weshalb er zurzeit in seinem Ferienhaus im Tessin lebt und weshalb er nicht nachvollziehen kann, dass die über 65-Jährigen nicht mehr einkaufen dürfen.
Publiziert: 07.04.2020 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2020 um 13:55 Uhr
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Der ehemalige Nati-Spieler Kurt Grünig lebt zurzeit trotz Coronavirus in seinem Ferienhaus im Tessin.
Foto: Nick Soland
Michael Wegmann

BLICK: Kurt Grünig, wie geht es Ihnen?
Kurt Grünig: Uns geht es gut, danke. Meine Frau und ich sind in unserem Haus am Lago Maggiore.

Sie sind im Tessin? Die Tessiner haben die Deutschschweizer doch gebeten, nicht wie üblich an Ostern zu ihnen zu reisen.
Wir sind nicht zu Ostern hergefahren. Wir sind schon seit Februar hier. Lange bevor der Lockdown ausgerufen wurde.

Was machen Sie im Tessin?
Wir sind jedes Jahr zu dieser Zeit hier. Ich geniesse den Garten und das Wetter. Mehr darf ich ja nicht tun, ich halte mich an alle Regeln. Obwohl ich diese teilweise überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Was meinen Sie konkret?
Da gibt es einige Fragen: Warum dürfen die grossen Läden noch offen haben und die kleineren müssen schliessen? Warum darf ein Gärtner im Tessin nicht mehr arbeiten? Keine Bäume schneiden, nicht Rasen mähen? So gehen die kleineren Unternehmen kaputt. Warum dürfen Menschen nicht in die Berge fahren? Und warum darf ich nicht einkaufen gehen?

Weil Sie mit Jahrgang 44 zur Risikogruppe gehören.
Ich bin 76 und genug alt, um für mich die Verantwortung selbst zu übernehmen. Dass man pflegebedürftige Menschen in Spitälern oder Altersheimen schützen muss, ist klar. Die meisten von ihnen können sich nicht mehr selber wehren. Aber ich und viele andere in meinem Alter sind gesund, wissen, wie man sich schützen muss und halten sich an die Vorgaben. Ich gehe nicht unter Leute, bin nur mit meiner Frau zusammen. Aber selber einkaufen will ich schon noch dürfen. Uns Alte muss man nicht schützen. Wie wäre es, wenn zum Beispiel am Morgen von 9 bis 11 Uhr nur über 65-Jährige posten dürften? Dann hätte man uns auch separiert. So spielt man doch nur die Jungen gegen die Alten aus.

Haben Sie persönlich keine Angst vor dem Coronavirus?
Nein. Obwohl ich weiss, dass es aggressiv ist. Ich sehe das ganz pragmatisch.

Das heisst?
Ich habe gelesen, dass das durchschnittliche Corona-Todesopfer 83 Jahre alt ist. Irgendwann ist doch das Leben auch mal vorbei. Ich zumindest will nicht hundert werden, am Beatmungsgerät hängen und den Staat nur Geld kosten. An irgendetwas muss man doch sterben. Unsere Gesellschaft ist überaltert.

Sie wollen am liebsten genau so weiterleben wie vor der Corona-Pandemie?
Nein, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiss, dass es für die Politiker im Moment sehr schwierig ist. Dass sie eigentlich nichts richtig machen können. Egal wie sie entscheiden, viele Menschen leiden darunter. Ich finde viele Entscheide und Vorlagen wie Social Distancing, das Veranstaltungsverbot, und so weiter gut. Aber ich bin dagegen, dass man Menschen bevormundet. Stellen Sie sich vor: Sie sind 65 und dürfen nicht mehr einkaufen. Ihr 64-jähriger Kumpel jedoch schon. Es ist doch nicht möglich, dass alle ab 65 wie Kranke angesehen werden.

Vermissen Sie eigentlich den Fussball?
Sicher. Vor allem die Zusammenkünfte mit den ehemaligen FCZ-Mitspielern, die ich jeweils organisiere. Vielleicht kehrt ja nach dieser Krise auch wieder ein bisschen Normalität ins Fussballbusiness ein. Denn diese Transfer- und Lohnsummen sind längst nicht mehr normal. Ich bin für eine Lohnobergrenze oder ein Draft-System. Damit die grossen Klubs die kleinen nicht weiter auffressen können.

Das ist Kurt Grünig

Kurt Grünig wurde am 13. März 1944 in Thun geboren. Er trat 1978 als dienstältester Nationalliga-Spieler zurück, spielte für Thun, YB, St. Gallen, FC Zürich, Winterthur und die Young Fellows. Grünig lief für die Schweizer Nationalmannschaft auf, wurde mit St. Gallen und zweimal mit dem FCZ Cupsieger und führte gegen Ende seiner langen Karriere die Young Fellows in die damalige NLA.

Kurt Grünig wurde am 13. März 1944 in Thun geboren. Er trat 1978 als dienstältester Nationalliga-Spieler zurück, spielte für Thun, YB, St. Gallen, FC Zürich, Winterthur und die Young Fellows. Grünig lief für die Schweizer Nationalmannschaft auf, wurde mit St. Gallen und zweimal mit dem FCZ Cupsieger und führte gegen Ende seiner langen Karriere die Young Fellows in die damalige NLA.

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